10.10.2021-KK

Jadore Moi und Sophie Leube gewinnen Boekelo

Nach einem bis zum letzten Sprung spannenden Wettbewerb haben Jadore Moi und Sophie Leube ihren erste lange 4-Sterne-Prüfung gewonnen. Mit auf dem Podest standen William Fox-Pitt (GBR - Grafennacht) und Sidney Dufresne (FRA - Tresor Mail). In der Siegerehrung des Nationencups erklang die britische Nationalhymne, in der Ehrenrunde folgten die Amerikaner und die Deutschen, wobei unser Team als einziges heute lediglich Zeitfehler mit in den Wertung nahm.


Sophie Leube, eingerahmt von William Fox-Pitt und Sidney Dufresne

Tresor Mail / Sidney Dufresne (27,00 Punkte) und Grafennacht / William Fox-Pitt (26,10) hatten Sophie mächtig unter Druck gesetzt. Anders als der Ansager es dem Publikum erzählte, konnte sich das deutsche Paar keinen einzigen Springfehler leisten, maximal eine kleine Zeitüberschreitung wäre im grünen Bereich gewesen. An den Einsprüngen beider Kombinationen war Jadore Moi leicht in Kontakt mit den Stangen gekommen, am vorletzten Hindernis, einem Steilsprung, war das Glück auf Sophies Seite, als die Stange in die Originalposition zurück

Jadore Moi (11-jährige bayerische Stute von Conthargos x Asi; Z: Hans Freiherr von Schön, B: BG Jadore Mai und die Reiterin) und Sophie Leube auf dem Weg zum Sieg

rollte - das war es nur noch der dunkelrote Oxer. Die Uhr stoppte bei 84,83 Sekunden, 0,40 Punkte für die Zeitüberschreitung blieben ohne Einfluss. Der Sieg ist ihrer. "Das war aufregend. Ich weiß, dass sie alles kann und ich das beste Pferd habe, das es gibt. Sie hat so unbegrenzte Möglichkeiten und wir sind so ein tolles Team seit sie fünfjährig zu mir kam. Ich bin einfach nur überwältigt und glücklich - und immer noch sprachlos. Das war ich gestern Abend schon, aber heute noch mehr. Auf diesem Niveau ist das mit Abstand mein größter Erfolg, das hier ist eine ganz andere Liga."

Barbados (12-jähriger in Polen gezogener Wallach von Moravia x Jape xx; Züchter: Roman Drabinski - Besitzerin: Susanna Dibowski) und Alina Dibowski

"Am Ende überwiegt die Freude über die Platzierung und das Quali-Ergebnis und dass das Pferd sich unglaublich gut angefühlt hat. Also auch wenn jetzt zwei Fehler passiert sind, es war ein schweres Springen, eine große Kulisse, ein unglaublich starkes Starterfeld, was einen auch irgendwie beeinflusst. Ich hab' natürlich versucht, das alles auszublenden - ich würde natürlich auch nicht zugeben, dass mich da irgendwas beeinflusst hat, aber ich bin unheimlich stolz, was wir an diesem Wochenende geleistet haben. Er hat sich super-fit angefühlt, ganz konzentriert und fokussiert und wollte eigentlich nicht an die Latte. In die Linie 4 - 5ab kam ich im Kreuzgalopp und zu schief 'rein und da kam die Quittung bei 5a. Bei 6 kam ich minimal zu dicht, dann hat er sich vorne verdreht und kam einfach aus der Balance. Aus Boekelo nehme ich mit, dass ich auch vor Publikum schon vieles abrufen kann, was ich im Training reiten kann. Es war ein tolles Turnier und unsere erfolgreichste Saison. Bei uns zuhause wird er immer 'Wohnzimmerpferd' genannt und ist zum Glück unverkäuflich" sprudelte es aus Alina Dibowski nach ihrem tollen Debüt mit Barbados (14. - 36,90) einfach nur so heraus.


Carlitos Quidditch K (9-jähriger Holsteiner von Quiwi Dream x San Patrignano Cassini; Z: Miriam Kühl, offizielle B: Bodil Ipsen [Schwester der Reiterin} und Malin Hansen-Hotopp

Mit Sieben-Meilen-Stiefeln galoppierte der hoch aufgeschossene Schimmel durch den Parcours. Bei seinen Sprüngen hinterließ er den Eindruck, dass, wenn er in seiner holsteinischen Heimat am Nordseestrand abspringt, er dennoch erst in der Ostsee landet. Einzig am letzten Sprung touchierte er ganz leicht die Stange. Es wird spannend sein, dieses Paar weiter zu beobachten und irgendwann zu lesen, dass sie ihr Dressurergebnis als Endergebnis stehen haben. Wegen der 3,60 Zeitfehler verpassten Carlitos Quidditch K und Malin Hansen-Hotopp (16. - 40,10 Punkte) allerdings denkbar knapp die Platzierungsränge. O-Ton Malin: "Mit Quidditch bin ich mega zufrieden. Ich weiß nicht, ob ich das alles kann, aber er ist auf jeden Fall ein Weltpferd. Egal, ob Gelände oder Springen, das ist einfach, ja" und da war sie einen Moment sprachlos. "Mal gucken, wo es hingeht, er muss natürlich auch gesund bleiben und ist einfach ein tolles Pferd - und meiner. Das gönne ich mir, ihn selber zu reiten - und da freue ich mich auch drauf."

