18.09.2022-KK

Mannschaftsgold und Einzelsilber für die Adlerträger

Nach vier Jahren Pause sind die deutschen Vielseitigkeitsreiter wieder Team-Weltmeister und siegen in Pratoni del Vivaro vor den Amerikanern und den Neuseeländern.

Amande de B’Néville und Julia Krajewski sichern sich mit einer fehlerfreien Parcours-Runde die Silbermedaille hinter der neuen Weltmeisterin Yasmin Ingham (Banzai du Loir - GBR) und vor Tim Price (Falco - NZL).


Den Auftakt aus deutscher Sicht machte heute Vormittag das „Küken“, Alina Dibowski mit ihrem
polnischen Halbblut-Wallach Barbados. Neben der Konditionsarbeit hatte das Paar aus Döhle in den

Barbados
(polnischer Wallach *2009 von Moravia aus der Babilonia xx von Jape xx x Reform xx, Züchter: Roman Drabinski, Besitzerin & Pflegerin: Susanna Dibowski)
und Alina Dibowski

vergangenen Wochen und Monaten verstärkt an der Routine im Parcours gearbeitet, war zusätzlich auf ländlichen Turnieren in L- und M-Springen gestartet. Dieser zusätzliche Einsatz hatte sich in den letzten Vielseitigkeitsturnieren als sehr hilfreich herausgestellt und war wahrscheinlich auch einer der Schlüssel zu der Tür, hinter der das WM-Ticket lag.

Heute ging es bis zu 4 a/b gut, in der Rechtswendung zu 5 verfehlte Alinas Hilfengebung einmal kurz die Wirkung und in der Folge fiel die weiße Stange am Oxer. Danach wieder alles gut bis einschließlich Hindernis neun. Am Longines-Oxer riss Barbados mit der Hinterhand die vordere Stange, die anschließende Distanz mit der dritten zweifachen Kombination passte gut und so ging es auch durch den Doppelsprung. Fast wären sie mit diesen beiden Abwürfen nach Hause gekommen. Nur fast, denn auch bei den beiden letzten Hindernissen fielen die Stange bzw. die Planke in das grüne Gras.

Alina Dibowski äußerte sich am Mittag zu ihrem gelungenen Championatsdebüt: „Vielleicht haben mich die Hindernisse und die Kulisse im Unterbewusstsein doch ein bisschen beeinflusst. Den Sprung fünf wollte ich eigentlich aus einer Vorwärtsdistanz nehmen und bin da wohl irgendwie zu viel rückwärts geritten. Dadurch ging auch danach die Vorwärtsdistanz verloren und es war eine Unsicherheit da, die sich so ein wenig mitgezogen hat. Eigentlich bin ich mit der Leistung, die wir diese Woche gezeigt haben sehr zufrieden. Das Springen hätte ich mir natürlich besser vorgestellt, aber letztendlich habe ich noch viele, viele Jahr vor und es kann nur besser werden.“


Der frische Mannschaftskuchen stand auf dem Tisch, an dem die Deutschen, die Amerikaner, die Briten und die Neuseeländern Platz genommen hatten. In der Tür, mit der Hand an der Klinke, die Iren; herzlich bereit, einzuspringen, sollte sich jemand der großen Vier verschlucken. Die Startreihenfolge im Springen -in Abhängigkeit vom Zwischenstand nach dem Gelände in der Einzelwertung- trug ihren Teil zur Spannung und zum Durcheinander bei den Rechenkünstlern bei. Ebenso aufregend war der Wettstreit im Mittelfeld der Rangierung, konnten doch die ersten sieben Teams nach dieser WM direkt in die Olympiavorbereitung einsteigen.

Für sechszehn plus vier Paare sollte der Tag also eine besondere Note bekommen. Menlo Park / Clarke Johnston (NZL) machten aus dieser Gruppe den Anfang. Sein Konto mit den 76,40 Punkten aus der Dressur und dem Gelände wurde im Springen um weitere 4,80 Punkt erhöht. Es sollte am Ende das Streichergebnis für die Kiwis werden, alles andere hätte jegliche Chance auf eine Medaille torpediert. Auch London / Laura Collett packten noch einen Abwurf hinzu und waren am Ende das Streichergebnis der Briten. Monbeg by Design / Susannah Berry im traditionellen grünen Jacket der Iren untermauerten die Ansprüche auf ein Stück vom Kuchen mit einer von lediglich vier Nullrunden am Vormittag.


Carjatan S
(Holsteiner Wallach *2009 von Clearway aus der Kajenna von Galant Vert xx x Caletto I; Z: Carl-Friedrich Söhrmann; B: Lena Thoenies und der Reiter; P: Li Ann Kirchheim)
mit Christoph Wahler

Nach der tollen ersten Geländerunde am Samstag waren Christoph Wahler und Carjatan S wegen der Zeitfehler aus dem Cross bereits am Ende der ersten Startergruppe in den Parcours geritten. Mit Vermögen ausgestattet und heute der passenden Balance aus Gelassenheit und Anspannung nahm Carjatan S sicher alle zehn Einzelsprünge und auch die drei zweifachen Kombinationen. Eineinhalb Sekunden unter der erlaubten Zeit stoppte die Uhr - die Absicherung des Teamergebnisses war da.

Christoph Wahler: „Wir haben uns ja gestern Nachmittag nicht mehr gesehen, da habe ich schon viel gestrahlt. Ich kann unheimlich schwer nach meinem Geländeritt direkt so loslassen und mich freuen, weil als erstes im Vordergrund steht, ist das jetzt auch wirklich alles gut gegangen, sind alle Eisen dran, hat er das gut überstanden, und, und, und. Da ist die Anspannung noch für einen ganzen Moment hoch und dann wurde das Grinsen von Ritt zu Ritt unserer anderen deutschen Reiter immer breiter. Und heute ist das für mich ein super Abschluss. Das Pferd ist fantastisch gesprungen - ein gutes Pferd lässt den Reiter glänzen. Das war überragend und hat so viel Spaß gemacht.“


Nach sechs gefallenen Stangen bei SAP Talisman / Sam Watson war es im irischen Lager deutlich stiller geworden. Als anschließend Colorado Blue / Austin O’Connor zwei Abwürfe und Fallulah / Padraig McCarthy derer vier hatten, war die Messe für das Inselteam gelesen. Als Trostpflaster blieb mit dem 5. Platz die direkte Qualifikation für Paris.

Cartania
(Holsteiner Stute *2011 von Cartani aus der Z-Schatzi von Clinton x Contender; Z: Günter Koch; B: Phoenix Eventing S.à.r.l.; P: Claudia Dagmar Weber)
und Felix Vogg (SUI)  /  14. mit 39,50 Punkten und der sicheren Qualifikation für die Olympischen Spiele Paris 2024 für die Eidgenossen (7. Platz im Team-Ranking)

Fallulah
(Westfalen-Stute *2009 von Fidertanz  aus der Devona von Di Versace x Ramiroff; Z: Michael Morris; B: Amanda & Nicholas Boyle, Diane Brunsden, Peter Catell und der Reiter; P: Jessica Elliott)
und Padraig McCarthy (CAN)  /  32. mit 49,40 Punkten und der Gewissheit, dass mit dem 7. WM-Team-Platz in Paris 2024 ein irisches Team die Startberechtigung hat; direkt hinter den Iren konnten sich die Schweden platzieren, die damit ebenfalls die Reise nach Paris planen können

Canvalencia
(Oldenburger Stute *2011 von Verdi TN aus der Canberra von Contender x Amerigo Vespucci xx; Z: Antonius Schulte Südhoff; B: Beata Korycka; P: Aleksandra Sliwinska)
und Malgorzata Korycka (POL)  /  48. mit 78,10 Punkten
Canvalencia wurde ursprünglich von Nadine Marzahl ausgebildet und war 2016 7. beim Bundeschampionat

Zwei Abwürfe und eine kleine Zeitüberschreitung addierten sich zum bisherigen Streichergebnis der US-Amerikaner durch Vermiculus / Lauren Nicholson hinzu. Später sollte daraus gar ein Zählergebnis werden. McClaren / Jonelle Price untermauerten mit einer Nullrunde die neuseeländischen Ansprüche, die durch den einen Abwurf von Toledo de Kerser / Tom McEwen (GBR) zusätzliche Nahrung bekamen.


Viamant du Matz
(SF-Wallach *2009 von Diamant de Semilly x Heralina AA von Voltigeur le Malin AA, Z: Roger Sevette, B: Nikolaus von Croy; P: Bärbel Auffarth & Julia Aschenborn)
und Sandra Auffarth

Zwischen diesen beiden hatten Viamant du Matz und Sandra Auffarth ihren Auftritt. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit hatte das Paar aus Ganderkesee in den letzten Jahren genau einen Abwurf pro Saison. Die Stange für 2022 war bereits bei der Generalprobe in Haras du Pin vor einigen Wochen gefallen. Das und die Qualität von Pferd und Reiterin ließen Gutes erwarten, was auch bis zum vierten Hindernis in Erfüllung ging. Dann ein Hinterhandfehler am Steil-Aussprung der ersten Kombination, die rot-weiße Planke rutschte von der flachen Auflage in den Rasen. Zwei weitere Hindernisse (Oxer und Steil) sollten sich noch als Fehlerquellen herausstellen. Damit rutschten Carjatan S / Christoph Wahler überraschend zurück in die Wertung und das Team ab auf den 3. Platz.

