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28.09.2025 - KK
E-I-fokussiert: Dr. Bodil Ipsen
Ein Pferd, zwei Schwestern, das Team mit dem Holsteiner CARLITOS QUIDDITCH K, Malin Hansen-Hotopp aus Vorpommern und Bodil Ipsen aus dem Oberallgäu umspannt fast die gesamte Republik. Am Rande der Europameisterschaft in Blenheim war etwas Zeit, die in Schlwesig geborene und aufgewachsene 44-jährige Ärztin Dr. Bodil Ipsen (die parallel auch Besitzerin ist) näher kennenzulernen.
Eventing-Inside: Bodil, als Holsteiner Deern jetzt in Bayern?
Bodil Ipsen: Ich hab‘ in Hessen studiert, aber das war mir zu sehr Metropolregion. Da haben mein Mann und ich uns beide überlegt, wir möchten entweder Meer oder Berge - und haben uns dann letztendlich für die Berge entschieden, weil es für uns mehr Lebensqualität von der Natur her bringt. Wir machen beide gerne Langlauf und sind halt gerne in den Bergen unterwegs. Da wir beide keine Wassersportler sind, bis auf manchmal schwimmen - und dafür haben wir den See direkt vor der Haustür, ist es halt Bayern geworden.
E-I: Wie bist Du zum Pferd bzw. zum Pferdesport gekommen?
B I: Ich bin da, muss man ganz ehrlich sagen, so ein bisschen reingeboren. Meine Eltern sind beide geritten, meine Schwester ja offensichtlich auch. Wir haben zu Hause immer Pferde gehabt und so bin ich ziemlich schnell auch in den Ponysport eingestiegen, dann irgendwann aufs Pferd umgestiegen, ein Pferd habe ich dann selber für den Vielseitigkeitssport selber ausgebildet. Mit dem Pony hatte ich mich mal für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert, bin Nachwuchschampionat geritten, mal die Euro-Sichtungen, damals noch mit Rennbahn und bin im Ponyspringen Vize-Landesmeister geworden - aber das ist schon lange, lange her. Noch in der Schulzeit bin ich für ein Jahr in die USA gegangen und habe dort gemerkt, dass ich auch viele andere Dinge gerne mag. Ich bin sehr gerne sportlich laufend unterwegs gewesen und als ich wiedergekommen bin, habe ich mich entschieden, dass ich Triathlon mache - und habe das Reiten dann aufgegeben.
E-I: Was kam nach der Schulzeit?
B I: Ich habe Humanmedizin studiert und arbeite jetzt als Ärztin.
Mit dieser engen familiären Verbindung erübrigten sich natürlich die Fragen bezüglich der Hintergründe der Zusammenarbeit.
E-I: Welches war Euer erstes gemeinsames Championat als Trio?
B I: In Haras du Pin war Gesche [Beerbaum und Mia Großler - https://eventing-inside.de/Pferde-und-Menschen/ ] als Pflegerin dabei, ich bin aber auch hingefahren. Letztes und in diesem Jahr bin ich viel mit gewesen, manchmal komme ich auch mit meiner ganzen Familie, dann habe ich meine drei Mädels mit und bin als Pflegerin nur so halbwegs einsetzbar, je nachdem, ob mein Mann auch mit ist oder nicht. Seit dem letzten Jahr habe ich einen neuen Job mit deutlich flexibleren Arbeitszeiten und dazu kommt, meine Chefin ist selber Sportlerin, da haben sich einfach mehr Möglichkeiten ergeben. Wir sind ein gutes Team und es verbindet uns emotional auch sehr. Es ist für uns beide schön, sowohl im sportlichen Bereich, als auch im emotionalen, dass man das als Schwestern so erleben kann.
E-I: QUIDDITCH ist Dein Lieblingspferd?
B I: Natürlich [sie lacht], was für eine Frage.
E-I: Bring uns CARLITOS QUIDDITCH K etwas näher.
B I: Er ist so eine Persönlichkeit, manchmal sage ich zu ihm ‚grumpy old man‘, weil er von seiner Art her häufig sagt, lass mich in Ruhe, ich will nichts zu tun haben mit euch Menschen und dann merkt man aber in so vielen kleinen Situationen, wie zugewandt er doch ist. Wenn man mit ihm läuft, ist ganz oft sein Kopf an meinen Schulterblättern und er da die Nähe sucht oder wenn er nicht frisst, dann nimmt man das Futter auf die Hand und er frisst es dann doch. Vor dem Gelände in Arville galoppierte er nur auf der Stelle und dann gehe ich hin, lege ihm die Hand an den Hals und auf einmal geht er Schritt. Da merkt man halt, er ist unter dieser Fassade, dieser Grumpy-Fassade, total zugewandt. Er ist einfach eine Persönlichkeit, sicherlich auch eine kleine Diva, aber eine total tolle Persönlichkeit.