Dekorateurin Baumeister (11-jährige ZdPf-Stute von Salvanto x Amerigo Vespucci xx; Z: Johann Brunkhorst, B: baumeister programm KG) und Cord Mysegaes

Nach einer fulminanten Geländerunde durften auch Dekorateurin Baumeister und Cord Mysegaes (17. - 44,70) vor dem Start Richtung Platzierung schielen. Die Stute fühlte sich heute auf dem Platz wesentlich wohler als noch am Freitag, ging sehr motiviert die ersten Sprünge an. Die Hoffnungen schwanden allerdings, als am grauen Oxer (7) eine Stange in den hellen Sand fiel. Gefühlt etwas zu flott ging es über den Oxer-Einsprung der dreifachen Kombination, am Mittelsprung (Steil) konnte Dekorateurin Baumeister die enge Distanz noch ausgleichen, am Aussprung (Steil) kam ein zweiter Abwurf hinzu. "Es war eine tolle Atmosphäre hier, vor allem nach der Corona-Zeit. Es ist natürlich toll, hier zu reiten. Sie ist ein tolles Pferd, hat ein gewaltiges Springvermögen. Hier war die Zeit das Problem, man musste unheimlich nach vorne galoppieren und in den Distanzen dann wieder zurück - und das hat heute an den beiden Stellen nicht so gut geklappt." Auf die Frage nach dem Boekelo-Fazit holte Cord etwas weiter aus: "Vor dreißig Jahren war ich schon mal hier. Da bin ich am vorletzten Hindernis gestürzt - also haben wir uns deutlich gesteigert."


Brennus (10-jähriger polnischer Wallach von Moravia x Aprizzo xx; Z: Miroslaw Gorny, B: Susanna Dibowski) und Andreas Dibowski

Brennus und Andreas Dibowski  (25. - 55,90): Der "Diesel" war heute extrem zuverlässig, bemühte sich an und zwischen den Sprüngen redlich. Mit einem sehr wachen Ohr war am ersten Sprung zu vernehmen, dass die oberste Stange aus Holz ist. Am Einsprung zur dreifachen Kombination fehlte am Ende sowohl die Höhe, als auch die Weite und die Stange rollte aus der Auflage. Zu dem Abwurf addierten sich 3,60 Strafpunkte für die Zeitüberschreitung. Andreas: "Meine Tochter ist happy - dann kann ich auch happy sein. Er sprang sehr, sehr gut, war motiviert und wach. Er hat schon in Sopot einen Fehler an der hinteren Stange des Oxer-Einsprungs der Kombination gehabt. Er guckt dann vielleicht, wie er hinten heraus kommen soll und lässt sich dann einfach ein bisschen fallen. Ich fand ihn sehr gut zu reiten, sehr schön und er machte sehr, sehr gute Sprünge. Es war gut, dass wir hergekommen sind. Jetzt weiß man, wo man steht und woran man arbeiten muss."


Monsieur Schnabel (13-jähriger Trakehner von Grafenstolz x Heraldik xx; Z: Günter Schnabel GbR) und Malin Hansen-Hotopp, die auch Besitzerin ist

"Monsieur Schnabel hatte mal wieder einen Rückfall in frühere Zeiten" erzählte Malin Hansen-Hotopp (27. - 56,70) nach ihrem zweiten Ritte heute. "Eigentlich war die Saison im Springen überraschend gut, er hatte auch mal einen Fehler - aber wir waren ganz happy. Er ist einfach so, wie er ist. Ich bin froh, dass ich mit ihm wieder solche Prüfungen reiten kann, das hilft mir auch beim Schimmel." Insgesamt rollten fünf Stangen aus den Auflagen, hinzu kamen 1,60 Zeitstrafpunkte.

EQUISTROS Siena just do it (9-jährige Westfälin von Semper FI x Weltrat; Z: Anke Just) und ihre Besitzerin Ingrid Klimke

EQUISTROS Siena just do it und Ingrid Klimke (34. - 62,80): "Das war ihre bisher beste Springrunde" kommentierte Bundestrainer Hans Melzer die gerade absolvierte Leistung. Schon auf dem Abreiteplatz war zwischen Siena und den Hindernissen viel Luft. Dort und auch im Parcours berührte die Dame mit den mega-flinken Beinen keine einzige Stange. Lediglich 0,40 Punkte wurde für die Zeitüberschreitung von wenigen Zehntel-Sekunden dem Cross-Ergebnis hinzugerechnet. Ingrid: "Sie springt vom allerfeinsten und ist hier voll in ihrem Element. Springen macht sie total gerne, kann sie super, mit viel Vermögen und Übersicht. Sie ist schlau, unheimlich schlau. Die Woche hier war einfach traumhaft. Die Geländestrecke gestern war richtig toll, ein super Boden, tolle Aufgaben, viel zu lernen. Klar, der blöde Verbeiläufer hätte nicht sein müssen. Wenn ich später dran gewesen wäre, wäre ich bestimmt außen 'rum geritten. Aber, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Sie hat viel gelernt - weiter geht's."


Nach der finalen Entscheidung der Richter, die Verweigerung von Pasadena und Josephine Schnaufer-Völkel an Hindernis 27 weiter aufrecht zu erhalten, hat Josephine umgehend den LKW beladen und hat noch am Samstagabend die Heimreise angetreten.



