15.08.2021-SB & KK Schärpen für I Candy Splash EA WE,
Lillet & Das Fräulein Inge
Von Auktionserfahrungen, Internet-Bekanntschaften und den Schwestern Frieda und Inge
Mit dem Sieg von Das Fräulein Inge unter dem Sattel von Amke Gröttrup vor Clearsky und Rockett, beide von Louise Romeike geritten, gingen heute Nachmittag die Bundeschampionate 2021 der Vielseitigkeitspferde zu Ende. Zuvor hatte bei den 5-jährigen Pferde Lillet mit Andreas Dibowski den Titel vor Duplexx / Jan Matthias und Ibby frisky / Jule Wewer gewonnen. Pony-Siegerin wurde I Candy Splash EA WE, vorgestellt von Annika Lorenzen, vor Golden Girl's Nelly / Sina Brügger und Best Performance / Lisa Marie Wust. Damit konnte keiner der Führenden des ersten Finaltages aus dem Vorsprung Kapital schlagen. Einzig Lillet fährt mit zwei Goldschleifen zurück in die heimatlichen Gefilde.
Zwölf Hindernisse auf 1.450 Metern in 3:14 Minuten zu überwinden, war die Grundaufgabe für die Paare der Ponykonkurrenz. Zur objektiveren Bewertung hat die Richtergruppe die Gesamtbewertung in die vier Einzelanforderungen Galoppade, Springvermögen und Verhalten am Sprung, Rittigkeit und Grad der Ausbildung sowie Gesamteindruck unterteilt. Aus den Einzelnoten wurde das Gesamtergebnis errechnet, wobei das Springvermögen doppelt gewertet wurde. Ohne den Sieg in
einer Teilprüfung gewann das 5-jährige Weser-Ems Pony I Candy Splash EA WE (Z & B: Elisabeth Ahn) nach einem spannenden Wettstreit den Titel und die Schärpe mit 34,30 Punkten. Die Richter lobten besonders den rationellen Galopp und das Springvermögen der von Annika Lorenzen vorgestellten Stute mit dem ganz markanten Gesicht.
Ein Jahr älter ist die in Westfalen gezogene Golden Girl's Nelly (Z & B: Cornelia Brügger), die sich mit dem zweibesten Geländeergebnis den Vize-Titel sicherte. Aus dem Kommentar von Fritz Lutter für die von Sina Brügger vorgestellte Falb-Stute: "Sina hat ein Pony, was in ihrer Grundgaloppade, in der Grundveranlagung sehr gut aus dem Hinterbein, fleißig über den Rücken in die Hand hinein galoppiert und dadurch eine
Galoppade hat, die genügend raumgreifend ist und die auch genügend Großzügigkeit für ein Vielseitigkeitspony mitbringt - und diese Galoppade kann sie auch am Sprung durchhalten…". Wegen des besseren Geländeergebnisses trennte sie am Ende lediglich die Winzigkeit von 0,10 Punkten vom Sieg.
Die Bronze-Medaille geht an Best Performance, den 5-jährigen Wallach aus der Zucht und dem Besitz von Dr. Heike Wust. Mit dem besten Geländeergebnis (8,20) machte der von Lisa Marie Wust vorgestellte Bon Jovi - Marco Polo-Sohn einen gehörigen Sprung vom 7. Platz nach den beiden Samstagsprüfungen. Die Richter sprachen davon, dass dieses Pony sie wirklich beeindruckt habe und sie glauben, dass dieses Pony seinen Job liebe.
Karl-Heinz Nothofer hatte für die 5-jährigen Kandidaten 14 Hindernisse auf 1.670 Meter verteilt und eine Bestzeit von 3:31 Minuten errechnet. Lillet (Z: Morena Petersen, B: BG Irenenhof) kam mit diesen Anforderungen so gut zurecht, dass die Richter für die Vorstellung 8,90 Punkte vergaben. Es war die Tageshöchstnote, die auch zwei weitere Paare erreichten. "Wir haben hier wieder ein ganz tolles Vielseitigkeitspferd gesehen, die ganz viele positive Aspekte zeigen
konnte, mit einer ganz fleißigen, energischen, gut durchspringenden Galoppade, die auch über den ganzen Kurs bis zum Ende im Gleichgewicht bleiben konnte" erläuterte Thies Kaspareit die 9 für diese Teilbewertung. Zusammen mit der Vorbenotung standen nachher 37,90 Punkte in der Ergebnisliste.