Sandra Auffarth: „Das war hier richtiger Sport, rauf und runter. Es ist gestern ein sehr anspruchsvolles Gelände gewesen, auch für den Pferdekörper. Und dafür war das hier ein sehr anspruchsvoller Parcours. Ich glaube, da steckte ihm das Gelände schon noch in den Knochen. Die Zeit und die Atmosphäre haben bestimmt auch ihren Teil beigetragen. Wenn er sonst einen Fehler macht, zeigt er immer eine sehr vorsichtige Reaktion und heute hatte ich das Gefühl, er war mit allem anderen beschäftigt.“


Bildlich frische Morgenluft konnte das D-Team nach den drei Abwürfen von Artist / Monica Spencer (NZL) schnuppern, um nur Augenblicke später die Amerikaner nach einer Nullrunde von Off the Record / William Coleman in Richtung Gold enteilen zu sehen.

McClaren
(Holsteiner Wallach *2007 von Clarimo aus der Toni I von Landjunge x Sir Shostakovich xx; Z: Dirk Hotze; B: Katherine & David Thomson; P: Jade Roberts)
und Jonelle Price (NZL)  /  10. mit 32,10 Punkten - die Punktzahl ist die von gestern, im Ranking ging es sechs Plätze aufwärts

Leamore Master Plan und Ariel Gold (USA)  /  11. mit 32,50 Punkten und damit die zweite Einzelreiterin im besten Dutzend

Toledo de Kerser und Tom McEwen (GBR)  /  12. mit 34,40 Punkten


Als erstes Paar aus den Top-10 gingen Vince de la Vigne JRA / Kazuma Tomoto auf die 560 Meter lange Reise. Mit einem Abwurf rutschte es im Endklassement dennoch bis auf den 8. Platz. Auf das Team-Resultat hatte dieses Ergebnis keinen Einfluss, dazu waren die Japaner zu weit abgeschlagen. Ebenso erging es der Mannschaft der französischen Nachbarn, deren letztes Paar Zaragoza / Gaspard Maksud mit einer fehlerfreien Runde bis auf den 6. Platz ritt.


Da waren es nur noch acht. Im Mai in Badminton hatten Lordships Graffalo / Ros Canter mit dem Dressurergebnis den zweiten Platz erreicht. Als erstes von drei Paaren mit 26,20 Punkten mussten sie ins Stadion, weil alle drei im Cross fehlerfrei waren, sie aber die schnellste Runde geritten sind. Mit der fehlerfreien Pratoni-Runde war es am Ende der vierte Platz in der Einzelwertung und für das britische Team im Zwischenklassement auf einmal wieder der Goldrang.


Falco / Tim Price waren im Gelände eine Sekunde unter der Bestzeit geblieben, lieferten eine blitzsaubere Parcorsrunde, blieben damit vor Lordships Graffalo / Ros Canter, gewannen am Ende Bronze in der Einzelwertung und die Neuseeländer hatten weiterhin ihren Platz am Tisch mit dem Kuchen.


Off the Record und William Coleman (USA)  /  7. mit 27,20 Punkten

Vinci de la Vigne und Kazuma Tomoto (JPN)  /  8. mit 31,10 Punkten nach einem Abwurf im Parcours

Mai Baum
(DSP-Wallach *2006 von Loredano II aus der Ramira von Leoni x Moravia; Z: Günter Gerling, B: Alexandra & Elllen Ahearn und Eric Markell; P: Alyssa Dobrotin)
und Tamra Smith (USA)  /  9. mit 32 Punkten, da im Parcours zwei Stangen fielen


Lordships Graffalo und Ros Canter (GBR)  /  4. - wie Falco und Tim Price beenden  sie die Prüfung mit dem Dressurergebnis von 26,20 Punkten, waren im Cross aber weiter von der Bestzeit entfernt

Zaragoza und Gaspard Maksud (FRA)  /  6. mit 27,10  -  das beste der fünf gestarteten Pferde das 2013er Jahrgangs, von denen ansonsten nur noch Clover in der Wertung ist



Tsetserleg / Boyd Martin waren das dritte Paar mit den 26,20 Punkten aus der Dressur und dem Gelände, dort aber genau mit dem Gongschlag 9:50 Minuten über die Ziellinie geritten und somit vor den anderen beiden Paaren rangiert. Mit einem kleinen Desaster endete die Runde; vier Springfehler ließen das Paar zum amerikanischen Streichergebnis werden und die Spitzenposition war -zunächst- verloren.


Amande de b’Néville
(SF-Stute *2010 von Oscar des Fontaines aus der Perle de b’Neville von Elan de la Cour; Z: Jean-Babtiste Thiebot; B: Bernd Heicke und die Reiterin; P: Sandra Decker)
und Julia Krajewski  sind die neuen Vize-Weltmeister mit 26 Punkten

Mit Amande de B’Néville und Julia Krajewski ging es in die Top-5. Mandy sprang von Anfang an gewaltig. An 4b, dem Steilsprung, an dem Viamant du Matz seinen ersten Fehler hatte, berührte sie quasi mit dem Fell der rechten Vorderbeingamasche ganz leicht die Planke über den Stangen. Alles blieb liegen. So auch bei den nächsten acht Hindernissen. Der fünfte Platz im Einzelklassement war abgesichert und das Team weiterhin in Richtung Edelmetall unterwegs.

Julia Krajewski: „Abnormales Pferd, abnormales Springen. Ich glaube, Mandy wusste, dass es heute mal wieder richtig wichtig ist. Ich glaube, sie war nicht an einer Stange dran, hat ihren Signature Move mit Hinten aushauen auch nicht gemacht. Es ist Arbeit da drin, aber ich hatte ein Mega-Gefühl. Das ist jetzt kein A-Springen am Sonntagnachmittag, sondern schon richtig anspruchsvoll mit einer engen Zeit. Wir sind da voll auf einer Linie und es schockt richtig, sie zu reiten. Die erste Hälfte heute Morgen habe ich mir angeschaut und gedacht ‚mein lieber Scholli‘, da fallen ja viele Stangen, auch bei guten Reitern. Christoph hatte eine tolle Nullrunde. Sandra habe ich nur von außen gesehen. Sie ist wahrscheinlich ein bisschen geknickt, weil er ja so ein Mega-Springer ist. Und dann dachte ich, jetzt musst du null reiten, fürs Team und für mich - und es mega erleichternd, wenn man es dann geschafft hat.“


Danach das Paar mit dem größten Sortiment an Fünf-Sterne-Erfolgen: Ballaghmor Class und Oliver Townend. Nach dem 5. Platz in Tokyo hatten sie dieses Resultat auch im Mai in Badminton erzielt. Mit der Kenntnis des Endergebnisses hätten zwei Springfehler immer noch die Titelverteidigung für das britische Team bedeutet. Die allerdings vier Abwürfe warfen die Briten komplett aus den Medaillenrängen, es drohte die erste WM-Heimreise ohne Team-Medaille seit Lexington 1978. Auf jeden Fall war zu diesem Zeitpunkt klar, dass die Neuseeländer exakt mit 0,20 Punkten Differenz vor den Briten rangiert werden und mindestens die Bronzemedaille sicher hatten.


Als vorletztes Team-Paar passierten Mai Baum / Tamra Smith die Startlinie. Alles gut bis einschließlich Sprung 4b. Dann ein Fehler am Oxer mit den grünen Fangständern und den weißen Stangen, ein weiterer passierte am vorletzten Hindernis. Wie wichtig die 44/100stel Sekunde Zeitreserve war, verrät ein Blick auf die Ergebnisliste: Mit 0,40 Punkten bleiben die Stars-and-Stripes-Vertreter vor den Neuseeländern und haben damit die Silbermedaille sicher. Drei Springfehler ist nun das Polster für Michael Jung und Deutschland zum Weltmeistertitel. Sicher ist zu diesem Zeitpunkt, dass Julia mindestens die Bronzemedaille in der Einzelwertung überreicht bekommen wird und einer der beiden Adlerträger mindestens Silber gewinnen wird.


Dritte nach der Dressur und zweite nach dem Gelände war die britische Einzelreiterin Yasmin Ingham mit Banzai du Loir. Die Pony-Europameisterin von 2013 ist championatserprobt und stellte dieses auch heute unter Beweis. Fehlerfrei und gut in der Zeit kam sie ins Ziel - und hatte Silber auf jeden Fall sicher.


