19.10.2022-KK

Die WM der Nachwuchsstars und „Die Klasse von 2018“

Zum Auftakt der Weltmeisterschaft der Jungen Vielseitigkeitspferde haben heute alle Pferde die beiden ersten Verfassungsprüfungen erfolgreich absolviert. Kein Pferd kam in die Holding-Box, keines musste ein zweites Mal vorgeführt werden.

Es ist angerichtet, hier im Anjou. Alles ist vorbereitet für den richtigen Start morgen um 9 Uhr. Das Grün ist deutlich satter als vor einigen Wochen in Haras du Pin, dennoch wird die Geländestrecke weiterhin mit großem Gefährt gewässert. Die kleine Zuschauertribüne am „Laufsteg“ war gut gefüllt, die Nachwuchstalente ziehen doch jedes Jahr wieder viele Menschen an. Passend dazu kam in der letzten Woche die Pressemitteilung, dass hier auch in den nächsten beiden Jahren die Junge Pferde-WM ausgerichtet werden wird.

Alls erstes deutsches Paar werden Lillet und Andreas Dibowski um 9:49 Uhr die Dressuraufgabe absolvieren, Tullibards tick the Boxes und Pauline Knorr folgen um 10:27 Uhr, Dia Divina FRH und Nadine Marzahl am Freitag um 11:54 Uhr.

Bei den älteren Pferden beginnen aus D-Sicht Ris de Talm und Antonia Baumgart morgen um 14:34 Uhr. Am Freitag folgen um 13:07 Uhr Chintonic und Julia Krajewski, um 15:02 Uhr Very Special und Brandon Schäfer-Gehrau sowie die Titelverteidiger- innen Lagona OLD und Anna Lena Schaaf (links) um 15:33 Uhr.


Heute ist der passende Tag, vier Jahre zurückzublicken auf „Die Klasse von 2018“ des Jahrgangs 2011 und die Entwicklung, die diese Pferde genommen haben. Strahlende Siegerin war Asha P, die mittlerweile das Sponsor-Präfix SAP trägt. Nach einem zweiten Platz in der Dressur brachte sie mit Ingrid Klimke die Bewertung aus dem Viereck über die Ziellinie des Springens. In 2019 ging es auf dem Erfolgsweg weiter:

Nach zwei Einlaufprüfungen im Frühjahr folgte für die braune Askari x Heraldik xx-Tochter aus der Zucht der Pietscher GbR in Luhmühlen der erste 4*-Start, der Ingrid den Titel Deutsche Vizemeisterin einbrachte. Ein Jahr drauf war der „Vize“ weg, Asha und Ingrid wurden nationale Titelträgerinnen. Der Saisonhöhepunkt in 2019 war die frühzeitige Championatsqualifikation beim Herbstklassiker in Boekelo.

Für 2020 verzeichnet die FEI-Datenbank vier internationale Starts mit zwei Platzierungen in Kronenberg (4. - 3*-S) und Strzegom (2. im Nationenpreis - 4*-S) sowie die beiden Siege in Luhmühlen (4*-S mit der Deutschen Meisterschaft) und im November in Pratoni del Vivaro (4*-L). National folgte im Januar 2021 eine Platzierung in einer M-Dressur, danach riss verletzungsbedingt die Erfolgsserie. Nach einem weiteren Unfall hatte sich auch die Saison 2022 schon vor dem Beginn erledigt. Nebenbei bemerkt: Vor ihrer Sportkarriere brachte Asha P mit dem Landos x Casall-Sohn Lyjanero die heute 7-jährige Lyjanera P, die selber schon Geländepferdeprüfungen A & L gewonnen hat und im Parcours bis S platziert ist.


54.000 £ war der bisher höchste Einzelgeldpreis für den 2018-Runner Up Capels Hollow Drift (ISH von Shannondale Sarco x Lucky Gift) für seinen zweiten Platz in Burghley vor einigen Wochen. Bereits im Frühjahr war er mit seinem Le Lion-Reiter Tom Jackson (GBR) in Badminton platziert.


Ebenfalls 5*-platziert sind die dritten aus 2018: Babylon de Gamma (SF von Mylord Carthago x Happy Vergoignan) und Astier Nicolas (FRA), die 2019 und 2022 in Blair Castle 4*-S gewinnen konnten.


Leipheimer van’t Verahof (BWP von Vigo d’Ars x South Gale xx) wird nach seinem 4.-Le Lion-Platz weiterhin von Karin Donckers (BEL) geritten, ist bis 4*-L platziert und war als 19. bei der letzten Euro in Avenches noch „im Geld“.