Grafennacht (9-jährige Oldenburgerin von Grafenstolz x Narew xx aus dem Besitz von Amanda Gould) und William Fox-Pitt / GBR - 2. mit 26,10 Punkten; wenn die Einträge bei British Eventing und in der FEI-Datenbank stimmen, kann William sich wahrscheinlich auf eine sehr lange Partnerschaft freuen: Grafennachts Mutter soll noch mit 23 Jahren CIC* platziert gewesen sein


Tresor Mail (14-jähriger SF-Hengst von Jaguar Mail x Iowa; Z: Iris de Fleurieu, B: Agnes Trouble)  und Sidney Dufresne  / FRA - 3. mit 27,00 Punkten

Coolparks Sarco (9-jähriger Ire von Shannondale Sarco St. Ghyvan; Z: Michael Burke, B: Jo Lambert & James Lambert OBE) und Nicola Wilson / GBR - 4. mit 30,00 Punkten

QC Diamantaire (11-jähriger Oldenburger von Diarado x Sandro Hit; Z Berthold Gerdes, B: Carol Stehpens) und Sydney Elliot / USA - 5. mit 30,70 Punkten



Als selbst der Pfleger von Jadore Moi und gleichzeitig Ehemann von Sophie Leube benötigt wurde, um die ganzen Ehrenpreise zu tragen, sprang spontan William Fox-Pitt als Groom ein; vor der Siegerehrung hatten Sophie und William einige gemeinsame Runden gedreht, was Hans Melzer rufen ließ: "Sag ihm, das Pferd ist nicht zu kaufen". Das Thema hatten wir einige Minuten zuvor ebenfalls auf dem Schirm: "Kein Mensch kann sie kaufen, sie ist unverkäuflich" lächelte Sophie Leube dabei ins Mikrofon.


Auf Wiedersehen in Boekelo 2022



Alle Ergebnisse hat die Rechenstelle:

https://rechenstelle.de/de/veranstaltungen/2021/boekelo/



9.10.2021-KK

Jadore Moi und Sophie Leube lächeln weiterhin von der Spitze

Nach einem ereignisreichen Geländetag bestätigen Jadore Moi und Sophie Leube ihre Dressurleistung mit einer famosen Doppel-Null-Runde und führen das Klassement nun vor Grafennacht und William Fox-Pitt (GBR) sowie Danito und Tamra Smith (USA) an. In der Teamwertung führen weiterhin die Briten vor den Amerikanern und den Deutschen - allerdings mit größeren Abständen. Beste Einzelreiterin ist Alina Dibowski, die mit Barbados sieben Sekunden unter der Bestzeit ohne Hindernisfehler ins Ziel kam und sich vom 19. auf den 7. Platz verbesserte.


Nach einem Jahr Corona-Pause war die wahrscheinlich längste Partymeile der Welt wieder in Betrieb. Nach Angaben des Veranstalters strömten heute rund 60.000 Menschen an die knapp unter sechs Kilometer lange Cross-Strecke. Zwischen den zahllosen Sponsorenzelten hindurch sollten Reiter und Pferde 28 Hindernisse in möglichst 10:16 Minuten überwinden. Auf Grund der unglücklichen Positionierung gegen die Sonne wurde ein Sprung (7) vor dem ersten Starter abgebaut, der Einsprung in den Wasserkomplex (der direkte Weg bei 20a) versetzt.


Jadore Moi und Sophie Leube an Hindernis 23a

Als eines von elf Paaren, die immer noch mit ihrem Dressurergebnis geführt werden, kamen Jadore Moi und Sophie Leube (24,40 Punkte) ins Ziel. "Ich bin schon immer nervös, aber ich weiß, dass das gut ist und ich das auch brauche" beschrieb Sophie Leube die Zeit vor dem Start ins Gelände. "Dann werde ich ruhiger und ernster und bin dann auch sehr fokussiert und bekomme es dann auch ganz gut umgesetzt. Unterwegs war es mega und hat total Spaß gemacht. Es war ein irres Gefühl mit den vielen Zuschauern. Das kennt man ja schon aus Le Lion, auch in Aachen waren ja wieder ein paar Menschen, die applaudiert haben. Aber hier ist das schon viel. Mein Pferd lässt sich davon aber überhaupt nicht irritieren, es feuert sie eher an. Ich weiß, dass diesem Pferd keine Grenzen gesetzt sind, dass sie alles kann. Sie hat so einen Fokus, so einen Spaß und so einen Ehrgeiz. Am Ende aber auch so ein Vertrauen, dass ich ihr aber auch komplett vertraue." Die obligatorische Frage auf den Ausblick: "Ich weiß, dass das Pferd null gehen kann, weil sie ein tolles Springpferd ist. Ich weiß aber auch, dass ich genauso gut die Nerven verlieren kann oder was auch immer passieren kann. Also eigentlich bin ich nervenstark, sie ist ein toller Springer und wir könnten morgen eine schöne Null-Runde reiten."


Barbados und Alina Dibowski an Hindernis 18

Von der allerfeinsten Seite zeigten sich auch Barbados und Alina Dibowski, die ebenfalls noch mit dem Dressurergebnis (28,50) geführt werden und den Sonntag vom 7. Platz aus beginnen. Schon gestern erzählte Vater und Trainer Andreas Dibowski davon, dass Alina -wie auch Sophie Leube- an der Coffin-Kombination (Hindernis 11) den nur unwesentlich längeren Weg über die C-Alternative wählen würde. Trotz der Extra-Meter war es für das Debütanten-Paar problemlos, in die Zeit zu galoppieren. "Sensationell" kommentierte Andreas am Abend diesen Parforce-Ritt. "Sie geht jetzt schon mit so einer Abgeklärtheit an diese Aufgaben. Sie macht sich sehr, sehr viele Gedanken im Vorfeld, man merkt auch eine gewisse Anspannung, aber wenn sie auf ihrem Pferd sitzt, kann sie das abrufen, was wir eins zu eins besprochen haben. Was sie immer wieder auszeichnet ist, dass wenn auch auf so einem Level mal etwas unvorhergesehenes passiert, kann sie unmittelbar und sofort auf die Situation reagieren - und das sieht nie irgendwie unsicher aus." Alina selber sei total happy und habe nur von ihrem Pferd geschwärmt. "Wir alle wissen es zu schätzen, was für ein unglaubliches Geschenk dieses Pferd ist. Sie hat mit ihm fünfjährig die Goldene Schärpe geritten, dann das Nachwuchschampionat, deutsche Meisterschaften und Europameisterschaften - und jetzt ist sie hier oben angekommen." Auf die Frage, was er ihr gesagt habe: "Ich bin stolz auf dich."