Nun waren beide Marschrouten für fischerChipmunk und Michael Jung klar: Maximal ein Fehler für Einzelgold, maximal drei Fehler für den Team-Sieg.

fischerChipmunk FRH
(Hannoveraner Wallach *2008 von Contendro I aus der Havanna von Heraldik xx x Ramiro Z; Züchter: ZG Meyer-Kulenkampff; Besitzer: DOKR, Klaus & Sabine Fischer und Hilmar Meyer-Kulenkampff; Pflegerin: Lena Steger)
und Michael Jung  (18,80 Punkte)

Aus der Linkswendung ging es zum ersten Sprung, dem hellen Oxer. Bestimmt 20 Zentimeter Luft sind zwischen den Stangen und den Chip-Beinen. Weißer Steil, Linkswendung, gelber SAP-Steil, dann die Distanz zur Oxer-Steil-Kombination mit den rot-weißen Stangen und Planken, minimaler Holzkontakt mit dem Huf, aber alles passt. Handwechsel. Oxer, grüne Fangständer, weiße Stangen, wieder mit Weile. Die nächste Linie geht durch die Diagonale, Triplebarre, Steil-Oxer-Kombination - sauber durch. Noch ein Handwechsel mit der Mauer und dem FEI-Sprung in Richtung des Ausgangs, anschließend 180° rechts, durch die Longines-Uhren. Passende Distanz, gute Flugkurve und mehr als genügend Höhe. Auf zur dritten Kombination, jetzt Steil-Steil. Beim Einsprung mit den braunen Stangen und weißen Ringen passiert es. Chipmunk zieht das rechte Vorderbein mehr an als das linke und touchiert mit dem Huf die Stange, die dann aus den Auflagen rollt; am Aussprung passt alles. Wendung links 90°, die letzte Distanz Oxer-Steil vor den VIP-Lounges. Kein Problem am ersten Element, jetzt nur noch einmal richtig abheben!

„Ich hab‘ versucht, zum letzten Sprung ein bisschen Platz zu halten, ihn gut in der Balance zu halten. Ich habe schon in der Luft gemerkt, dass er die Planke leicht berührt hat. Noch so einen kurzen Moment bleibt sie liegen, dann fliegt sie runter und dann ja, bleibt sie unten. Es ist schon sehr speziell, in diesem einen Moment gleichzeitig zu gewinnen und zu verlieren. Aber das ganze macht die Team-Medaille noch großartiger“ meinte Michael gut eine Stunde später.

Die geringen Abstände auf den vorderen Rängen führen dazu, dass Michael mit dem zweiten Abwurf bis auf den 5. Platz durchgereicht wird.


Peter Thomsen: „Mir geht es sehr gut, weil wir es jetzt fertig haben. Bisher wurde immer nur kalkuliert und spekuliert, gejammert und gefreut. Jetzt ist es genau so, wie wir es haben wollten, also alles top. Ich habe mich immer auf das nächste Paar konzentriert, mich weder gefreut, noch war ich enttäuscht. Wir haben immer weiter gearbeitet, immer geliefert was geht. Die Mannschaft hat mitgemacht und das Ergebnis war entsprechend.“


Banzai du Loir und Yasmin Ingham (GBR) - 23,20 Punkte
Die 25-jährige Britin fährt als frisch gebackene Weltmeisterin der Vielseitigkeitsreiter zurück nach England

Olympiasieger und amtierende Vize-Weltmeister: Amande de B’Néville und Julia Krajewski

Falco
(Hannoveraner Wallach *2009 von Cardenio aus der Witta von Weinberg x Pilot; Z: Norbert Nowak; B: Sue Benson & der Reiter; P: Kerryn Edmanns)
und Tim Price (NZL - 26,20 Punkte), der mit den beiden Bronzemedaillen -endlich- sein erstes Edelmetall in die Vitrine legen kann


Nach Aachen 2006 sowie Caen 2014 kann das deutsche Team den dritten Weltmeistertitel feiern und seit 2010 ist zum vierten Mal in Folge mindestens eine deutscher Reiter / eine deutsche Reiterin mit einer Einzelmedaille auf die Rückreise gegangen.


Ein kleiner Teil der neuseeländischen Delegation hat große Freude nach der gesicherten Bronzemedaille

Diese Fans bejubeln die Nullrunde von Carjatan S und Christoph Wahler

Alle Listen und Ergebnisse hält Longines bereit, die von der Rechenstelle mit dem Zahlenmaterial versorgt werden:

https://ww

w.rechenstelle.de/de/veranstaltungen/2022/pratoni-del-vivaro-2/










17.09.2022-KK

Ein starker deutscher WM-Geländestempel

Mit einer nahezu wahnsinnigen Leistung und dem Dressurergebnis nach dem Geländetag hat das deutsche Team die Führung im Rennen um den Vielseitigkeits-Weltmeistertitel übernommen. Die US-Amerikaner verbessern sich auf den zweiten  Platz und stehen damit direkt vor den Briten.

In der Einzelwertung war es der Tag von fischerChipmunk FRH und Michael Jung, die ihre Dressurführung sogar noch weiter ausbauen konnten. Banzai du Loir / Yasmin Ingham (GBR) und Mai Baum / Tamra Smith (USA) folgen auf den Plätzen zwei und drei.

fischerChipmunk FRH
(Hannoveraner Wallach *2008 von Contendro I aus der Havanna von Heraldik xx x Ramiro Z; Züchter: ZG Meyer-Kulenkampff; Besitzer: DOKR, Klaus & Sabine Fischer und Hilmar Meyer-Kulenkampff; Pflegerin: Lena Steger)
und Michael Jung  /  Overnight-Leader mit dem Dressurergebnis von 18,80 Punkten

Michael Jung äußerte sich nach der fulminanten Leistung:

„fischerChipmunk ist ein fantastisches Pferd. Was der für eine Maschine hat, was der für eine Luft hat, was der für einen Galopp hat, wie der kämpft, wie der fightet, das ist unglaublich. Er hat sich super reiten lassen. Gleich die erste Kombination, das war vom allerfeinsten. Ich musste ihn eigentlich überall nur ruhig halten, er wollte von Anfang an einfach nur los. Für ihn war das hier ein super Anfang, wo er sich erst einmal ausgaloppieren konnte. Der Mittelteil war dann schon schwierig. Er ist ein großes Pferd, hat einen großen Galopp. Und dann das alles so, rechts, links, um die Kurven herum und dann hoch, runter und das ging alles ein bisschen schnell für ihn. Ich bin einfach begeistert von ihm. Manchmal war er wegen seiner großen Übersetzung kurz etwas irritiert, aber auch da ist er geschickt und clever und macht das einfach super.“

Mit neuen Sekunden Reserve sind fischerChipmunk FRH und Michael Jung ins Ziel gekommen und konnten ihren Vorsprung durch den Stop von London / Laura Collett und die kleine Zeitüberschreitung von Banzai du Loir / Yasmin Ingham ausbauen.


Amande de b’Néville
(SF-Stute *2010 von Oscar des Fontaines aus der Perle de b’Neville von Elan de la Cour; Z: Jean-Babtiste Thiebot; B: Bernd Heicke und die Reiterin; P: Sandra Decker)
und Julia Krajewski  /  Nothing to add > 5. mit 26 Punkten

Bis auf den 5. Platz konnten sich Amande de B’Néville und Julia Krajewski durch die Doppel-Null-Runde nach vorne arbeiten, nach 9:44 Minuten waren sie im Ziel.

Julia: „Es har sich mega angefühlt. Ich war vorher schon angespannt, weil alle gesagt haben, dass man in diesem Kurs echt arbeiten muss. Es geht immer rechts, links, hoch, runter, man muss sich alles gut einteilen. Ich kann es nicht anders sagen, als dass ich einfach losgeritten bin und ab Sprung drei das Gefühl hatte, das läuft. Und nachdem wir dann echt eays runter zu 7abc kamen und ich gemerkt habe, Mandy ist voll da, die hat’s im Griff, war es cool. Ich will nicht sagen, es war einfach, aber ich hatte nie das Gefühl, sie ist nicht bei mir, sie ist nicht fit, sondern echt - einfach geil. Es haben alle Aufgaben so funktioniert, wie wir uns das vorgenommen haben. Ich war ziemlich genau auf meinen Zeitpunkten, wusste aber von Sandra -mega, dass sie so eine Runde hatte, das hilft echt, auch weil sich die Pferde so ähnlich sind- es ist OK, weil du in den letzten drei Minuten nochmal etwas hereingaloppieren kannst und musste sie daher nicht zu doll pushen. Aber sobald Platz da war, ging der Kopf runter und der Turbo an. Ich bin echt der größte Fan von meinem Pferd.“


Viamant du Matz
(SF-Wallach *2009 von Diamant de Semilly x Heralina AA von Voltigeur le Malin AA, Z: Roger Sevette, B: Nikolaus von Croy; P: Bärbel Auffarth & Julia Aschenborn)
und Sandra Auffarth  /  14. - 31,30 Punkte nach einer Doppe-Null-Runde im Gelände

Als zweite aus dem Team galoppierten Viamant du Matz und Sandra Auffarth aus der Startbox heraus. Nach den rund 5.600 Metern stoppte die Uhr bei 9:47 Minuten - drei Sekunden unter der Bestzeit. Mit dieser Maßarbeit und wegen der geringen Punkteabstände im Mittelfeld des Dressur-Rankings ging es vom 40. auf den 15. Platz nach vorne.

