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Simone Katzer

30.10.2022 - KK

E-I:fokussiert auf Simone Katzer

Es sind noch gut 90 Minuten bis zum Beginn des letzten Vet-Checks vor dem Springen hier in Pau. Die sehr überschaubare deutsche Beteiligung an den „Les 5 Etoiles de Pau“ gibt Freiraum für Eventing-Inside fokussiert. Nach Anna-Katharina Vogel und DSP Quintana P  geht es heute um den Menschen, der die Verbindung zwischen diesen beiden hält.

Seit vielen Jahren ist Simone Katzer weit mehr als eine Pferdepflegerin für Anna, die am Mittwoch anerkannte: „Simone ist von Anfang an einfach immer dabei - und sie ist einfach unersetzlich.“

Eventing-Inside: Simone, wir zwei sitzen hier in Pau, schauen unter der französischen Sonne auf den Abreiteplatz und haben nun endlich Zeit, um einen Menschen vorzustellen, der sonst eher im Hintergrund schafft. Wer ist Simone Katzer und was macht sie so alles?

Simone Katzer: Ich bin jetzt 41 Jahre, verheiratet und Mutter von zwei 16- und 18-jährigen Söhnen. Mit 30-Wochenstunden arbeite als Sekretärin, kümmere mich um die Schulpferde bei uns in Marktoberdorf und mache zwei Mal in der Woche nachmittags bis abends Unterricht.

E-I: Was hat Dich und die Pferde zusammengebracht?

S K: Mit 11 Jahren haben mir meine Eltern einen Schnupperkurs im Schulbetrieb von Marktoberdorf geschenkt und dann hat es nicht mehr aufgehört. Bis zur Geburt der Kinder habe ich ein eigenes Pferd gehabt und bin ein bisschen Springen geritten.

E-I: Reiten Deine Kinder auch?

S K: Die beiden Söhne reiten nicht, die spielen Fußball und sind deswegen mit dem Papa und auf dem Fußballplatz.

E-I: Findet man Dich dort auch wenigstens ab und zu?

S K: Da bin ich sogar oft, also die Zeit nehm‘ ich mir schon. Aber das ist ja jetzt nicht so zeitaufwändig, in eineinhalb Stunden ist da ja alles passiert - also das mit den Pferden, das übertrifft zeitmäßig ja nix.

E-I: Deine Kinder sind schon groß, wie sieht es da mit dem eigenen Pferd aus?

S K: Jetzt nochmal ein eigenes Pferd mit den Kindern und der Arbeit und dem Schulbetrieb - ich wüsste nicht, was ich da genau vernachlässigen wollen würde. Abgesehen davon stehen da ja genug, die sich ja vielleicht freuen, wenn ich komm‘.

E-I: Seit wann gibt es Simone & Anna?

S K: Mit der Anna bin ich unterwegs, seit sie bei uns in Marktoberdorf im Schulbetrieb angefangen hat zu reiten.

Die wichtigen Dinge immer im Blick, hier am Rande der Verfassungsprüfung in Pau

E-I: Wie war Euer Anfang?

S K: Wo das mit der Familie Vogel noch in den kleinen Startlöchern war, habe ich da ja schon den Schulbetrieb gemacht. Der Herr Vogel ist ja erster Vorstand bei uns und da hat es geheißen, kannste die Anna aufs Turnier bringen? Die ist ja noch so klein, aber wir wollen ja auch mal in den Urlaub - oder auf so einen Ponylehrgang oder so. Dann habe ich meine kleinen Kinder ins Auto gepackt, hab‘ die Anna mit ihren Ponys eingeladen, bin mit ihr dann auf den Lehrgang gefahren und Vogels sind weg - und so ging das los. Und dann war das gut mit der Simone und wurde seitdem nicht mehr geändert. Und das ist jetzt so fünfzehn Jahre her.

E-I: Wie hat es sich dann weiter entwickelt?

S K: Mittlerweile bin ich in Annas Leben täglich an ihrer Seite und helfe ihr, wo ich kann, egal ob zuhause mit den Pferden oder wenn es große Turniere sind, bei denen die Mama mit dem LKW mitfährt und ich komme dann meistens mit dem Papa von der Anna nach.

E-I: Was machst Du abseits von den Turnierreisen?

S K: Ich kümmere mich auch zuhause um Annas Pferde, das hat jetzt nichts mit Quintana speziell zu tun, obwohl sie natürlich das ‚High-End-Produkt‘ ist, auch vom Wesen und anderen Dingen. Sie lässt ja auch nicht jeden was machen, sie sucht sich die Menschen auch selber aus, mit denen sie ihre Zeit verbringt. Man versucht, diesem Pferd auch das bestmögliche Drumherum zu geben.  Irgendwie bin ich da reingerutscht und dann klappt das ja meistens ganz gut mit Quintana und mir - auch wenn die Anna mal nicht da ist oder auch mit der Anna, deshalb begleite ich die Anna jetzt auch auf solche Turniere. Zuhause reite ich die Pferde von der Anna mit oder habe auch früher schon mit der Doppellonge gearbeitet - also so die Sachen, wo die Anna nicht zu kommt, weil sie lange dauern und man sich viel Zeit nehmen sollte.