Apropos Euro: Aktuelle Europameister sind JL Dublin (Holsteiner von Diarado x Cantano aus der Zucht von Volker Göttsche-Götze) und Nicola Wilson (GBR), die 2018 in Le Lion mit dem Dressurergebnis plus eines Springfehlers fünfte wurden. Nach einem schweren Sturz in Badminton 2022 und dem Rücktritt Nicolas vom Leistungssport wird JL Dublin aktuell von Tom McEwen (GBR) erfolgreich geritten. Lediglich eine zu schnelle Geländerunde verhinderte den Sieg in Boekelo vor zwei Wochen.


Zu den in 2018 platzierten Pferden aus den deutschen Zuchtgebieten gehörten noch QC Chica Leena (Oldenburgerin von Checkland x Contender aus der Zucht von Franz-Rudolf Sanktjohanser  -  12. mit Lara de Liedekerke-Meier (BEL), die Le Lion bereits 2017 mit dem Dressurergebnis beendet hatten) und Amazing Prince (Bild links - Trakehner von Prince Patmos x Heraldik xx aus der Zucht der Philipp GbR  -  15. mit Stephanie Böhe nach dem 56. Platz in der Dressur).

Sportlich war Chica Leena bis 4*-S erfolgreich, ehe sie nach einer Verletzung eine zweite Karriere als Zuchtstute begann. Kai-Steffen Meier: „Da Chica Leena Oldenburger Diamantring-Stute ist, hat der Besitzer nach einer Sportverletzung entschieden, ein Fohlen aus ihr zu ziehen. Dieses Fohlen war außerordentlich gut und der Besitzer wird sie weiter in der Zucht halten.“ Nach dem WM-Erfolg wechselte Amazing Prince zunächst in den Beritt von Kai-Steffen Meier: „Er war ein interessantes Pferd, ein schöner Athlet und ein tolles Geländepferd, das ich zwei Jahre reiten konnte.“ In 2022 war erst Lara Philipp mit Platzierungen in nationalen L-Prüfungen unterwegs, ehe der mittlerweile mit dem TSF-Suffix versehene Wallach wieder in den Stall von Stephanie Böhe wechselte.


Bei Quadro Porte (Oldenburger von Quadros aus einer Vollblutmutter von Jape xx; Züchterin ist Evgenia Gurfinkel) verhinderte ein Abwurf im Springen eine mögliche WM-Platzierung des Dritten des Bundeschampionates 2017. Sandra Auffarth erzählte in Boekelo: „Ich erinnere mich noch an die super Geländerunde von Le Lion. Er hat das alles toll gemacht und ist sogar in die Zeit galoppiert. Vor der neuen Saison haben wir ihn dann ins Ausland verkauft und heute habe ich den Faden zu ihm verloren.“


Drei Springfehler katapultierten Corouet (Oldenburger von Balou de Rouet x Lovis Corinth) mit Züchterin und Reiterin Sarah Bullimore (GBR) am Sonntag vom 4. auf den 24. Rang direkt hinter Quadro Porte. Wie seine Mutter Lilly Corinne ist Corouet nun bis 5* erfolgreich und sorgte für die Euro-Bronzemedaille aus Avenches in der Vitrine im Hause Bullimore.

Auf Platz 10 stand in der Avenches-Siegerehrung Monkeying Around (Hannoveraner von Bertoli W x Donnerhall aus der Zucht von Christian Heinrich), der mit Izzy Taylor bereits drei 4*-Prüfungen gewinnen konnte. In Le Lion hätten die Dressur, das Springen und das Tempo im Cross für den zweiten Platz hinter Asha gereicht  -  20 Geländepunkte mussten allerdings noch addiert werden.

Unter amerikanischer Flagge war Quantum Leap (DSP-Wallach von Quite Capitol x Corporate Report aus der Zucht von Elizabeth Callahan) in Frankreich mit Douglas Payne am Start. Zwei Abwürfe im Parcours waren zu viel für die Platzierungsränge. Beide sind immer noch ein Paar und mittlerweile in Elkton und Lexington dreifach 5* platziert.



Mit der roten Laterne aus der Dressur war 2018 The Phantom of the Opera (Holsteiner von Quo Vados x Peking Opera xx aus der Zucht von Peter Fick) mit Stephanie Böhe ins Gelände gestartet und nach einer fehlerfreien Runde bis ins Mittelfeld aufgestiegen. Mit zwei Abwürfen am Sonntag gab es in der Rangierung nur noch eine kosmetische Korrektur. In den beiden Jahren danach waren sie bis 3* platziert, ehe der auffällig gezeichnete Wallach 2021 von Sandra Auffarth weiter ausgebildet wurde und erste 4*-Erfolge auf seinem Konto verbuchen konnte. „Durch einen glücklichen Umstand“ so die Aussage des neuen Jockeys Calvin Böckmann konnte er den Fuchs Anfang 2022 nach Lastrup holen und aus Arville sowie aus Liegnières die ersten 4*-Schleifen mit nach Hause nehmen.