Dementsprechend gut gelaunt kommentierte Sandra ihren Ritt: „Es war wirklich toll vom Anfang bis zum Ende. Diesen steilen Hang hinunter, da wird keiner das genialste Gefühl kriegen, da laufen sie einem einfach so ein bisschen von den Füßen runter, da muss man sich richtig konzentrieren und vielleicht mal eine Sekunde ein bisschen abwarten, sagen ‚wird schon‘ und dem Pferd vertrauen. Er hat das dann auch super sicher gemacht - und der Rest, da ging alles nach Plan. Man hat das selten in einem so langen Gelände, dass alles nach Plan verläuft. In Aachen hat er mir schon so viel Vertrauen gegeben, dass ich hier mit einem richtig guten Gefühl angereist bin. Eine bessere Vorbereitung kann man nicht haben. Und wenn ich das mit Tokyo vergleiche, so mit den Zuschauern und den Fans, dass hat richtig Spaß gemacht. Ein paar kleine Sachen habe ich von Christoph mit auf den Weg genommen. Er hat mich richtig motiviert, noch ein bisschen schneller zu reiten. Er ist so unglaublich, was er so springt und manchmal an so einem kleinen Einzelsprung zum Schluss, wo manche Pferde einfach müde werden, da haut er noch so richtig einen raus - ich freu‘ mich schon richtig auf morgen.“


Carjatan S
(Holsteiner Wallach *2009 von Clearway aus der Kajenna von Galant Vert xx x Caletto I; Z: Carl-Friedrich Söhrmann; B: Lena Thoenies und der Reiter; P: Li Ann Kirchheim)
mit Christoph Wahler  /  kam als Deutscher Pathfinder mit 24 Extrasekunden aus dem Gelände zurück > 34. mit 42,40 Punkten

Der gerade angesprochene Christoph Wahler war mit Carjatan S quasi als Pfadfinder für das deutsche Quintett auf die Strecke gegangen.

Seine Einschätzung nach den 10:14 Minuten: „Wir hatten es gut geplant, aber ich konnte es nicht alles so reiten, wie wir es geplant hatten. Der Kurs nimmt doch sehr viel Kraft aus den Pferden und ermüdet sich auch mental. Ich glaube, wie uns der Kurs gefällt, dazu hat Michi gestern genug gesagt - und so reitet er sich auch, Das ist nicht schön, das ist nicht rhythmisch, es ist sehr kringelig. Ich glaube, mein Pferd hat das überragend gemacht. Er ist super ehrlich, er will alles richtig machen. Ihm liegen sicherlich die Kurse, wo man mehr galoppieren kann, die flüssiger sind und die längeren Galoppstrecken haben. Das liegt ihm wesentlich mehr. Berg rauf, Berg runter, um die Kurve und dann schräg - das ist nicht sein Terrain. Das wussten wir, deshalb war mein Job, hier null zu reiten. Sicherlich wäre ich gerne 24 Sekunden schneller gewesen, aber wenn wir heute Abend ins Bett gehen und ich bin immer noch das Streichergebnis, dann sind wir alle sehr glücklich.“


Barbados
(polnischer Wallach *2009 von Moravia aus der Babilonia xx von Jape xx x Reform xx, Z: Roman Drabinski, B & P: Susanna Dibowski)
und Alina Dibowski  /  43. mit 48,40 Punkten und die Gewissheit, bei den „Großen“ mithalten zu können

Nach dem Abschied aus dem Junge Reiter-Lager feierten Alina Dibowski und Barbados sehr schnell ihr gelungenes Championatsdebüt in der neuen Altersklasse mit einer minimalen Zeitüberschreitung und einer Missed Flag am Coffin.

We proudly present, Alina Dibowski: „Es hat tatsächlich noch mehr Spaß gemacht als in Haras du Pin, weil das Pferd deutlich fitter war. In Haras war er nach dem Gelände etwas matt und wir haben konditionell noch echt ne Schippe draufgelegt. Heute war er richtig da, auch schon beim Abreiten war er mehr so ‚jetzt geht’s gleich los‘ und auf der Strecke war der volle Saft da. Und wenn die Deutschen vorher solche Runden liefern, dann bin ich motiviert, das auch so gut zu machen. Die letzten Sachen hat mir mein Vater direkt vor der Startbox mitgegeben - das brauche ich auch so.“

Vater Dibo und Bundestrainer Peter Thomsen haben sich am Abend das Kontrollvideo zur Missed Flag angeschaut. Peter: „Die Entscheidung geht in Ordnung.“


Von den 72 noch im Wettbewerb befindlichen Paaren konnten zwölf heute alle Anforderung erfüllen, weitere sechs maximal fünf Sekunden Zeitüberschreitung. Neben Alinas Missed Flag wurde sieben Mal ein Sicherheitssystem ausgelöst. Zwölf Paaren wurde ein Stop in die Ergebnisliste geschrieben, vier erhielten zwei Einträge. Drei Reiter beendeten ihre Ritte vorzeitig, dreizehn mussten vor dem Ziel aufhören.

Michael Jung ergänzte am Abend seine Kritik zur Strecke: „Auch wenn der Erfolg da ist, das hat sich nicht gut angefühlt. Auf der Strecke musste ich viel improvisieren. Der Boden war nicht gut und fischerChipmunk ist drei oder vier Mal echt gestolpert obwohl ich schon versucht habe, den Löchern auszuweichen. Es darf nicht sein, dass auf einem Championat solche Verhältnisse geboten werden. Da muss ich mit der Bodenpflege im Herbst davor anfangen und schon mal mit der Schleppe rüber fahren. Es kann auch nicht sein, dass am Abend vor dem Geländeritt noch hundert Menschen vom Veranstalter eine Besichtigung angeboten wird, die Leute über die Trasse laufen und bis an die Hindernisse geführt werden. Es macht den Eindruck, als hätten sie die Mentalität, möglichst viel Geld zu sparen.“


Der Bundestrainer Peter Thomsen äußerte sich zu den ersten vier Tagen der Titelkämpfe: „Mit der Auslosung der Startnummer waren wir nicht wirklich begeistert, der erste Dressurtag lief auch nicht so richtig, obwohl die Trainer und die Reiter alles richtig gemacht haben. Und kam ja Gott sei Dank die Wende am Freitag, wo man merkte, jetzt klappt es wieder. Das ist dann schon komisch, wie sich das durchs Team zieht, auch bei den Fans und überall. Mit Michis Dressur wusste man auf einmal wieder, das geht. Wir haben uns dann auch immer wieder gesagt ‚No Medals for Heros‘, wir müssen

klug reiten, müssen clever reiten, wir müssen gut mit den Pferden umgehen, müssen uns das einteilen, die Berge nicht zu schnell reiten. Wenn das ganze Paket dann aufgeht, dann kriegst du es am Ende auch wieder, weil die Pferde nicht zu müde werden. Auch weil dann, wir werden es morgen sehen, die Pferde gesund ins Ziel kommen. Bis jetzt läuft bei uns alles nach Plan. Wir haben einen guten Eindruck und dass die Pferde nach so einer Belastung nicht die Hufe wie ein Aktionstraber auf den Teer hauen, ist ganz normal. Ich habe da jetzt keine Bedenken, aber auch da lehrt uns die Geschichte, dass immer etwas passieren kann."


Mai Baum
(DSP-Wallach *2006 von Loredano II aus der Ramira von Leoni x Moravia; Z: Günter Gerling, B: Alexandra & Elllen Ahearn und Eric Markell; P: Alyssa Dobrotin)
und Tamra Smith  /  3. mit 24 Punkten und die große Stütze des US-amerikanischen Teams (2.)

Ballaghmor Class und Oliver Townend  /  4. mit 24,30 Punkten und 3. mit dem Team GB

Falco
(Hannoveraner Wallach *2009 von Cardenio aus der Witta von Weinberg x Pilot; Z: Norbert Nowak; B: Sue Benson & der Reiter; P: Kerryn Edmanns)
und Tim Price  /  7. mit 26,20 Punkten und bester der viertplatzierten Neuseeländer


Cartania
(Holsteiner Stute *2011 von Cartani aus der Z-Schatzi von Clinton x Contender; Z: Günter Koch; B: Phoenix Eventing S.à.r.l.; P: Claudia Dagmar Weber)
und Felix Vogg  /  15. mit 31,50 Punkten und 5. mit dem Team Schweiz

Vinci de la Vigne und Kazuma Tomoto  /  10. mit 27,10 Punkten und 6. mit dem Team Japan

Colorado Blue und Austin O’Connor  /  19. mit 33 Punkten und 7. mit dem Team Irland  -  halten die Iren morgen diesen Platz, wären sie direkt für die Olympischen Spiele in Paris 2024 qualifiziert


Bundestrainer-Frau Dr. Kirsten Thomsen im Einsatz für die deutsche Equipe: Zeitmessung am Hindernis als Entscheidungshilfe für die Auswahl direkter Weg oder Alternative

Banzai du Loir und Yasmin Ingham (GBR)  /  2. mit 23,20 Punkten  -  die kleine Zeitüberschreitung der britischen Einzelreiterin gibt Michi Jung „one rail in hand“

Tseterleg TSF und Boyd Martin (USA)  /  6. mit 26,20 Punkten für den in Amerika gezogenen Windfall x Buddenbrock x Humanus-Sohn


Lordships Graffalo und Ros Canter (GBR)  /  8. mit 26,20 Punkten für den in GB gezogenen Birkhof’s Grafenstolz-Sohn

Off the Record und William Coleman (USA)  /  11. mit 27,20 Punkten

Artist und Monica Spencer (NZL)  /  12. mit 30 Punkten


Toledo de Kerser und Tom McEwen (GBR)  /  13. mit 30,40 Punkten

McClaren
(Holsteiner Wallach *2007 von Clarimo aus der Toni I von Landjunge x Sir Shostakovich xx; Z: Dirk Hotze; B: Katherine & David Thomson; P: Jade Roberts)
und Jonelle Price  /  16. mit 32,10 Punkten

Mit Akribie für gute deutsche Resultate


DSP Fighting Line
(DSP-Wallach *2007 von Ostermond xx aus der Pia von Laretto Diavolo x Rame Z; Z: Josef Fuchs; B: Marianne Mühlbock; P: Julia Öhner)
und Lea Siegl (AUT)  /  21. mit 33,80 Punkten nach einer Geländerunde ohne Hindernisfehler; nach der FEI-Datenbank soll DSP Fighting Line von Stalypso abstimmen > bis zum Redaktionsschluss war keine weitere Recherche mehr möglich ;-)

Duke of Champions
(Oldenburger Wallach *2011 von Duke of Hearts aus der Nebraska von Noble Champion x Lauriston; Z: Friedrich Emanuel Focken; B: Philip Hunt, Jo Preston-Hunt & Joyce Snook; P: Charlotte Hodgson)
und Giovanni Ugolotti (ITA)  /  30. mit 40,90 Punkten

Milana und Esteban Benitez Valle (ESP)  /  44. mit 50,80 Punkten

.