Monsieur Schnabel und Malin Hansen-Hotopp an Hindernis 2

Malin Hansen-Hotopp hatte gestern schon zum Besten gegeben, dass der Herr Schnabel das Tempo im Cross bestimmen würde. Am Ende wurden es 25 Sekunden, die Monsieur Schnabel länger unterwegs war, als der Course-Designer es vorgesehen hatte, was die Reiterin aber dennoch zu einem authentischen Lächeln nach dem letzten Hindernis veranlasste. Die Ergebnisdatei der Rechenstelle ist allerdings unerbittlich: Mit nun 35,10 Punkten wurde aus dem ehemals 5. Platz der 16. Damit rangiert der braune Grafenstolz-Sohn zwei Positionen vor seinem Stallkollegen Carlitos Quidditch K, der ebenfalls alle Hindernisse fehlerfrei überwand, allerdings 13 Sekunden weniger benötigte und sich um 13 Plätze (36,50 Punkte) nach vorne arbeitete.


Carlitos Quidditch K und Malin Hansen-Hotopp an Hindernis 23b

Dekorateurin Baumeister und Cord Mysegaes an Hindernis 17

Brennus und Andreas Dibowski an Hindernis 3

Nach der Dressur hatte sich Cord Mysegaes noch mit einem Schmunzeln über das Temperament von Dekorateurin Baumeister geäußert. Heute hatte genau dieses erhebliche Vorteile: Ohne Hindernisfehler und mit noch fünf Rest-Sekunden auf der Uhr galoppierten beide nach diesem schweren Kurs über die Ziellinie und können sich über einen Sprung in der Ergebnisliste bis auf den 19. Rang (36,70 Punkte - vorher 51.) freuen. Die sechsten im Bunde der deutschen Paare ohne Hindernisfehler sind Brennus und Andreas Dibowski (29. - 49,50). O-Ton Andreas: "Barbados ist bei uns im Stall der Ferrari, Brennus eher der Diesel, da war mir schon klar, dass ich hier nicht in die Zeit galoppieren kann. Dann kam die Atmosphäre hinzu und auch der Sturz in Sopot lag uns wohl noch auf der Seele, das ist dann nicht gerade vertrauensförderlich. An den Sprüngen war er sehr souverän, sehr gut bei mir. Zum Schluss musste ich einmal den langen Weg wählen, weil er sich in der Landung verstolpert hatte. Da war die Balance weg und ich habe mich für die Alternative entschieden."


Pasadena & Josephine Schnaufer-Völkel an 11b

Diskussionsbedarf mit den Richtern hatte Josephine Schnaufer-Völkel über den Ablauf an eben diesem Sprung (27). Nach ihrer eigenen Einschätzung hat sie Pasadena nach einer unglücklichen Landung (Sprung 26) direkt auf den Weg zur Alternative

EQUISTROS Siena just do it und Ingrid Klimke an Hinderns 2

gebracht, die Jury wertete die Situation allerdings mit einer Verweigerung. Im Moment steht diese auch noch so im Fence-Report und in der Ergebnisliste (31. - 51,30). Ganz eindeutig war der Vorbeiläufer von EQUISTROS Siena just do it und Ingrid Klimke (37. - 62,40) am Coffin (11). Nach einem großen Satz über den Graben war die geplante Linie weg, Ingrid musste korrigieren, aber da war Siena schon links am schmalen C-Element vorbei.


Ruling Spirit und Jule  Wewer an Hindernis 16a

Jule Wewer gab nach zwei Verweigerungen (9a - Einsprung des ersten Wasserkomplexes und die Ecke bei 17) auf. Mighty Spring ließ an Hindernis 5 ein Bein stehen, der anschließende Rumpler war für Heike Jahncke unmöglich auszusitzen und es katapultierte sie aus dem Sattel. Niklas Bschorer hatte Back in Time bereits gestern Abend aus dem Wettbewerb genommen.

Mighty Spring und Heike Jahncke an Hindernis 4c


EDIT: Sah es gestern aus der Distanz noch so aus, als hätte Mighty Spring an Hindernis 5 ein Bein stehen lassen, muss diese Aussage revidiert werden: Heike Jahncke hatte heute ein Videoausschnitt auf ihrem Handy, der die Situation deutlich klaren werden lies. Mighty Spring war mit den Vorderbeinen schon in der Flugphase - brach dann plötzlich den Sprung ab, kam mit beiden Vorderbeinen an das Hindernis, rettete sich artistisch über das Hindernis und bei diesem Rumpler hatte Heike keine Chance.



Coolparks Sarco und Nicola Wilson (4. mit 25,60 Punkten) waren im positiven Sinne fleißige Punktesammler für das aktuell führende britische Team  -  hier auf dem direkten Weg durch das zweite Wasserhindernis über Sprung 20 c; nach einem Galoppsprung folgte der Absprung in das Wasser (20d), an dem einige Paare strauchelten


Clover und Balázs Kaizinger (HUN - 32. - 52,30) an dem Birkenoxer, an dem zwei Reiterinnen plötzlich das Gras unter den Stiefelsohlen hatten; Clover ist eines von vier Pferden des Jahrgangs 2013 die morgen noch startberechtigt sind; über das Bundeschampionat (u.a. Sieger des Kleines Finales 2019, 3. im Finale 2019, 10. in 2018) und die Weltmeisterschaft in Le Lion- d'Angers hat er den Weg in den großen Sport gemacht