E-I: Und was zeichnet Malin aus?
B I: Eine ganz große Besonderheit, die ich im Umgang mit den Pferden, im Alltäglichen von Malin sehe, ist, dass sie wahnsinnig viel selber macht. Sie ist völlig autark, sie kann alles, eigentlich braucht sie niemanden. Malin ist sehr nahe am Pferd, nah an der ganzen Versorgung und hat alles im Blick. Und dann ist Malin eine ganz besondere Reiterin, die immer schon so ein Händchen hatte für ganz besondere Pferde. Alle ihre Pferde hatten Charakter, es sind häufig Pferde dabei gewesen, die nicht einfach waren. Sie hat dieses Pferdegespür und schafft es, sie auch auf einer emotionalen Ebene an sich zu binden.
E-I: Hast Du ein Lieblingsturnier?
B I: Ich war ja auch mit in Kentucky, das war schon sehr großartig. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir seit langer, langer Zeit mal wieder zu zweit unterwegs waren, einfach seit dreizehn oder vierzehn Jahren nur wir beiden Mädels. Und dann war es natürlich auch wahnsinnig erfolgreich, auch sehr emotional - ja, ich glaube, das ist es.
E-I: Wie pflegst Du Deine Kontakte zu den anderen PfegerInnen?
B I: Tatsächlich habe ich da sehr wenige Kontakte, ich bin halt einfach anders in dieser Turniergeschichte drin. Ich glaube, die anderen Pfleger leben da ein ganz anderes Leben als ich das tue und sind auf andere Art und Weise da eingebunden.
E-I: Drei Kinder, Mann, arbeiten, das hört sich nach einer ausgefüllten Woche an. Für welche anderen Dinge kannst Du Dich begeistern?
B I: Wenn mir dann danach ist, gehe mal in den Bergen laufen. Aber es ist eher selten, weil ich im Moment auch versuche, mich nebenher so ein ganz bisschen selbständig zu machen.
E-I: Bleibt neben den Ausflügen mit QUIDDITCH und Malin noch Freiraum für den Urlaub mit der Familie?
B I: Wir waren jetzt gerade drei Wochen in Schweden. Davon sind wir mit der ganzen Familie zehn Tagen Kanu gefahren und haben eine ganz tolle Tour gemacht von einem See zum nächsten, so mit Übernachtung im Zelt, manchmal auch nur im Shelter. Das war Natur pur und das mache ich gern. Allgemein mache ich gerne Urlaub in der Natur mit Fortbewegung aus eigener Kraft. Letztes Jahr sind wir mit Eseln in den Alpen gewandert. Wir haben sie geführt und sie haben ein bisschen Gepäck von uns getragen. Da kommt bei einer Mehrtagestour mit drei Kindern schon relativ viel Essen zusammen und da war ich ganz glücklich, dass die Esel das Essen getragen haben. Das war auch traumhaft. Man ist unterwegs, hat die Tiere dabei und das ist etwas was mir so ein bisschen fehlt. Mir fehlt gar nicht das Reiten an sich, ich hab‘ gar keine Lust, jeden Tag zu reiten und tagtäglich dieses ganze Drumherum zu haben. Was mir aber fehlt, ist dieser Umgang mit Tieren. Mit dem Job und der Familie bin ich so eingespannt, dass ich sage, ich hätte eigentlich gerne einen Hund, aber dem würde ich nicht gerecht werden. Und das ist vielleicht auch so etwas, was mir viel gibt, wenn ich mit auf den Turnieren bin, einfach dieser Umgang mit den Pferden - das ist schon etwas ganz besonderes. Ich hätte auch total gerne so einen kleinen Minishetty, dem ich irgendwelchen Quatsch beibringen könnte, sich hinlegen, steigen, sowas halt. Das fehlt mir total und das hol ich mir dann in kleinen Dosen hier auf den Turnieren oder wenn wir bei Malin Urlaub machen.
E-I: Danke, Bodil, für diese Einblicke und für den Rest des Wochenendes eine tolle Zeit in Eurem Trio.