Entdeckt wurde Lillet von Maj-Joanna Ziebell, die Bereiterin im Stall von Andreas Dibowski ist, bei einer Auktionspräsentation in Neumünster. Danach, so Andreas, sei alles ganz schnell gegangen: Einmal kurz ausprobiert und bei der Auktion den Katalog immer griffbereit. "Im Jahr davor bin ich bei den Hannoveranern gewesen, hatte mir drei Pferde ausgesucht, bin jedes Mal beim von mir gesetzten Limit ausgestiegen und immer sind die Pferde für 500 € mehr zugeschlagen worden. Für Lillet hatte ich 16.000 € eingeplant, bin dann aber mit Hannover im Hinterkopf doch weiter dabeigeblieben und habe für 18.500 € den Zuschlag bekommen." Einige Wochen später konnte Maj-Joanna Ziebell schon die erste Schleife aus einer Springpferdeprüfung mit nach Döhle nehmen, in der Folgezeit wechselten sich Dibo und seine Mitarbeiterin bei den Turnierstarts ab und sammelten beide weitere Platzierungen bis zur Geländepferde L. Auf die Frage, wie es zur Entscheidung bezüglich des Warendorf-Reiters gekommen sei: "In Tokio habe ich so viel herumgesessen, dass ich hier auf jeden Fall selber reiten wollte." Auf die weitere Karriere von Lillet angesprochen: "Die Saison für sie ist heute beendet, sie bekommt eine Pause. Im nächsten Jahr geht es mit der Junge Pferde-Tour weiter und mal schauen, vielleicht ist sie ja eine Kandidatin für die Weltmeisterschaft in Le Lion."
"Ärgerlich. Ich hätte es ein bisschen besser managen können, so dass er ein bisschen rittiger kommt oder wirkt. Heute waren natürlich beide ein bisschen aufgeregt. Aber es ist jetzt so gekommen, das Pferde hat es trotzdem gut gemacht" sah Jan Matthias den größten Teil der Verantwortung bei sich. Nach der sehr guten Dressur und dem besten Springen war der Vorsprung mit Duplexx (Z: Hans-Peter Petersen, B: Michael Christiansen) schon deutlich. Die Springmanier sei heute
ungleichmäßig gewesen merkte Thies Kaspareit in seinem öffentlichen Kommentar an. Bei der Rittigkeit gab es Abzüge, da Duplexx seinem Reiter einige Male die Hand nahm. Die 8,10 Punkten waren zwar ein immer noch überdurchschnittliches Resultat, aber es reichte lediglich für den Vize-Titel.
Ganz anders die Ausgangslage und die spätere Freude über den dritten Platz bei Jule Wewer. Mit Ibby frisky (Z: Heinz Mörker, B: Dr. Petra Wewer) flog sie in den letzten Tagen etwas unter unserem Radar. Daher hier noch ein Blick in die Genetik: Der Vater Chaccato (von Chacco-Blue - Stakkato) aus dem oldenburgischen Klein Roscharden gab 2017 sein internationales Debut unter Guido Klatte jr, das Paar war erfolgreich in 3-Sterne S-Springen unterwegs. Der Muttervater Iberio (von Indigo -
Caletto I) ist manch einem noch gut bekannt als Charlottenhofs Iberio, dem strahlenden Hamburger Derby-Sieger unter Sören von Rönne im Jahr 2003. Großmutter Habanera von Heraldik xx empfahl sich als konstante Lieferantin Hannoveraner Fohlenauktionskandidaten und verfügt darüber hinaus über vier sporterfolgreiche Nachkommen.