.London
(Holsteiner Wallach *2009 von Landos aus der Vernante von Quinar x Cassini I; Z: Ocke Riewerts; B: Karen Bartlett, Keith Scott sowie die Reiterin; P: Tilly Hughes)
und Laura Collett  /  48. mit 58,10 Punkten nach einer Verweigerung an 7c, dem zweiten schmalen Element hinter dem steilen Abhang

Seigneur Medicott
(Westfalen-Wallach *2006 von Seigneur d’Alleray xx aus der Gina XIII von Finley-M x Unkensee; Z: Michael Bogner; B: M/S Embassy Property; P: Loviisa Makipere)
und Fouaad Mirza (IND)  /  49. mit 59,30 Punkten nach einem Run-Out am letzten Element des ersten Wasserdurchrittes

Clover
(OS-Wallach *2013 von Carrico aus der Lara von Landcapitol x Lesotho; Z: Klaus Brockmeyer, B: Gestüt Inselhof, Dr. Mechthild Bause; P: Zsofia Fenyvesi)
und Balazs Kaizinger  /  58. - 72,90 Punkte nach einer Geländerunde ohne Hindernisfehler


Vassily de Lassos und Andrew Hoy  /  63. mit 82,90 Punkten  -  zwei Verweigerungen bei Andrews achter WM-Teilnahme seit 1978; er ist damit zusammen mit Mark Todd (NZL) und Karin Donckers (BEL) Rekordteilnehmer

Calle
(Holsteiner Wallach *2007 von Cristo aus der Sara IV von Quebec x Ahorn Z; Z: Lutz Dechau; B:der Reiter; P: Okusana Podvezko)
und Yoshiaki Oiwa (JAP)  /  66. mit 91 Punkten nach einem Stopp und einem gebrochenen Pin

Wer ist hier müde?


Um den Titel, die Medaillen, die Platzierung und gute Ergebnisse kämpfen noch 72 Paare. Michael Jung könnte mit einem Springfehler immer noch seinen zweiten Titelgewinn feiern. Eine gefallene Stange könnte auch den Unterschied zwischen Platz zwei und Platz elf ausmachen. Das Teilnehmerfeld ist vorne dicht gedrängt und lässt einen sehr spannenden Schlusstag erwarten.

Alle Listen und Ergebnisse hält Longines bereit, die von der Rechenstelle mit dem Zahlenmaterial versorgt werden:

https://www.rechenstelle.de/de/veranstaltungen/2022/pratoni-del-vivaro-2/
Bewegte Bilder gibt es bei:

https://www.clipmyhorse.tv/en_EU/

Falls jemand die Geländerunde von fischerChipmunk FRH und Michael Jung nahezu komplett sehen möchte: Die FEI hat das Video dazu bei youtube eingestellt

https://www.youtube.com/watch?v=iIHzRvoUVw8



16.09.2022-KK

fischerChipmunk FRH und Michael Jung rocken in Rocca di Papa

Mit der zweitbesten Dressurbewertung aller Weltmeisterschaften -nach Woodsides Ashby / Bettina Hoy 2002 in Jerez de la Frontera- haben sich fischerChipmunk FRH und Michael Jung die Führung vor dem Gelände gesichert. Einen halben Punkt dahinter folgen London und Laura Collett, Banzai du Loir und Yasmin Ingham sind dritte. Vom 12. Platz starten Amande de B’Néville und Julia Krajewski ins Gelände, Barbados und Alina Dibowski wurden vom Richtertrio auf Rang 35 bewertet.

Eine neue Höchstmarke der Dressur auf den globalen Titelkämpfen erreichten die Briten, das Team Deutschland kletterte auf den zweiten Platz, die US-Amerikaner sind in Richtung Bronze unterwegs.


Pratoni del Vivaro scheint ein gutes Geläuf für äußerst spannende Dressurwettbewerbe zu haben. Schon bei der Europameisterschaft 2007, lieferten die späteren Europameister Galan de Sauvagère / Nicolas Touzaint (19,60 Punkte - ohne den ehemaligen Koeffizienten) und die Bronzemedaillengewinner Ringwood Cockatoo / Bettina Hoy (18,07 Punkte) hier brillante Ergebnisse.


fischerChipmunk FRH
(Hannoveraner Wallach *2008 von Contendro I aus der Havanna von Heraldik xx x Ramiro Z; Züchter: ZG Meyer-Kulenkampff; Besitzer: DOKR, Klaus & Sabine Fischer und Hilmar Meyer-Kulenkampff)

und Michael Jung

Die Steilvorlage von London / Laura Collett griffen fischerChipmunk FRH auf. Hochkonzentriert und unter den Augen eines halben Dutzends seiner Konkurrenten ritt Michael mit dem nun 14-jährigen „Chip“ auf dem Vor-Vorbereitungsviereck zum Schluss überwiegend Galopplektionen. Danach der Wechsel auf das Karree vor dem Hauptstadion. Trabarbeit. Die letzte Lektion: Zügel aus der Hand kauen lassen. Schritt, und ab in die Arena. Unter dem Bundesadler auf der linken Brusttasche des Fracks glänzt das Goldene Reiterabzeichen, die Mutter lächelt, der Bruder hat noch die Arme vor dem Körper gekreuzt und die mittlerweile zahlreichen Zuschauer sind auf das gespannt, was da nun passieren wird.

Angaloppieren noch am langen Zügel, passend hingesetzt und Chipmunk richtet sich auf. Die Glocke ertönt, in maximal 45 Sekunden hat das deutsche Vorzeigepaar auf dem Viereck zu sein. Einreiten im Galopp, Halten, Gruß. 9-8-9. Das war die erste Duftmarke. Die folgenden Trab- und Schrittlektionen bewerten die Richter gut, aber weniger gut als bei London, zeitweise war es gar der dritte Platz. Halten bei A, fünf Tritte Rückwärtsrichten, daraus versammelt angaloppieren.

Damit begann die Aufholjagd. 7,5 - 9 - 9 für den Mittelgalopp. Weitere neun Mal schrieben Christina Klingspor, Peter Gray und Christian Steiner je neun Punkte auf. Etwas zu wenig, im adhoc-Ranking immer noch der zweite Platz.

Abwenden auf die Mittellinie, Halt, Gruß. 10-10-9. Die doppelt bewertete Schlussnote für die Harmonie und den Gesamteindruck von Reiter und Pferd: 10-10-9. Das waren die fehlenden Punkte für die neue Führung mit 18,80 Punkten.

Michael nach seinem Ritt: „fischerChipmunk ist ein unglaubliches Pferd. Ich kenne ihn jetzt immer besser, auch in der Vorbereitung. Es ist einfach ein gigantisches Gefühl, wenn man rein reitet und man merkt, er ist voll da und trotzdem gelassen und ruhig. Man kann dann das ganze Trainierte im Viereck abrufen. Das macht einen schon stolz als Reiter.“ Auf die Frage, ob sich nach dem bisher mäßigen Teamergebnis etwas verändert hat: „Der Druck erhöht sich, aber trotzdem darf man deswegen nichts anderes machen.“


Es geht doch, war der erste Gedanke nach dem Ritt von Amande de B’Néville und Julia Krajewski, die in der Dressur die Erwartungen voll erfüllt haben. Bereits auf dem Vorbereitungsviereck präsentierte sich die französische Stute gehfreudig und losgelassen mit einem lockeren Ohrenspiel und frei getragenem Schweif. Seitengänge, Verstärkungen, Galoppwechsel, alles war gut anzusehen.

