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Mittagspause in Pau:
DSP Quintana P
DSP Brandenburg-Anhalt-Stute *2007 von Quality aus der Lady Sunshine von Landor x Frühlingsbote; Züchterin: Pfitzmann GbR; Besitzerin: Karin Vogel & die Reiterin
mit Anna-Katharina Vogel

27.10.2022 - KK

E-I:fokussiert auf DSP Quintana P

Sie sind in diesem Jahr unsere zweiten 5*-Debütantinnen: DSP Quintana P und Anna-Katharina Vogel haben 1.400 Kilometer hinter sich gebracht, um hier in Pau in die Königsklasse der Eventer aufzusteigen. Sie allein vertreten die deutschen Farben unter der französischen Sonne. Nach dem Anna-Porträt (gestern: https://eventing-inside.de/Pferde-und-Menschen/Anna-Katharina-Vogel/) gehört der Freiraum heute DSP Quintana P mit ihrem Werdegang, ihren Besonderheiten und Ihrer Genetik. In 2007 erblickte das braune Stutfohlen im Stall der Familie Pfitzmann (Löwenberger Land in Brandenburg) das Licht der Welt.

Reiten für Deutschland:
Platz 14. bei der Euro in Luhmühlen 2014

Ihr Vater ist der Quinar x Lantaan-Sohn Quality, der, bis er nach einer Verletzung in 2017 eingegangen ist, auf der Station Gerd Sosath sowohl züchterisch als auch sportlich im Einsatz war. In 13 Saisons sammelte der Quidam de Revel-Enkel im Springparcours 180 Schleifen, darunter über 30 goldene in der schweren Klasse. Zwei Mal war er bei den Bundeschampionaten dabei, als 5-jähriger ging es mit dem 7. Platz zurück nach Lemwerder.

Per Ende 2021 geben bzw. gaben 18 gekörte Söhne und 125 eingetragene Zuchtstuten seine Gene weiter. Die in der FN-Datenbank verzeichneten Sportnachkommen hatten bis zu diesem Zeitpunkt über 560.000 € auf Turnieren gewonnen. Qualitys Mutter vertritt den Stamm 18 B1 und brachte mit Leonid die beiden gekörten Hengste Legendär I & II.

Ebenfalls mit Leonid brachte die Cordelia-Mutter Pracht den Hengst Lionell, der später in Dänemark zum Einsatz kam. Neben DSP Quintana P ist im Vielseitigkeitssport besonders ihr Halbbruder Quality Purdey (Chris Burton) bekannt, der von Helga Rolfs aus der Larina von Leonid x Wahnfried gezüchtet wurde und bis 4* siegreich war, vor drei Jahren in Pau Runner-up wurde und in Deutschland mit zwei Platzierungen in Aachen (2018 2. sowie 2019 3.) auf sich aufmerksam machte.

Die Quintana-Mutter Lady Sunshine während ihrer Sportzeit mit Jörg Christoph Daut
© privat

Ihre Mutter Lady Sunshine von Landor S aus der Frühlingssonne von Frühlingsbote x Dämmerschein xx entstammt auch der Zucht der Familie Pfitzmann. Nach der Geburt von DSP Quintana P begann für Lady Sunshine das Sportlerleben mit mehreren Siegen in nationalen Vielseitigkeitsprüfungen bis zur Klasse L, Platzierungen bis CCI-1* (alt) und Einsätzen bis CIC-2* (alt). Mittlerweile ist sie wieder in der Zucht im Einsatz. Auf ihren nächsten Nachkommen hat Anna-Katharina Vogel schon ein Auge geworfen: Sie kann sich „sehr gut vorstellen“, den 3-jährigen Hengst von Chilli Morning (von Phantomic xx x Kolibri - Bronzemedaillengewinner mit William Fox-Pitt WM 2014 in Caen und Euro 2013 in Malmö sowie Badminton-Sieger 2015) später auszubilden.