Am Donnerstag gab es mit einer 8,0 so gerade die Startberechtigung für das Finale, in der Dressur ganz knapp in der besseren Hälfte, im Springen eines der Paare die mit 8 oder mehr bewertet wurden - dadurch standen beide auf dem fünften Platz vor dem Gelände. Wie Lillet (und auch Dinathia / Sara Algotsson-Ostholt) setzten die Richter sie in der heutigen Teilprüfung auf den ersten Platz. Mit ".. einer total selbstverständlichen Runde, ganz mühelos … immer sehr aufmerksam, immer bei der Sache, jeden Sprung konzentriert angenommen … man sah, dass das Pferd rüber wollte … auf die Reiterin reagiert…" argumentierte der Kommentator die hohe Benotung. Auf die Frage, wie das Pferd denn in ihren Stall gelangt sei, antwortete Jule mit einem Lächeln: "Meine Mutter hat sie im Internet gefunden und dann auch sehr schnell gekauft."
"Eine ganz tolle Vorstellung, das haben sie alle gesehen", nahm Thies Kaspareit die Zuschauer auf dem weiten Geländeplatz, die gefühlt die Hälfte der 4.000 insgesamt pro Tag zugelassenen Menschen ausmachte, mit ins Boot. "Besonders beeindruckt hat uns hier heute die Rittigkeit und der Ausbildungsaspekt, da gab es nämlich gar nichts dran mäkeln, deshalb haben wir uns dann überlegt, warum dann nicht die 10. 10,0 …"
der Rest ging im Jubel der Zuschauer unter. Es sollte nur noch eine weitere 10 folgen und drückt im Nachhinein auch das aus, was Amke Gröttrup gestern in beiden Teilprüfungen aus dem Potenzial ihrer Das Fräulein Inge (Z: Peter Broers, B: Hans-Günther Gröttrup) herausgeholt hat. Um es mit Paul Steckens Worten zu sagen: Richtig Reiten reicht. Damit hat in beiden Pferde-Altersklassen jeweils das Pferd mit der höchsten Geländebewertung den Championatstitel gewonnen. Mit dem heutigen Sieg hat Das Fräulein Inge sogar ihre mütterliche Schwester Fräulein Frieda überholt, die zu ihrer Zeit in beiden Jahren im Finale platziert war.
"Uns gehörte mal die Mutterstute [Rila], die wir nach einem Weideunfall mit einem Beckenschiefstand an Bekannte abgeben konnten. Der Tierarzt meinte damals, als Zuchtstute sei das kein Problem, aber für ein Reitpferd zu viel Belastung. Irgendwann war Inge dann halt da oder Daria, wie sie damals noch hieß. Sie sah aus wie ein kleiner dicker Friese auf der Weide. Als ich dann das erste Mal im Schritt auf ihr saß, wollte ich sie sofort kaufen. Sie ist ein grundehrliches, rittiges Pferd. Ich glaube, sie ist in ihrem Leben nicht fünf Mal falsch angaloppiert. Sie hat zwar auch ihre Macken, aber damit kann man ganz gut umgehen oder sie umschiffen. Ich würde sie aber immer noch als einfaches, tolles Pferd bezeichnen." Hinter ihnen lagen da 16 Hindernisse und 1.850 Meter Galoppstrecke (Bestzeit 3:42 Minuten, 500 m/min).
Für Louise Romeike ging es mit Clearsky (Z: Cristina Trauffer, B: Susanne Romeike) einen Platz herunter und mit Rockett (Z: Burkhard Schwarz, B: Hinrich Romeike) einen herauf, so dass sie mit der Silber- und der Bronzemedaille auf die
Ehrenrunde gehen konnte. Aus den Teilnoten 9 - 9 - 8 - 9 errechnet sich für Clearsky eine Geländenote von 8,80, der zweite Platz in der Prüfung und damit der Titel Vize-Bundeschampion. "… Bei dem Potenzial macht es Spaß zuzuschauen. So eine Galoppade, die schon beeindruckend begann, mit unwahrscheinlich viel Energie und Raumgriff, aber auch Leichtfüßigkeit und bergauf, aus einem ganz energischen Hinterbein unter den Schwerpunkt fußend - und das blieb auch so". Es hörte sich an, als hätte Rockett einen neuen Fan erobert. Es war auf jeden Fall die zweite 10 des Tages, die Gesamtbewertung sahen die Richter bei 8,90.