Amande de b’Néville
(SF-Stute *2010 von Oscar des Fontaines aus der Perle de b’Neville von Elan de la Cour; Z: Jean-Babtiste Thiebot; B: Bernd Heicke und die Reiterin)
mit Julia Krajewski

Mit der notwenigen positiven Spannung übertrug Julia diese Dinge in die Aufgabe. Von 9-9-9 für den starken Galopp bis 5,5-5-5 für den Mittelschritt (O-Ton Julia: „Die zweite Hälfte vom Schritt war so ein bisschen bedenklich, aber das ging noch.“) nutzen die Richter die Notenskala aus. Erschreckend dabei: Christian Steiner (bei B - AUT) hatte sie am Ende auf dem dritten Platz, Peter Gray (H - CAN) auf dem 27. Im Mix mit Christina Klingspors (C - SWE) 14. wurde daraus der 12. Rang im Zwischenklassement mit 26 Punkten.

„Ich war mit meinem Pferd sehr zufrieden, sie hatte ein paar tolle Höhepunkte. Sie stand gut, hatte tolle Verstärkungen und die Wechsel waren alle gut. Es ist eine lange Aufgabe, da fanden wir die drei Minuten in Tokyo besser. Viel besser kann sie nicht gehen. Es geht natürlich noch immer ein bisschen geschmeidiger, und hier noch eine Kleinigkeit und dort noch eine Kleinigkeit, was die Punkte

angeht. Ich glaube, eine Volte war nicht so gut, aber irgendwo muss man auch sehen, wo die Möglichkeiten des Pferdes sind. Was die Punkte angeht ist das so wie mit einer Welle beim Surfen. Wenn man auf der Welle ist, muss man die so lange mitnehmen, wie es geht und wenn man gerade nicht auf der Hohe-Punkte-Welle ist, muss man dafür härter arbeiten.“


Barbados
(polnischer Wallach *2009 von Moravia aus der Babilonia xx von Jape xx x Reform xx, Z: Roman Drabinski, B: Susanna Dibowski)
und Alina Dibowski

„Sie haben mich wie ihr Küken aufgenommen“ scherzte Alina Dibowski nach ihrem gelungenen Championatsdebüt im Seniorenlager. „Im ersten Moment hatte ich tatsächlich mit ein bisschen mehr gehofft, aber wir sind auf einer Weltmeisterschaft und da sind sie kritischer. Vielleicht habe ich auch in der einen oder anderen Lektion einfach Punkte liegen gelassen. Mit der Performance von meinem Pferd bin ich ganz zufrieden, also kann ich gar nicht meckern“ sprudelte es aus der Junge-Reiter-Team-Europameisterin 2021 heraus. „Er hat alles so gemacht, wie wir es im Training geübt haben, bei den Wechseln hat er ein bisschen mehr gelauert, als ich es gedacht hätte. Da war es schon ein bisschen schwieriger, ihn auf der Linie zu halten.“

Interessant auch, wie die spezielle Vorbereitung zur Prüfung hin aussah: „Nach dem Morgentraining habe ich noch eine Stunde im

LKW geschlafen. Wenn es dann losgeht, kribbelt es schon in den Fingern, aber wenn ich aufs Pferd steige, ist die Aufregung eigentlich auch schon weg.“ Von außen beobachtet, hatte es den Anschein, als hätte Alina die Aufregung auf ihren Vater übertragen, der mit fast stoischer Ruhe aus einigen Metern Abstand die Vorbereitung verfolgte.

Mit einer sehr konstanten Leistung absolvierte Alina diese Debüt-Aufgabe, die im starken Galopp eindeutig ihren Höhepunkt hatte. Joachim Jung: „Da ist sie richtig mutig losgeritten und auch von den Richtern belohnt worden.“ Punkte verloren gingen beim Galopp-Zirkel, wo Barbados die Anforderung, seinen Hals zu strecken, nahezu ignorierte. Mit den 30,60 Punkten sind sie in einem dicht gedrängten Mittelfeld weniger als zehn Cross-Sekunden von den Platzierungsrängen entfernt.


Peter Thomsen äußerte sich nach dem Ende des Dressurteils: „Gestern hatten wir einfach nicht die richtigen Reithosen an, auch mit der Startposition hatten wir nicht unsere Wunschposition bekommen. Aber wir haben uns da jetzt heraus gearbeitet. Julia hatte heute Morgen eine Top-Runde, Michael war brillant, Alina hat eine tolle Dressur geritten. Jetzt muss es so weiter gehen, wir müssen sehen, dass wir uns immer weiter nach vorne arbeiten. Erst einmal sollte Chrissi [Christoph Wahler] eine sichere Nullrunde hinlegen und dann können wir die Schrauben immer fester drehen. Das ist meine Wunschvorstellung, so dass Michi [Michael Jung] hoffentlich am Ende ganz für sich reiten kann, für sein Ergebnis und fürs Team.“


Ward auch schon in Tryon gesehen  -  Albertine, dann bist Du doch bestimmt auch hier…

Sie brachten die Team-Dressur-Weltbestleistung der Eventer bei Weltmeisterschaften über den Kanal:
Toledo de Kerser und Tom McEwen (7. mit 25,60 Punkten)
Eine Team-Ergebnis, das später von Ballaghmor Class / Oliver Townend noch verbessert wurde

Sie sammelten Punkte für die Stars and Stripes: Der in Nordamerika gezogene Windfall-Sohn Tsetserleg TSF und der aus Australien eingereiste Boyd Martin (14. - 26,20)



Clover
(OS-Wallach *2013 von Carrico aus der Lara von Landcapitol x Lesotho; Z: Klaus Brockmeyer, B: Gestüt Inselhof, Dr. Mechthild Bause)
und Balasz Kaizinger, die schon zusammen bei den Bundeschampionaten 2018 10. und 2019 3. waren und anschließend im Herbst fehlerfrei durch das WM-Gelände in Le Lion d’Angers galoppiert
hier ist der Fuchs (58. - 33,30) eines von fünf 9-jährigen Pferden

Er unterstützt Balazs Kaizinger: Elmar Lesch


Und noch einmal Wissenstransfer: William Fox-Pitt, auf dessen Shirt-Rückseite „Brazil“ zu lesen war

Der erste Teil vom doppelten Dibo, hier als Alina-Beobachter bei deren Vorbereitung auf die Dressuraufgabe…

… und später am Nachmittag als Trainer seiner polnischen Schützlinge


Mehr als Familienglück: Anne-Kathrin Pohlmeier, Joachim Jung, Brigitte Jung, Michael, Ehefrau Faye Füllgräbe-Jung und Bruder Philip

          Kleines Glück: Amande de    BNéville und Julia Krajewski


Weniger gut gelaunt war Michael Jung bei der Frage nach den Aussichten für den Samstag. „Ich werde jetzt noch einmal ganz in Ruhe das Gelände abgehen, mir einen genauen Plan machen. Ich kann es mir ja noch so ein bisschen offen halten. Wir müssen einen sehr guten Plan für unseren ersten Teamreiter machen, dann sieht man ja so ein bisschen, wie’s läuft. Im Laufe des Geländetages werde ich mir dann einen festen Plan machen.“ So weit, so gut. Zur Sache ging es, als die Frage nach der Qualität des Kurses gestellt wurde: „Nicht schön, es macht einen als Reiter einfach traurig, wenn man die Strecke abläuft. Es ist so ein tolles Gelände und dann ist das so ein kringeliger Kurs wie auf einem kleinen Turnierplatz. Das ist einfach schlecht und das finde ich auch nicht championatsgerecht. Auch das man an so schrägen Stellen galoppieren muss, ist für die Pferde nicht schön. Ansonsten ist es gut gebaut. Schwer genug, aber es werden auch einige Alternativen angeboten, die Reiter-Pferd-Kombination mit weniger Erfahrungen gut ins Ziel bringen können.“

Im späteren Dialog präzisierte Michael seine Kritik: „Die FEI propagiert, dass das Wohlergehen der Pferde auf der Liste ganz oben steht - und dann sollen wir hier längs zum Hang galoppieren. Der Mittelteil ist so kringelig, da kann keiner einen Rhythmus finden.“ Nach seiner Aussage hat er sich über das Thema auch direkt mit dem Kurs-Designer Giuseppe della Chiesa ausgetauscht, der von einem FEI-Diktat bezüglich der Anforderungen an eine TV-gerechte Linienführung gesprochen habe. Direkt angesprochen auf die Passage am Hügel meinte der Kurs-Designer: „Da kannst Du dann ja langsamer galoppieren.“ Michael mit einer ziemlich konsternierten Miene: „Da merkst du, dass du nicht weiter kommst und beendest besser das Gespräch.“

Das Gelände in der Übersicht

Gut 5.600 Meter galoppieren die Pferde am Samstag, überwinden dabei 30 Hindernisse. Die Anzahl der Sprünge wird je nach Wahl der Optionen durch die Reiter bei etwa 42 liegen. Mit der Tempovorgabe von 570 Metern je Minute ergibt sich eine Bestzeit von 9:50 Minuten.

Sie tragen die Verantwortung für den Kurs: Giuseppe della Chiesa und der TD Marcin Konarski aus Polen


Alle Listen und Ergebnisse hält Longines bereit, die von der Rechenstelle mit dem Zahlenmaterial versorgt werden:

https://www.rechenstelle.de/de/veranstaltungen/2022/pratoni-del-vivaro-2/

Bewegte Bilder gibt es bei:

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15.09.2022-KK

Ein ernüchternder Start der deutschen Eventer

Deutlich unter ihren Möglichkeiten blieben am ersten Tag der Vielseitigkeits-Weltmeisterschaft sowohl Viamant du Matz und Sandra Auffarth sowie Carjatan S und Christoph Wahler. Beide rangieren im Mittelfeld der bislang 44 Starter. Mit einem der besten Dressur-Ergebnisse aller Weltmeisterschaften grüßen als eines der Top-Favoriten-Paare London und Laura Collett von der Tête.