Der Bundestrainer stand nach dem Abschluss des Geländetages für eine kurze Analyse zur Verfügung: "Schade mit Ingrid, das junge Pferd ist immer mal gut für so einen Wackler. Der Sprung ist zwar ganz schön schmal, aber wenn sie das sehen und voll konzentriert sind geht das. Der Rest war dann wieder sehr gut. Malin mit dem Schimmel [Carlitos Quidditch K] war toll, wie erwartet, das war sehr gut. Mighty Spring sprang draußen vom feinsten, immer total auf groß, aber schon am ersten machte sie einen zu. Anschließend ging das, aber an 5 guckte und guckte und guckte sie und zog gar nicht zu dem Steilsprung hin. Man hat heute nicht mehr so viele von diesen tiefen Kanten, da haben viele Pferde einen komischen Sprung gemacht. Sophie war einfach klasse, sie hat alles richtig gemacht und ist auch schnell geritten. Am Coffin hatten wir gesagt, dass sie dort den langen Weg reiten soll. Sie hat so ein schnelles Pferd,

weshalb sollten wir da ein Risiko eingehen, so nach dem Motto 'no medals for heroes'. Das war nicht viel länger, das waren vielleicht zwei, drei Sekunden. Auf jeden Fall war das super. Ich bin ganz stolz auf sie. Cord war unglaublich, Alina vom feinsten. Ihre erste Vier-Sterne-lang in ihrem Leben, gleich null in der Zeit, top. Das war eine tolle Runde, auch total sicher und fokussiert. Jules Pferd hat die Tage hier schlecht gefressen und gesoffen und sie erzählte hinterher, dass sie schon von Anfang an richtig reiten musste, sonst brennt der richtig. Er hat hier in den vier Tagen einfach zu viel Substanz verloren. Das mit Pasadena hier war schade, da muss ich gleich noch mal zu den Richtern hin. Bis jetzt steht die Aussage der Richter und des TDs, dass sie auch auf dem Video gesehen hätten, dass Pasadena vorne seitlich vorbeispringt. Der Rest war auch toll, eine tolle Runde, unheimlich positiv und auch schnell genug. Dibos Pferd war eigentlich schon am Wasser müde und er kämpft einfach nicht, aber ist ohne Hindernisfehler nach Hause gekommen. Malin hat ihren Monsieur Schnabel super überall 'rüber geritten, sie war ganz stolz. Der kann nicht in die Zeit laufen, aber er ist null gegangen. Hier waren viele reelle Aufgaben und man hat ja auch gesehen, dass es ein paar ganz easy gemacht haben und trotzdem ist hier und da immer mal wieder was passiert. Das besondere hier, und das müssen Pferde auch lernen, ist die Atmosphäre. Das ist ja fast so, als wenn Bayern München hier heute gespielt hätte. Das ist schon eine Konzentrationssache, wenn links Leute stehen und rechts Leute stehen, hier wird gefeiert, da wird gefeiert. Boekelo ist wie ein Championat, die Pferde nehmen unheimlich viel mit von hier. Die Pferde die in Le Lion und hier waren, die sind für große Publikumsprüfungen bestens vorbereitet."

Den elf Doppel-Nullern und 22 Startern ohne Hindernisfehler stehen elf ausgeschiedene Paare gegenüber. Sieben Mal stiegen ReiterInnen vorzeitig aus den Sätteln, drei Pferde kamen von den Beinen, ein Paar musste nach drei Verweigerungen an drei verschiedenen Hindernissen den Ritt beenden. Fünf Stürze passierten am zweiten Wasser (20d), zwei am Birkenoxer (13). Soweit es verlautbart wurde, sind alle Pferde und Reiter wohlauf. Besonders verweigerungsanfällig waren das Coffin (Hindernis 11 - 5 Stopps) und das zweite Element der Doppelhecke (27 - 7). Noch sind 44 Paare im Wettbewerb.

Einen sicherlich spannenden Sonntag werden alle Beteiligten erleben. Der Beginn der Verfassungsprüfung wurde gerade auf 9:30 Uhr verschoben, anschließend geht es in den Springparcours. Im Moment trennt die ersten sechs Paare gerade einmal ein Springfehler. Aber auch Carlitos Quidditch K und Dekorateurin Baumeister sind weniger als vier Strafpunkte von den Platzierungsrängen entfernt.


Alle Listen und Ergebnisse hat die Rechenstelle:

https://rechenstelle.de/de/veranstaltungen/2021/boekelo/

Die Boekelo-Veranstalter stellen auf Ihrer Homepage die bewegten Bilder zur Verfügung:

https://military-boekelo.nl/LiveStream/LiveStream-dezelivestreamisweeractiefindeweekvandeMilitary




8.10.2021-KK

Monsieur Schnabel & Malin Hansen-Hotopp als Tagessieger auf Platz 5

Das gestern bereits führende Quartett mit Jadore Moi / Sophie Leube, Lady Chin van't Moerven Z / Tim Lips (NED),  Danito / Tamra Smith (USA) und Grafennacht / William Fox-Pitt hatte die Messlatte für die 28 Einzelreiter zu hoch gelegt. Niemandem gelang es, in diese Phalanx einzudringen. Mit der heutigen Bestbewertung von 25,10 Punkten gehen Monsieur Schnabel und Malin Hansen-Hotopp vom 5. Rang in den morgigen Geländeteil der 4-Sterne von Boekelo. Pasadena und Josephine Schnaufer-Völkel sowie Barbados und Alina Dibowski blieben ebenfalls unter 30 Punkten und übernachten auf den Plätzen 18 und 19.

Monsieur Schnabel und Malin Hansen-Hotopp starteten eine klassische Aufholjagd. Nach der verpatzten ersten Lektion wurden sie mit je 5 Punkten der drei Richter temporär auf dem letzten Platz gelistet. Doch diese Momentaufnahme dauerte nur etwas mehr als einen Augenblick. Schon vor dem Ende des Trabteils lag der Schnitt auf Grund der deutlichen Verstärkungen und der sicheren Übergänge schnell bei deutlich über 70 %. Kleine Unsicherheiten in den beiden halben Schrittpirouetten bremsten das Überholmanöver etwas, aber mit guten Galopptraversalen und fliegenden Wechseln (O-Ton Malin: "Die waren gefühlt die Höhepunkte der ganzen Aufgabe.") und den Schlussnoten knabberten beide mächtig an den 75 %.