Ein Carrico-Sohn aus der Frühlingssonne ist mittlerweile bis CCI-2*-L platziert, natürlich mit Anna… Die Ur-Großmutter Ostersonne xx von Dämmerschein xx hat auf dem Hof der Familie Pfitzmann neben der Quintana-Linie mit Carisma P von Carismo eine zweite begründet, aus der Quintano P (von Quicksilber - das ehemalige Erfolgspferd von Anna), Van Helsing P (von Van Gogh - 14. bei der Euro in Avenches 2021 mit Lea Siegl aus Österreich) und die beiden gekörten Hengste Vulkato von Vulkano und Karl von Linde P von Kannan stammen. Ein Enkel der Carisma P ist Elektric Blue P (von Eldorado van de Zeshoek - mit Max Kühner erfolgreich bis 5*-Springen, im April 9. im Weltcup-Finale in Leipzig und 6. der WM in Herning in diesem Jahr). Aus einer ganz anderen Zuchtlinie der Familie stammt mit Cupido P ein weiteres 5*-Vielseitigkeitspferd, das mit Lea Siegl auf internationalen Turnierplätzen unterwegs ist.

Zur Anpaarung Quality an Lady Sunshine sagt Tobias Pfitzmann: „Quintanas Mutter, Lady Sunshine P, ist eine sehr blütige Stute mit viel Geist und sehr gut am Sprung. Wir machen es eigentlich immer so, dass wir junge qualitätvolle Stuten erst ein oder zwei Jahre in die Zucht nehmen, ehe sie sich dann im Sport beweisen dürfen. Da mich ein Start beim Bundeschampionat nicht unbedingt interessiert, es sei denn, die Reiter der Pferde möchten das unbedingt, passt das ganz gut. Ich persönlich bin der Meinung, dass der Sport erst nach dem Bundeschampionat beginnt. Wir haben Quality als relativ jungen Hengst genutzt, weil die ersten Fohlen bewegungsstark und edel waren und er selbst sehr gut sprang. Was die Springeignung betrifft, mache ich in der Zucht keinerlei Kompromisse, da am Ende die Gesundheit des Reiters daran hängt, gerade wenn die Pferde lange Prüfungen laufen und müde werden.“

Nationenpreis-Dressur in Arville

In bisher 49 gemeinsamen internationalen Prüfungen seit Hambach 2013 hat Anna DSP Quintana P einmal nach der Dressur aus dem Wettbewerb genommen, zwei Mal hatte Quintana entschieden, dass Anna als Fußgängerin den Rückweg aus dem Gelände antreten solle. Die beste Dressur gelang dem Team aus Marktoberdorf mit 28,10 Punkten 2019 beim CCI-2*-S in Frauenfeld, auf dem 4*-Niveau erreichten sie in Marbach 2019 und bei der Euro in Luhmühlen jeweils 32,30 Punkte.

O-Ton Anna: „Meine Eltern wissen, sie können mich losschicken und Quintana bringt mich heile nach Hause.“ Der Blick in die FEI-Datenbank untermauert diese Aussage: 43 der 48 Cross-Runden beendeten sie ohne Hindernisfehler, jeden zweiten Parcours ohne Abwurf. Zwei Siege (CCI-2-S Frauenfeld 2019, CCI-2* (alt) Pallare 2017) und insgesamt 23 Top-10-Resultate stehen in der gemeinsamen Vita. Neun Starts konnten sie mit dem Dressurergebnis beenden und bislang über 13.000 € für Hafer und Möhren von den Veranstaltungen mitnehmen.

Nach ersten Erfolgen mit Sven Wolf in A-Prüfungen gelangte DSP Quintana P im Winter 2012 in den Beritt von Anna: „Ich fand, sie war ein sympathisches Pferd, sie war relativ klein und kompakt und dann habe ich sie bis 8-jährig ausprobiert, bis wir das mit den Besitzverhältnissen geklärt haben und meine Mutter nun im Pferdepass steht.“

Noch einmal Luhmühlen - es heißt ja schließlich Steigbügel, niemand hat jemals von Sitzbügel gesprochen…