E-I: Anna erzählte, Du seiest auch sonst für sie da.


S K: Manchmal entscheidet die Anna, morgen fahren wir zum Pfitzmann. Dann sage ich meine Wunschabfahrtszeit und die fängt dann meistens in der Früh‘ um zwei an, da wo nur wenig Verkehr ist. Dann geht die Anna auf den Beifahrersitz, studiert, weil, das macht sie ja auch noch, und die Simone fährt dann nach Berlin. Wir trinken einen Kaffee beim Pfitzmann und machen, was wir machen wollten und dann fährt die Simone wieder runter und die Anna studiert weiter, weil, sonst wird es eng die Woche über. Wenn man so viele Pferde hat und nebenbei noch andere Sachen machen muss, dann haben wir halt so einen Deal. Die Anna ist da schon ganz brav, sie vertraut mir ihre Pferde an und sagt mir nicht, was sie gerne haben wollen würde, sondern sie weiß, sie kommt am Montag oder Dienstag wieder, startet dann durch und es klappt alles.

E-I: Das hört sich schon heftig an…

S K: Das ist alles eine Frage der Organisation und der Einstellung.

Quintana first

E-I: Und die Turniere gibt es ja auch noch …

S K: Auch da bin ich fast Mädchen für alles. Ich beantrage jetzt keine ATA für die Einreise in die Schweiz, ich bin jetzt nicht dieser Profistall-Turnier-Groom, es ist nur  mein Hobby. Ich schaue aber, dass die anderen Sachen alle stimmen. Es ist viel Zeit, viel Urlaub und ich muss ja zuhause auch alles für meine Familie regeln, dass mein Mann dann mehr zuhause ist, und der Schulbetrieb zuhause geregelt ist. So läuft das bei uns eher.

E-I: Kannst Du Dich noch an Euer erstes gemeinsames Championat erinnern? 

S K: Bei der Pony-Euro waren meine Kinder noch zu klein, in Jardy war ich nur mit Quintana, dann müsste es noch später gewesen sein… Es war die Euro in Luhmühlen, das war tatsächlich das erste gemeinsame Championat. Das war dort auch wieder alles sehr speziell. Meine Familie ist vorher in den Urlaub geflogen, den hatten wir ja schon gebucht. Die haben aber gesagt, dass das etwas ganz besonderes ist und ich da mit muss.

E-I: Ist es immer noch Dein erster Mann?

Lautes Lachen - S K: Ja, ich glaube, er hat sich daran gewöhnt. Ich bin ja nach Luhmühlen auch noch gekommen und wir haben zusammen Urlaub gemacht.

Und sie lacht immer noch.

E-I: Ist Quintana Dein Lieblingspferd?

Im realen Leben kam jetzt eine kleine Pause - S K: Quintana speziell ist einmalig. Sie ist das einzige Pferd, mit der ich mit der Taschenlampe in der Früh‘ um sieben durch die ganzen Büsche renn‘, einfach weil sie das so mag und weil sie das so braucht. Andere sind da nicht unbedingt so zutraulich, dass sie mich leben lassen, wenn da irgendwo was flattert. Aber sie läuft neben mir her und genießt das. Ich weiß ja auch nicht, ob man das mit jedem Pferd so machen muss. Zuhause reite ich tatsächlich Lucky Bon Bini lieber, aber so vom Umgang und vom Stallaufenthalt um vom Turnierleben ist Quintana schon High-End. Sie ist einfach brav und liebt es mit den Turnieren, weil sie da meistens die einzige ist.

E-I: Anna hat sie gestern als Prinzessin bezeichnet …

S K: Absolut, hier bekommt sie abgekochtes Wasser, weil der Chlorgeruch stört. Sie läuft auch hier mit mir mit der Taschenlampe und solche Sachen halt.

E-I: Hast Du ein Lieblingsturnier, so eines, auf dass Du Dich am Anfang der Saison schon freust?

S K: Also, Jardy fand ich schon krass, da war einfach alles da. Man versucht ja, dass in seine Freizeit mit einzubauen und das mit Paris, mit Schloss Versailles, das war schon ziemlich krass. Oder auch hier, wir waren da in Biarritz am Meer. Solche Sachen find‘ ich schon ziemlich lustig. Wir rennen ja nicht sieben Tage in irgendwelchem Matsche-Pampe-Sand oder in Pferdescheiße rum, sondern schauen schon, was ist hier schön, was kann man noch mit einbauen und man freut sich dann daran. Luhmühlen ist auch schön, das war auch der absolute Hammer, auch weil es halt kein Vergleich zu dem ist, was daheim alles so ist. Die Turniere bei uns in Bayern, da denkste wirklich eiaei, wenn du den Vergleich zu dem hast.