Monsieur Schnabel und Malin Hansen-Hotopp

Malin einige Minuten nach dem Schlussgruß: "Ich freu' mich riesig. Eigentlich geht er toll Dressur, aber er irgendetwas ging immer mal nicht so gut - wie heute am Anfang. Ich freu' mich, dass er heute so gut war, dass er das dann noch ausgleichen konnte, das war toll. Die Entscheidung für Quidditch in der Mannschaft hat Hans Melzer getroffen. Der Herr Schnabel ist so ein wenig unsicher beim Springen. Das ging in der letzten Zeit ganz gut, aber er wäre nie ein Mannschaftspferd, weil er doch ein bisschen einen eigenen Kopf hat. Im Gelände läuft er nur so schnell wie er möchte, mal schnell und mal nicht so schnell. Im Springen kann er gut gehen, kann aber auch mal Fehler machen. Da wäre es für mich auch kein gutes Gefühl, ihn in der Mannschaft zu reiten."


Pasadena und Josephine Schnaufer-Völkel

Pasadena und Josephine Schnaufer-Völkel (18. - 28,10) präsentierten von Beginn an eine sehr gleichmäßige Leistung, wobei sowohl im Trab als auch im Galopp jeweils die Traversalen nach links von den Richtern bestbewertet wurden. Einzig im Schritt schien Pasadena eine Last mit dem fliegenden Getier zu haben und stampfte einige Male vehement ihren linken Vorderhuf in den weißen Sand. Josephine: "Ich war sehr zufrieden. Pasadena hat sich sehr gut präsentiert und war gut drauf, allerdings ein bisschen genervt von den Fliegen. Sie ist da ganz, ganz, ganz sensibel, dafür hat sie sich sehr bemüht im Viereck und alles gegeben."


Barbados und Alina Dibowski (19. - 28,50) taten als frisch gekürte Team-Europameister und 8. der Einzelwertung von Segersjö den nächsten Karriereschritt. In der für beide ersten langen 4-Sterne-Prüfung präsentierten sie den Juroren eine sehr beständige Leistung über alle Lektionen und Gangarten hinweg. Einzig im ersten versammelten Schritt mit der halben Pirouette nach links sank die Benotung unter die 60 %-Marke. Die Gesamtbewertungen der Richter liegen nur knapp 2 Prozentpunkte auseinander, haben aber mit den Plätzen 29, 12 und 16 einen deutlichen Unterschied in der Rangierung ausgemacht.



Alina interessierte das unmittelbar nach dem Ritt relativ wenig: "Das ist die beste Endnote die wir in einer 4-Sterne je hatten. Wir haben das tatsächlich noch nie unter die 30 geschafft. Er war total bei mir, vielleicht hat er auch gemerkt, dass es unser letztes Turnier in diesem Jahr ist und hat es vielleicht auch genossen. Es hat einfach Spaß gemacht und die Note hat sich dann einfach so ergeben. Ich bin einfach nur speechless; das geht nicht besser, wirklich."

Der "doppelte" Dibo: Bevor er am Nachmittag selber in den Sattel stieg, kümmerte er sich am Morgen um die Belange seiner Tochter Alina


"Klar, ist man angespannt als Elternteil…" ließ Vater und Trainer Andreas Dibowski einen kleinen Einblick in sein Seelenleben zu. "… Ich glaube nicht, dass da was passiert, auch im Gelände nicht. Ich wünsche ihr, dass sie Erfolg hat und das sie belohnt wird für ihren Fleiß und das, was sie da alles 'reinsteckt und letztendlich hat sie auch viel entbehrt." Und als Analytiker: "Wie das dann so ist, man kann immer irgendwas ein bisschen besser machen. Ein paar Punkte lässt sie dann noch mal liegen. Heute hat sie ihn in der Linkstraversale einmal verloren, in der Pirouette blieb er ihr einmal stehen und das Halten ist dann zu abrupt - und sie fing zu schüchtern an."

Brennus und Andreas Dibowski

Brennus und Andreas Dibowski (26. - 30,30) lagen knapp oberhalb der von Alina angesprochenen Marke: "Ohne den Fehler in der zweiten Pirouette hätten wir die 30 auch geknackt" war eine seiner ersten Aussagen nachdem er Brennus in die Hände seiner Frau und seiner Tochter gegeben hatte. Auch für den sehr nahen Barbados-Verwandten (beide stammen vom selben Hengst, die Brennus-Mutter ist eine Tochter der Barbados-Mutter) wäre es die erste 4*-u-30-Dressur geworden und ist dennoch das beste 4*-Ergebnis und das zweitbeste dieser Saison. Die höchsten Noten verteilten die Richter in den Schritt- und Galopplektionen - leider mit dem Fauxpas in der zweiten Pirouette, als Brennus unerwartet ein Bein stehen ließ. Hier noch einmal der Analytiker: "Er ist natürlich überhaupt kein Dressurtalent. Er macht einen super, super guten Job, aber er ist halt kein Bewegungswunder - er trabt, wie er trabt. Aber er ist sehr zuverlässig, im Grunde genommen, macht er das, was er zuhause macht, auch im Wettkampf. Er lässt sich überhaupt nicht irritieren, ist null-guckig. Und das mit der Kurzkehrtwendung war halt richtig teuer."