Die sportliche Entwicklung verlief recht ambivalent: „Ein, zwei Turniere gab es, wo ich zu Papa gesagt habe, ich will nicht mehr, jetzt geben wir sie zurück. Aber ich gebe nicht gerne auf und sie lief ja im Gelände immer null. Die Einstellung von dem Pferd hat mich letztlich überzeugt; so bescheuert sie war, aber sie wollte immer. Sie hat die Fahnen gesehen und wollte. Was Gelände und Springen angeht war sie immer ein grundehrliches Pferd, einfach phänomenal. Als ich sie neu hatte, hat man immer gesagt, das wird keine für den großen Sport, der Galopp ist zu klein und kauft die nicht, und allgemein zu kleines Pferd. Auch als ich sie in Warendorf dabei hatte, war keiner von ihr angetan. Aber ich hatte noch nie so ein Pferd mit so einer Einstellung, ein Pferd, das es mir im Gelände so leicht gemacht hat.“

Aus dem Hause Pfitzmann kommt ein Bonmot zur nur für einige Momente angedachten eventuellen Rückgabe: „Ich habe eigentlich erst vor 2 oder 3 Jahren von Alfred [Vogel - Annas Vater] gehört, dass sie ein paar Mal daran gedacht haben, sie zurückzugeben, weil sie so saftig war. Manchmal ist es vieleicht nicht schlecht, wenn 800 km zwischen einem liegen. Da hat man von vornherein Zeit, Entscheidungen zu durchdenken.“

Eine von weit über 20 Null-Runden, aufgenommen in Arville

Auch die WM der Jungen Vielseitigkeitspferde war ganz kurz ein Thema: „Le Lion hatten wir überlegt, aber 6-jährig war sie einfach noch zu jung und 7-jährig fehlten die Quali-Ergebnisse.“

Nach ihren Stärken gefragt, meinte Anna spontan: „Ihre Eigenwilligkeit ist im Gelände eine Stärke, sie zieht total ihr Ding durch und hat ein Riesen-Herz. Sie versucht aus jeder Situation etwas zu machen, sie will einfach.“

Und zu den Schwächen: „Eindeutig ihre Nerven in der Dressur, da ist sie wie eine Wundertüte, man weiß nie, was einen erwartet. Es passiert jedes Mal etwas anderes - oder auch nichts. Das eine oder andere Mal nach der Dressur habe ich mich schon geärgert. Gerade jetzt noch vor einigen Wochen in Arville. Hätten wir da in der Dressur 2 Punkte weniger gehabt, hätte es für den Nationenpreis-Sieg gereicht.“

Dem gegenüber stehen die schönsten Erlebnisse mit der Luhmühlen-Euro 2019 (14. Platz, mit dem Dressurergebnis beendet) und dem dritten Platz bei der Deutschen Meisterschaft im Oktober 2020.

Eine ganz besondere Marke scheint DSP Quintana P im heimischen Stall zu sein: „Sie ist die Prinzessin, definitiv, und das andere ist untergeordnetes Volk. Die anderen Pferde gehen ihr schnell aus dem Weg. Sie ist gerne allein, hat aber schon ihre Stallkameraden gerne mal um sich. Aber zu viel Nähe will sie jetzt nicht unbedingt, nur wenn sie gerade drauf Lust hat - und einen aufdringlichen braucht man ihr nicht dazuzustellen, dann gehen die Ohren ganz schnell nach hinten.“ Und noch einmal zu den zwei Gesichtern: „ Sie ist ein absolutes Kinderpony, das jeder führen kann. Früher ist sie zur Aushilfe ab und zu im Schulbetrieb mitgelaufen. Da schnallst du ein kleines Kind drauf und sie passt sich dem Schulbetrieb an. Da ist sie total brav, ist wie eine Mama und passt auf.“

Auf dem Weg zum 7. Rang im CCIO-4* von Arville - und gleichzeitig 2. Platz mit dem Team

Ganz schnell war die Antwort nach dem weiteren Zusammenleben aus Anna heraus gesprudelt: „Nach der Sportkarriere möchte ich mit ihr züchten.“

Danke, Anna und auch Tobias Pfitzmann für die tolle Unterstützung - und Dir, Ingo Wächter (iw-images.de), für die Fotos.