In Frankreich gezüchtet, in Zweibrücken gebrannt, das ist Chaina de la Nee (von Cheyenne de la Nee x Araconit; Züchter Gerard Hoffarth), die mit Mathieu Chombart (FRA) im Mittelfeld landete und später in Frankreich auf nationalen Turnieren noch einige Schleifen sammelte.

Ein weiteres Pferd aus deutscher Zucht war in 2018 der inzwischen mit Joseph Murphy (IRL) bereits 5* platzierte Calmaro (DSP-Wallach von Carpalano x Elsurimo xx aus der Zucht von Hartmut Schack), der in Le Lion von Laura Collett präsentiert wurde und dort im Gelände einen Stopp hatte.


Ankommer-Ergebnisse hatten in Le Lion 2018 Bohannan (Rheinländer von Delamanga x Sir Schölling aus der Zucht von Werner und Heike Pleines - die Spur verliert sich im Herbst 2020) mit Wouter de Cleene (BEL),


Costakovich (Bild links oben - gekörter Holsteiner Hengst von Canoso x Sir Shostakovich xx; Züchter: Gestüt Sprehe - wurde vom Haupt- und Landgestüt Marbach in 2020 auf die Verkaufsliste gesetzt) und Sophie Grieger sowie


Stalliwa T (Bild links unten - Rheinländerin von Sir Stauffenberg x Cartier aus der Zucht von Friedhelm Tillmann - der letzte Turniereinsatz datiert aus Juni 2021) mit Felix Etzel.



Ohne Wertung blieben First Class GS (Hannoveraner Stute von Fürst Nymphenburg x Carismo aus der Zucht von Bernd Gehrdau-Schröder  -  seit Le Lion ist die mütterliche Dark Desire GS-Halbschwester [mit Emma Brüssau Europameisterin der Jungen Reiter) unter dänischer Flagge in 1* und 2*-Prüfungen unterwegs) mit Julia Schmitz (SUI),

Capoliveri (Bild links oben - Holsteiner von Cyrkon xx x Limbus; Züchter Jakob Arfsten  -  Le Lion war sein letzter verzeichneter Einsatz) mit Anna Siemer sowie

Mighty Mr. Magic M (Bild links unten - Oldenburger von Mighty Magic x Cardino; Züchter: Hans-Dieter Meier  -  der nach zwei weiteren Saisons mit dem Züchtersohn nun im belgischen Jugendsport aktiv ist) mit Kai-Steffen Meier.


Choclat (Hannoveraner von Contendro I x Espri aus der Zucht von Eibe Icken; Reiter: Michael Jung) stürzte nach einer Fehleinschätzung eines Grabens, wurde im folgenden Jahr vom Jung-Bereiter Pietro Grandis (ITA) erfolgreich bis 3* geritten (u.a. 7. bei der Ländlichen Euro in Westerstede) und gelangte danach in den Beritt von Joseph Murphy (IRL), mit dem er 3* gewonnen hat und in 4* platziert war.


Neben den Top-5 und den Pferden aus den deutschen Zuchtgebieten sind einige weitere sehr auffällige Pferde in 2018 in Frankreich an den Start gegangen, allen voran der Pratoni del Vivaro-Weltmeister Banzai du Loir (SF von Nouma d’Auzay x Livarot; 26. mit Axel Coutte)  -  auf dem Bild mit Yasmin Ingham (GBR) auf dem Weg zum Weltmeistertitel


Von den 69 Startern des Jahrganges 2011 in Le Lion 2018 haben 28 Geldpreise in 4*-Prüfungen gewonnen, hinzu kommen acht Pferde, die auf dem 5*-Level erfolgreich waren. Aus der besseren Hälfte (35) der finalen Rangierung haben 23 Pferde mindestens 4*-Erfolge. Neun Pferde haben mindestens einen 4*-Sieg, Banzai du Loir dazu den WM-Sieg in Pratoni. Neben ihm waren zehn Pferde bei der WM bzw. den Olympischen Spielen in Tokyo im Einsatz. Demgegenüber stehen zehn Pferde, die weder 2021 noch 2022 in internationalen Vielseitigkeitsprüfungen eingesetzt wurden, für acht weitere war Le Lion 2018 der letzte Auftritt.

Ein dickes DANKESCHÖN an Diana Jung für die Unterstützung bei den Bildern aus 2018!!!

Alle Listen -und später auch die Ergebnisse- hält Worldsporttiming bereit:
https://results.worldsporttiming.com/event/122




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