E-I: Welche Besonderheiten hat Anna für Dich?

S K: Oh, Anna ist sehr speziell, wie Quintana.

Und sie lacht wieder laut.

S K: Im Vordergrund stehen bei Anna immer diese ganzen Pferde und der Anna geht es erst dann gut, wenn sie weiß, dass es denen alle gut geht. Vorher kannst du sie nicht beruhigen, die macht da nix für sich, es geht nur um ihre Pferde. Immer ihre Pferde zuerst, dann kommt lange gar nichts, sie auch nicht. Ich war letzten Donnerstag noch mit ihr im Wellness-Tempel. Ich hab‘ ihr gesagt, das ist ja toll, dass deine Pferde besondere Hufeisen kriegen, alle super dastehen und alles poliert ist - aber hast schon mal an dich selber auch gedacht, wie man sich auf so ein Turnier vorbereitet. Dann hab‘ ich in unsere App reingeschrieben, dass sie am Donnerstagnachmittag keine Zeit hat. Sie hat gefragt, was ist denn das für ein Termin, von zwölfe bis um neunzehn Uhr. Ich hab‘ dann nur gesagt, dass sie bis dahin ihre Pferde fertig haben muss. Die Mama kommt am Nachmittag und macht den Rest, dann gehen sie mal aufs Laufband oder auf die Koppel und dann schaust du mal, dass du vielleicht kurz runterkommst, weil, sonst wird’s nix. Das war dann mein vorgezogenes Geburtstagsgeschenk, weil es hier ja bestimmt schwierig mit dem Wellness geworden wäre. Sowas würde sie sich alleine nie gönnen, da käm sie nie auf die Idee. Ich helf‘ dann da ein bisschen nach, weil ich’s sonst doof find‘.

Das Team: DSP Quintana P, Simone Katzer, Anna-Katharina Vogel

E-I: Was ist für Dich das Spezielle an Quintana?

S K: Sie ist eine Kampfsau. Ich kenne kein Pferd, das so kämpft für den, der da draufsitzt. Das habe ich so noch nicht gesehen und vielleicht find‘ ich das auch nicht mehr. Kampfsau klingt jetzt nicht nach Prinzessin, aber du weißt, wie ich das meine.

E-I: Wenn Ihr, also Du, die Anna, Quintana und die anderen Pferde ein Wochenende ohne Turnier habt, was machst Du dann?

S K: Dann reiten wir aus oder longieren oder stellen sie auch mal auf die Koppel.

E-I: Ich hatte jetzt eigentlich gedacht es kommt, ich kümmere mich um meine Familie, ich fahr‘ mal zum Fußballplatz, dann back‘ ich für die…

S K: Ach so. Das mach‘ ich schon auch noch, aber die Pferde wollen ja trotzdem jeden Tag irgendwie raus. Nein, das machen wir schon, wir versuchen, verschiedene Veranstaltungen zu besuchen, auch öfter gemeinsam oder mal getrennt voneinander, also mit meinem Mann und den Kinder. Aber ich geh‘ auch mit der Anna und manchmal gehen auch meine Familie und die Anna wohin, das passiert auch. Aber mein Mann darf auch schöne Sachen machen. Es ist nicht so, dass er nur bei den Kindern zuhause sitzt - so wie sich das jetzt vielleicht anhört. Aber jetzt hat er eine Woche Hausarrest.

E-I: Wenn ihr ganz oder teilweise zusammen Urlaub macht, wo geht’s dann hin?

S K: Mein Mann ist Halb-Italiener, deshalb schon öfter nach Italien und da dann egal wohin. Es kommt eigentlich darauf an ob Hotel oder Campingplatz, da sind wir sehr flexibel. Kroatien kommt noch vor, Frankreich eher nicht. Manchmal fahren wir auch zu viert Ski - und manchmal auch mit der Anna.

E-I: Hast Du schon mal daran gedacht, die Anna zu adoptieren?

S K: Könnt ich machen, gell? Aber solange sie nicht Mama zu mir sagt, geht’s schon. Manchmal ist es schon so, dass ich mich frage, ob sie Hunger hat und man ihr etwas zum Essen machen muss oder ist sie sonst wieder nix. Wenn es um ihre Pferde geht, vergisst sie das schon mal. Es ist nicht nur Quintana oder die Pflegerin - ich versuch schon, dass es rundrum funktioniert.

E-I: Danke, Simone, für die Einblicke in Dein Leben. Es war das Interview mit dem höchsten Lachanteil und hat mir sehr viel Spaß gemacht.

S K: Ich bin schon eine Ausnahme, normal is hier nix, gell?


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