Ruling Spirit und Jule Wewer

Ruling Spirit und Jule Wewer (38. - 33,10) waren von den teilweise deutlich besseren Dressurleistungen in dieser Saison mehr als nur eine Nüsternbreite entfernt: "Das mit dem letzten Wechsel war natürlich ein bisschen schade. Ich kriegte ihn aber schon auf dem Abreiteplatz nicht so locker, wie er eigentlich gehen kann. Ich hatte mir gewünscht, dass er ein bisschen mehr über den Rücken trabt, dann wird es für ihn leichter, nachher die Wechsel zu springen. Er ist einfach ein Pferd, dem es sehr, sehr schwer fällt. Das weiß man und es klappt nicht immer. Am Ende hat er aber trotzdem einen guten Job gemacht."


Back in Time und Niklas Bschorer (46. - 35,00) sind im letzten Jahr in Strzegom und Mitte August in Arville in einer 4*-Prüfung gestartet und lieferten heute ein Ergebnis, dass ziemlich in der Mitte der bisherigen 15 internationalen Prüfungen liegt. Den grundsätzlich durchaus guten Noten im Trab und im Galopp stehen die knappen Bewertungen beim ersten Gruß, der Schrittarbeit und beiden fliegenden Wechseln gegenüber. Niklas äußerte sich am Nachmittag: "Ich habe noch ein sehr unerfahrenes Pferd, ich glaube, dass hat man auch gesehen. Sie hat ein bisschen auf den Bildschirm geguckt und so. Sie hatte echt tolle Highlights dabei, natürlich auch viele Fehler. Im Endeffekt kann man aber zufrieden sein."



Back in Time und Niklas Bschorer


Dekorateurin Baumeister und Cord Mysegaes

Dekorateurin Baumeister und Cord Mysegaes (51. - 36,70) haben ein für ihre Verhältnisse durchschnittliches Ergebnis erritten. Einigen Patzern im Galopp und bei den Wechseln standen keine echten Höhepunkte entgegen. Cord brachte es beim Treffen im Gelände auf den Punkt: "Es ist eine sehr schwierige Disziplin, weil sie in einem hohen Maße engagiert ist. Sie ehrgeizig, alles richtig machen zu wollen und deshalb hatten wir etwas Tempramenz-Schwierigkeiten, die wir dann aber ganz gut in den Griff bekommen haben, so dass sie das noch ganz ordentlich absolviert hat. Insofern können wir damit erst mal weiter arbeiten."


Zwei Teilnehmerinnen haben ihre Pferde bereits vor der Dressur zurückgezogen, so dass nach dem aktuellen Stand 59 Paare in den Boekelo-Cross starten werden. Im Moment (Freitag, 18:20 Uhr) steht die Entscheidung über den Start ins Gelände noch aus: Entweder um 10 Uhr oder vielleicht aber auch erst um 11 Uhr soll der erste Countdown herunter gezählt sein.


Alle Listen und Ergebnisse hat die Rechenstelle:

https://rechenstelle.de/de/veranstaltungen/2021/boekelo/

Die Boekelo-Veranstalter stellen auf Ihrer Homepage die bewegten Bilder zur Verfügung:

https://military-boekelo.nl/LiveStream/LiveStream-dezelivestreamisweeractiefindeweekvandeMilitary



7.10.2021-KK

Jadore Moi und Sophie Leube grüßen von der Tête

Mit gerade einmal 0,1 Punkten Vorsprung führen Jadore Moi und Sophie Leube nach dem ersten Dressurag in Boekelo das Feld an. Die Niederländer freuen sich über den zweiten Platz von Lady Chin van't Moerven Z und Tim Lips, die 2/10tel Punkte von Danito und Tamra Shmith (USA) trennen. Ebenso groß ist der Abstand zu Grafennacht und William Fox-Pitt. In der Team-Wertung führen die Briten vor den Amerikanern und den Deutschen. Alle Einzelreiter gehen am morgigen Freitag auf das Dressurviereck.

Nach einem Jahr Corona-Pause steht Herbstklassiker in der niederländischen Provinz Overijssel passend zum 50-jährigen Jubiläum wieder im internationalen Terminkalender. Neblig begann dieser Donnerstag: Bei einem 100-Meter-Viereck hätte es am Vormittag wohl eines Extra-Richters bei A bedurft. Die Temperaturen passten eher zu Ende Oktober, der freundliche Mensch, der den Reitern den Eingang ins Viereck öffnete, hatte seinen Mantelkragen aufgestellt und schütze seine Finger selbst nach der Essenspause noch mit Lederhandschuhen. Der zum zweiten Mal eingesetzte All-Wetter-Reitboden zeigte deutlich seine Vorteile. Die Spuren in der Ladengasse und dem Umfeld des Stadions sind aussagefähiger als jede Literangabe der Regenmengen der letzten Tage. Passend zum verhaltenen Wetter waren auch die meisten der rund um die Bande platzierten Sponsorenzelte nach verschlossen.


Die meisten Menschen waren sehr gut zuzuordnen: Die mit den grünen Jacken kamen entweder aus Irland oder gehörten zum Boekelo-Team, die blauen Oberteile trugen den Union Jack, Stars and Stripes, das Drei-Kronen-Logo oder den Schriftzug FRANCE - es sei denn, es war ein orangener Streifen eingenäht… Das größte Teilnehmerkontingent (4 Team- und 7 Einzelreiter) stellen die Deutschen mit ihrem roten Outfit. Die Starterliste ist in diesem Jahr 61 Zeilen lang. Das kleinste Feld dieser Dekade führt der Veranstalter auf ein besonderes Jahr mit den Olympischen Spielen und der Europameisterschaft zurück. Um die Zahl richtig einzusortieren: Vor einer Woche sahen die Zuschauer im französischen Lignières (ebenfalls CCI4*-L) gerade einmal zehn Starter im Parcours. Während dort Baccarat d'Argonnes Gewinngeldkonto eine Gutschrift von 4.000 € erhielt, wird der Boekelo-Sieger am Sonntag einen Scheck über 12.500 € erhalten - und ist damit aber immer noch weit von den 37.000 € entfernt, die William Coleman / Off the Record im August aus Aachen (4*-S) mitnehmen konnten.