Im Team-Wettbewerb führen nach den ersten beiden Paaren die Briten sehr einsam vor den Neuseeländern und den Amerikanern. Die Deutschen liegen mit mehr als 20 Punkten Rückstand auf dem 7. Platz.


Viamant du Matz
(SF-Wallach *2009 von Diamant de Semilly x Heralina AA von Voltigeur le Malin AA, Züchter: Roger Sevette; Besitzer: Nikolaus von Croy)
und Sandra Auffarth

„Als ich in London eingeritten bin, ist das Dach eines Richterhäuschens weggeflogen, hier war es nur ein Buchstabe - da bin ich wohl noch ganz  schön gut weggekommen“ unkte Sandra Auffarth nach einem längeren Moment des Verschnaufens schon fast mit einer Prise Galgenhumor. „Er ist sehr reaktionsschnell, was am Sprung sehr gut ist, aber wenn der Buchstabe umfällt nicht so. Seit dem hatte ich den Eindruck, als wenn er immer schaut, was wohl als nächstes umfällt.“

Viamant du Matz stockte bereits vor dem Einritt auf das Viereck für einen Augenblick, konzentrierte sich dann aber sehr schnell wieder. Bei den ersten Lektionen waren beide in Richtung 75% unterwegs, sackten aber nach dem starken Trab bei den Übergängen und Seitengängen nach links schon ab. Die Schrittlektionen inklusive des Rückwärtsrichtens lagen bei rund 65%.

Im Galopp ging es zunächst wieder hoch mit den Punkten, ehe der zweite fliegende Wechsel eher an einen Feldhasen erinnerte und von allen drei Richtern mit lediglich 3 Punkten bewertet wurde. Weniger krass, aber dennoch deutlich unterschiedlich war auch die Bewertung bei den übrigen beiden. Mit 31,30 Punkten wird das einzige deutsche Paar, das auch vor vier Jahren bereits in Tryon am Start war, heute Abend auf dem 16. Platz geführt.

Noch einmal Sandra: „Er ist super in Form, fühlt sich die Tage gut an und ich hatte mir natürlich ein bisschen mehr erhofft. Aber es ist jetzt so, da sind jetzt kleine Fehler passiert. Ich glaube trotzdem, dass das hier kein Dressurturnier ist und dass man wirklich nach vorne gucken muss - im Gelände sind da längst noch nicht alle rüber.“


Carjatan S
(Holsteiner Wallach *2009 von Clearway aus der Kajenna von Galant Vert xx x Caletto I; Z: Carl-Friedrich Söhrmann; B: Lena Thoenies und der Reiter)
und Christoph Wahler
DANKE an Stefan Lafrentz  ( sportfotos-lafrentz.de ) für die Bildunterstützung :-)

Andersherum lief es für Carjatan S und Christoph Wahler. Sie hatten bei Christina Klingspor (bei C - SWE), Peter Gray (H - CAN) und Christian Steiner (B - AUT) insgesamt 21 Punkte eingesammelt - nach den ersten beiden Lektionen. Also hocharbeiten von 35%. Mit kleinen Einschränkungen lief es dann ordentlich. Wieso die Richtergruppe für den Halt bei A, wo alle eine gute Sichtachse haben, 7-6,5-9 vergeben haben, wird wohl ein Rätsel bleiben.

„Mist“ begann Christoph nach dem Ritt seine Einschätzung. „Dasselbe nochmal. Ich weiß nicht warum, er war vorher super entspannt. Er hatte auch in der Aufgabe Sachen, wo er super arbeitet, erschreckt sich dann vor irgendetwas beim Lostraben und ich bin mit meiner Hilfengebung nicht so dran oder nicht so durchgekommen, wie ich es normalerweise kann. Ich bin ein bisschen enttäuscht von mir, dass ich ihm da nicht so helfen konnte, weil er hier einen richtig guten Job machen wollte. Normalerweise kann er Mitte zwanzig gehen, wahrscheinlich sogar noch weniger. Da ist das schon eine Riesenenttäuschung, wenn man das hier nicht abliefern kann.“


London
(Holsteiner Wallach *2009 von Landos aus der Vernante von Quinar x Cassini I; Z: Ocke Riewerts; B: Karen Bartlett, Keith Scott sowie die Reiterin)
und Laura Collett

Wie ein Angeber betrat London unter Laura Collett das Viereck. Eine tolle Lockerheit bei extrem großen Bewegungspotenzial zog sich durch die gesamte Vorstellung. Letztendlich fehlerfrei (nur eine einzige Einzelnote unter 7,5 - dagegen zwei Mal die 10) absolvierte das aktuelle britische Vorzeigepaar alle 25 Lektionen. Für die Schlussbewertung zogen die Richter -wie auch für den starken Galopp- 9-10-9. Es zeugt sicherlich auch von exzellenter Vorbereitung des 13-jährigen Holsteiners und der 33-jährigen Britin, wenn man das persönliche Bestergebnis (19,30 Punkte) auf diesem Championat abliefern kann. Mit Banzai du Loir / Yasmin Ingham folgt ein weiteres Paar mit dem Union Jack (22 Punkte) vor Artist / Monica Spencer (NZL - 25,60) und dem zweiten britischen Team-Paar Lordships Graffalo / Ros Canter (26,20).



Wissenstransfer: Andreas Dibowski unterstützt neben seiner Tochter Alina auch die polnischen Eventer

Wissenstransfer II: Bettina Hoy beim Training mit Felix Vogg (SUI); außerdem bauen Shane Rose (AUS) und Shenae Lowings (AUS) auf ihren Erfahrungsschatz; zu Shenaes Vollblüter meinte sie: „Wenn er drei gute Tage erwischt, reitet sie um die Medaillen mit.“

Dr. Klaus-Peter Neuberg kümmert sich um die Gesundheit der australischen Vierbeiner

Er sitzt mit in der Schaltzentrale der Eventer der Alpenrepublik: Dr. Matthias Baumann

Beim Gedankenaustausch am Dienstagabend hat Christoph Wahler versucht, die Einzel-Major-Results der Briten aufzuzählen; irgendwann meinte er dann, dass da bestimmt noch mehr seinen.

 Hier ein Auszug der jüngeren Top-Erfolge der Chris Bartle-Truppe:
Pau-Sieger 2019 (Toledo de Kerser) & 2020 (London)
Badminton-Sieger (London) und Runner-Up 2022 (Lordships Graffalo)
OS-Zweiter (Toledo de Kerser)
und  gibt’s da noch
Ballaghmor Class (Burghley: 1. in 2017, 2. in 2018, 3. in 2019; Badminton: 2. in 2019, 5. in 2018; Kentucky: 1. in 2021; 5. OS)


Darmagnac de Beliard
(SF-Wallach *2013 von Canturo aus der Palme de Moyon von Barbarian x Jalisco B; Z: S.c.e.a. de Beliard; B: S.c.e.a. de Beliard & Jean Jacques Montagne)
und Thomas Carlile
aktuell 5. in der Einzelwertung und bestes französisches Team-Paar (4.)

Mahalia
(BWP-Stute *2012 von Elvis ter Putte aus der Cohiba von Condrieu xx x I’m a Star xx; Z: Luc de Busser; B: Marc Rigouts sowie der Reiter)
und Jarno Verwimp
als zwölfter im Moment der erfolgreichste Starter unserer belgischen Nachbarn
ohne Alina Dibowski wäre Jarno der jüngste Teilnehmer dieser WM - beide trennen allerdings lediglich vier Tage








Ab 9:30 Uhr wird morgen früh wieder Dressur geritten.

Alle Listen und Ergebnisse hält Longines bereit, die von der Rechenstelle mit dem Zahlenmaterial versorgt werden:

https://www.rechenstelle.de/de/veranstaltungen/2022/pratoni-del-vivaro-2/




14.09.2022-KK

Es ist -fast- angerichtet

Nach 1998 treffen sich die besten Vielseitigkeitsreiter wieder in Pratoni del Vivaro zu ihrem globalen Championat. Seinerzeit noch als Teil der dritten Weltreiterspiele in Rom, beginnt in diesem Jahr die neue Zeitrechnung mit den gesplitteten Veranstaltungsorten. Mächtig in die Infrastruktur hat der italienische Verband in die Anlage in den Albaner Bergen investiert, auch noch nach dem Testevent im Frühjahr. Es gibt ausreichend All-Wetter-Reitplätze für die Vorbereitung, ein großzügiges Hauptstadion und das separierte Cross-Areal. Alles in allem eine Nummer kleiner als in Tryon, aber dafür sind die Bauarbeiten abgeschlossen.

Anders in dem kleinen Dorf für die Zuschauer, wo an allen Ecken und Kanten noch gebohrt, geschraubt, gehämmert und eingerichtet wird. Für die Early Birds und alle anderen Anwesenden war es heute noch sehr schwierig, dem Hungergefühl etwas entgegenzusetzen. Einzig ein Stand war in der Lage, schon etwas Essbares anzubieten. Noch gestern haben die Verantwortlichen in diesem Bereich versucht, den Staub des ausgetrockneten Bodens mit Wasser zu binden. Irgendwann in der Nacht muss die Einsicht gekommen sein, dass dieses eine unlösbare Aufgabe ist. Tonnen von hell-gelbem bis grauen Splitt wurden seit heute Vormittag auf den Laufwegen verteilt, um den hoffentlich zahlreichen Zuschauern am Wochenende nebenbei auch ein angenehmes Shopping-Erlebnis bieten zu können.

Sehr viele Parallelen hat die Starterliste mit der der Tokyo-Olympiade: Zwölf der Top-15-Paare des letzten Jahres treffen hier in Pratoni del Vivaro wieder aufeinander. Hinzu kommt die 11. Jonelle Price, die ein anderes Pferd satteln wird. Mit Ros Canter (Titelverteidigerin mit Allstar B), Sandra Auffarth (Opgun Louvo - 2014 Normandie) und Michael Jung (La Biosthetique Sam - 2010 Lexington) haben drei ReiterInnen die Möglichkeit, nach Bruce Davidson (Irish Cap - 1974 Burghley & Might Tango -  1978 Lexington) sowie Blyth Tait (Messiah - 1990 Stockholm & Ready Teddy - 1998 Rom), am Sonntag DoppelweltmeisterIn zu sein.

Neben den Vierbeinern und Reitern gehört der größte Teil der Bild-Beschreibungen heute den sechs Pferdepflegerinnen. Wer hat schon damit gerechnet, dass Kinder mit Schleifen weinen, Pferde Filme schauen, Pflegerinnen eingeflogen werden…

Alle Listen und Ergebnisse hält Longines bereit:
https://www.longinestiming.com/equestrian/2022/fei-eventing-world-championship-pratoni-del-vivaro


Reiten für Deutschland: Michael Jung, Julia Krajewski, Alina Dibowski, Sandra Auffarth, Christoph Wahler und der Equipe-Chef Jens Adolphsen

Diese Dame, Anne-Kathrin Pohlmeier (Spezialtrainerin Dressur) und …

… diese Herren, Peter Thomsen (Bundestrainer), Prof. Jens Adolphsen (Equipechef), Rodolphe Scherer (Spezialtrainer Gelände) und Marcus Döring (Spezialtrainer Springen), unterstützen die Reiterinnen und Reiter


Der sportliche Teil des heutigen Tages ist schnell erzählt: Von den neunzig präsentierten Pferden haben 89 das OK von Christina Klingspor (SWE), Peter Gray (CAN) und Christian Steiner (AUT) für die Teilnahme am Wettbewerb bekommen. Drei Pferde wurden zur Untersuchung in die Holding-Box geschickt, Cecilia (Daniela Moguel - BRA), mit 19 Jahren das älteste Pferd in der Konkurrenz, daraus zurückgezogen.



In Tryon 2018 in der Einelkonkurrenz am Start, in Pratoni del Vivaro im Team:

Viamant du Matz
(SF-Wallach *2009 von Diamant de Semilly x Heralina AA von Voltigeur le Malin AA, Züchter: Roger Sevette; Besitzer: Nikolaus von Croy)

und Sandra Auffarth

die sich hier im letzten November mit dem Sieg im CCI-4*-L das Qualifikationsergebnis gesichert haben; in 2022 hat Sandra bewusst auf den Kampf um den nationalen Titel verzichtet und im Luhmühlen-Cross 26 Zeitfehler akzeptiert, mit dem Sieg in Aachen hat es sich sowohl vom Renomee, als auch wirtschaftlich ausgezahlt: Highlighter als Sieger in der Heide bekam seinem Gewinnsummenkonto 6.000 € gutgeschrieben, in der Soers strich Viamant du Matz 37.000 € ein

Sie gibt es hier nur im Quartett: Julia Aschenborn, Viamant du Matz und Bärbel Auffarth




fischerChipmunk FRH
(Hannoveraner Wallach *2008 von Contendro I aus der Havanna von Heraldik xx x Ramiro Z; Z: ZG Meyer-Kulenkampff; B: DOKR, Klaus & Sabine Fischer und Hilmar Meyer-Kulenkampff)

und Michael Jung

fischerChipmunk FRH hat mittlerweile 20 internationale Prüfungen gewonnen, war mit Julia Krajewski 2013 Bundeschampion der 5-jährigen Vielseitigkeitspferde und 2015 Teilnehmer der WM der Jungen Pferde in Le Lion, in ihrer letzten gemeinsamen Saison 2018 konnten sie Marbach, Bramham sowie Aachen gewinnen und hatten in Tryon einen Run-out

nach dem Reiterwechsel wurde er 2019 mit Michael Jung Vizeeuropameister in Luhmühlen, gewann in diesem Jahr die Einlaufprüfung in Kronenberg, die 5* in Lexington und die WM-Vorbereitungsprüfung in Haras du Pin; der Sieg in Aachen (8.) scheiterte an einer Missed Flag, der Olympiasieg (8.) im letzten Jahr an einem Broken Pin

Lena Steger, fischerChipmunk FRH und Michael Jung




Carjatan S
(Holsteiner Wallach *2009 von Clearway aus der Kajenna von Galant Vert xx x Caletto I; Z: Carl-Friedrich Söhrmann; B: Lena Thoenies und der Reiter)

und Christoph Wahler

seit 2015 streifen Carjatan S und Christoph Wahler gemeinsam durch die Vielseitigkeitswelt, 2017 hat sich der erste Sieg eingestellt, 2018 in Boekelo platziert, 2019 20. bei der EM, 2021 2. im CCI-5*-L in Luhmühlen und 7. der EM in Avenches (mit dem Dressurergebnis plus 2 Sekunden über Bestzeit im Gelände), in 2022 der erste Start in Badminton mit lediglich 9 Sekunden Zeitüberschreitung im Cross, nach drei Springfehlern am Ende 22.

nebenbei sind die beiden auf ländlichen Turnieren siegreich bis M-Dressur und M-Springen, wer tiefer nach den nationalen Erfolgen des Paares recherchiert, wird aus Juli 2022 einen 3. Platz in Führzügelklasse finden, der erste Gedanke des Schreibers: eine gute Idee zur Desensibilisierung, sicherheitshalber vor der Veröffentlichung die aber die Rückfrage bei Christoph: „Das wäre zwar ganz witzig gewesen, aber da waren wir garantiert nicht.“

Noch ein paar mehr Details aus der Kategorie „Wo ist die versteckte Kamera“ verrät Li Ann Kirchheim, Carjatans Pflegerin, im Porträt





Amande de b’Neville
(SF-Stute *2010 von Oscar des Fontaines aus der Perle de b’Neville von Elan de la Cour; Z: Jean-Babtiste Thiebot; B: Bernd Heicke und die Reiterin)

und Julia Krajewski, die sich noch bis Ende Oktober in einer Wehrübung befindet und daher die Uniform der Hauptgefreiten der Luftwaffe trägt

Amande de B’Neville ging als letzte externe Vorbereitung Ende August ist Ostbevern als 2. einer L-Dressur auf die Ehrenrunde, vorher gab es ein sehr dosiertes Programm mit dem Dressurstart in Baborowko, dem Sieg in Wiesbaden, dem 9. Platz in Aachen sowie dem 5. Rang in Haras du Pin

ähnlich der Einsatz in 2021: zum Aufgalopp 3. in Radolfzell, die Olympiia-Qualifikation mit einem Sieg in Saumur Ende April, 5. beim CCI-4*-S in Luhmühlen und dann der Olympiasieg in Tokyo

Sandra Decker, Amande de B’Neville und Julia Krajewski




Barbados
(polnischer Wallach *2009 von Moravia aus der Babilonia xx von Jape xx x Reform xx, Z: Roman Drabinski, B: Susanna Dibowski)

und Alina Dibowski
nach dem 6.Platz im CCI-4*-S in Luhmühlen lag der Fokus auf der Routine im Springparcours: 2 x M- und 1 x L-Springen platziert, in Haras du Pin stand Alina als 3. neben Michael Jung auf dem Podest

die WM-Qualifikation hatten beide mit dem 14. Platz in Boekelo geschafft, wohin sie als frisch gebackene Team-Europameister der Jungen Reiter gekommen waren (8. in der Einzelkonkurrenz, wobei lediglich zwei Abwürfe und 2 Zeitfehler im Springen Doppelgold verhinderten)

mit Alina und ihrem Vater Andreas Dibowski (hat ihn bis 2019 mitgeritten) war Barbados in 36 von 53 internationalen Starts in den Top-10 und hat dabei mit Dibo bereits 2017 CCI-3* (alt) gewonnen

der Barbados-Vater Moravia hat vor seinem Umzug nach Polen L-Springen gewonnen und war bis M platziert, die erfolgreichste väterliche Halbschwester hat bis S gewonnen, Babilonia xx ist auch die Mutter von Belfast (ex: Andreas Dibowski, heute: Maxima Hohenhorst) und Banderas (WM- und Olympia-Pferd von Pawel Spisak - POL), ihr Enkel Brennus hat mit Andreas Dibowski bis CC!-3* gewonnen

Susanna Dibowski, Barbados und Alina Dibowski











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