Jadore Moi und Sophie Leube auf dem Weg zur Führung

Das Maß der Dinge waren heute Jadore Moi und Sophie Leube, die mit der zweitbesten Dressurbewertung (24,40 Punkte) ihrer gemeinsamen Karriere die Führung nach bislang 33 gestarteten Mannschafts-Paaren übernommen haben. "Sie war schon angespannt, es ist hier schon eine andere Atmosphäre. Auch das Abreiten auf der Wiese und nur der kurze Moment auf Sand war schon schwierig. Eigentlich gibt es keine besonderen Gründe, aber sie war halt einfach angespannter, ein bisschen aufgeregter auf dem Viereck. Ich musste sie ein bisschen mehr auf mich konzentrieren und selber immer wieder tief durchatmen - aber sie hat super zugehört, toll reagiert und toll umgesetzt" hatte Sophie Leube nach einem Schreckmoment das Lächeln wieder im Gesicht. Bei der obligatorischen Materialkontrolle nach dem Ritt stand Jadore Moi plötzlich ohne Zaumzeug, aber mit Reiterin da.

Der größte Pluspunkt war heute die fast gleichmäßig gute Leistung in allen Lektionen. Bei der ersten Schrittpirouette (5,5-7-7,5) und dem Angaloppieren (8-7-6) waren die Richter uneinig, keine andere Anforderung wurde mit weniger als 6,5 bewertet. Auf die Frage nach den überdurchschnittlichen fliegenden Wechseln meinte Sophie: "Wir haben viele geübt, immer wieder an verschieden Stellen, auch mal 4er- und 3er-Wechsel, so dass das alles selbstverständlich wird." Bemerkenswert dabei, dass alle drei Richter das Paar aus Rhynern am Ende bei 181,50 Punkten sahen. Für Merel Schurink (NED - bei M) war es die Tagesbestleistung, für Andrew Bennie (NZL - bei C) und Christina Klingspor (SWE - bi E) jeweils der 3. Platz.

EQUISTROs Siena just do it und Ingrid Klimke (10. mit 29,20 Punkten) eröffneten den deutschen Reigen. Machte Siena um das Viereck herum noch den Eindruck, als sie die Anspannung größer als die Konzentration, drehte sich das Verhältnis auf der Mittellinie um 180°. Stets fokussiert, immer bei der Sache präsentierte die 9-jährige Dunkelbraune jede einzelne Lektion, wobei die im Trab die meisten Punkte brachten. Der versammelte Schritt mit den beiden halben Pirouetten und der erste fliegende Galoppwechsel knabberten dagegen an einer besseren Bewertung. Der Bundestrainer Hans Melzer bei einem seiner letzten Auftritte erläuterte den frühen Einsatz von Siena: "Sie war schon deutlich gelassener als in Aachen. Das mit dem ersten Startplatz haben wir gemacht, weil es da hier auf dem Platz ruhiger ist."

Ebenfalls erst 9 Jahre ist Carlitos Quidditch K, der mit Malin Hansen-Hotopp (17. - 31,70) in das Nationenpreisteam berufen wurde. Der Holsteiner Schimmel war auf den Punkt fit und erzielte sein bisher bestes 4*-Resultat. Malin: "Auf einer Skala von 0 bis 10 ist die Zufriedenheit bei siebeneinhalb  -  oder auch acht." Wie es die Gesamtbewertung schon vermuten lässt, bewegten sich die vergebenen Punkte ganz überwiegend zwischen 6 ½ und 7, die Aufgaben im Schritt bieten noch Luft nach oben. Der starke Galopp brachte mit 7-7-8 als Einzellektion die meisten Punkte, beim Übergang zum versammelten Tempo touchierte der Schimmel die Viereckbegrenzung, reagierte entsprechend und bekam mit 6-6-5 eine direkte Quittung. Malin: "Ein, zwei Kleinigkeiten haben Punkte gekostet, aber er ist erst neun. Es war ein langer Weg, bis dass er in dieser Saison so konstant geht. Er wird immer besser und diese Weiterentwicklung ist schön."

"Sie war ganz schön on fire" brachte Heike Jahncke den Gemütszustand von Mighty Spring (28. - 36,30) auf den Punkt. Schon beim Einritt war die Mittellinie zeitweise neben statt unter den Hufen, nach dem Gruß war plötzlich die Nase doch recht weit vor der Senkrechten. Nach dem Schulter herein glich die temporäre Platzziffer der Anzahl der Starter. Von da ab an ging es im Ranking langsam aber sicher aufwärts. Die Trablektionen inklusive der halben Traversalen lagen oberhalb von 65 %, ebenso der Mittelschritt. Die Schrittpirouetten sind ausbaufähig, mit den Verstärkungen gingen die Punktzahlen wieder nach oben. Im Galopp fühlte sich die positiv auffällige Mighty Magic-Tochter wieder wohler, wobei die beiden fliegenden Wechsel misslangen.

Morgen geht es ab 10:30 Uhr mit Dekorateurin Baumeister / Cord Mysegaes und Barbados / Alina Dibowski weiter, anschließend folgen über den Tag verteilt die übrigen fünf deutschen Paare.

Alle Listen und Ergebnisse hat die Rechenstelle:

https://rechenstelle.de/de/veranstaltungen/2021/boekelo/

Die Boekelo-Veranstalter stellen auf Ihrer Homepage die bewegten Bilder zur Verfügung:

https://military-boekelo.nl/LiveStream/LiveStream-dezelivestreamisweeractiefindeweekvandeMilitary






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