Bei den Pferden ging heute je ein Titel nach Holstein und an die Hannoveraner; beide Zuchtgebiete sind in den Top-5 jeweils vier Mal vertreten, je eine Schleife ging nach Oldenburg und Warendorf.
Alle Ergebnisse der Bundeschampionate 2021 hat die FN:
14.08.2021-SB & KK
Neue Führende in allen drei Vielseitigkeitsprüfungen
Im Focus der Busch-Freunde standen heute das 60er Viereck und der Parcours mit den bunten Stangen für die ersten beiden Teilprüfungen der Eventer-Bundeschampionate. Vor den abschließenden Runden auf dem großen Geländeplatz gab es sowohl im Vergleich zu Donnerstag als auch zwischen Dressur und Springen erhebliche Verschiebungen. Als Führende in die Finals gehen bei den Ponys Remy Mateng und Lisa Kleinbuntemeyer, Duplexx (*2016) und Jan Matthias sowie Clearsky (*2015) und Louise Romeike bei den Pferden.
Clearsky (von Clearway - Corrado I aus der Zucht von Cristina Trauffer und dem Besitz von Susanne Romeike) fiel bereits am Donnerstag durch seine Ausgeglichenheit positiv auf. Heute ritt Louise Romeike den noch recht dunklen Schimmel zunächst auf den 8. Platz (Wertnote = 7,70) in der Dressurpferdeprüfung. Wie bereits im Cross deutete Clearsky sein überdurchschnittliches Potenzial an.
Die Richter überzeugte vor allem der geregelte Arbeitstrab und der Schritt, für den Galopp hätte es bei mehr Aufwärtstendenz eine bessere Bewertung gegeben. Für die mit sehr viel Vermögen und Rittigkeit angelegte Runde auf dem Springplatz gab es 8,60 Punkte. Inklusive des Koeffizienten von 1,5 für das Parcours-Ergebnis ergeben sich nach dem ersten Finaltag 20,60 Punkte. Die Wertnote aus der morgigen Geländepferdeprüfung-M wird doppelt addiert werden.
Das Fräulein Inge (von Don Index - Rotspon, Z: Peter Broers, B: Hans-Günther Gröttrup) hatte nach der Dressur geführt (WN 8,60), wurde im Springen mit 7,60 Punkten auf den dritten Platz gesetzt und rangiert nun mit Amke Gröttrup auf dem zweiten Platz (20,00 Punkte). Souverän meisterte die dunkle Stute die gesamt Dressuraufgabe, zeigte schwungvolle Bewegungen, einen guten Mitteltrab, den Schritt mit viel
Raumgriff und Fleiß und einen Galopp mit der gewünschten Bergauf-Tendenz. Ein punktuell schiefes Genick hielt die Richter wohl von einer 9 ab. Die hohe Rittigkeit zahlte sich auch in der Parcoursrunde aus, das vorhandene Vermögen reichte für die heutigen Anforderungen voll aus.
Cristallik (von Cristallo - Heraldik xx, Z: ZG Eheleute Verhoeven, B: Kevin Dibowski) hatte am Donnerstag so gerade eben den Cut geschafft und profitierte heute mit Andreas Dibowski von einer überdurchschnittlichen Springleistung. Die Dressur (WN 7,20) hatten beide noch im hinteren Drittel beendet. Grundsätzlich hat Cristallik seine Aufgaben sehr gehorsam erledigt. Pluspunkte gab es für den Schritt und die sichere
Anlehnung, mehr davon hätte es für mehr Durchsprung im Galopp und einen weniger eiligen Schritt gegeben. Neben Clearsky war er heute der einzige Aspirant im Springen mit einer 8 vor dem Komma (in der Dressur hatten die ersten fünf Wertnoten von 8,20 und höher) und katapultierte sich mit der guten Leistung und dem Koeffizienten auf den dritten Platz (19,20 Punkte). Der Cristallik-Vater Cristallo ist ein Sohn des Cornet Obolensky, der unter Henrik von Eckermann internationale Parcours' bestritt. Der Vollblüter Heraldik bringt als Muttervater populären Blutanteil in das Pedigree und trifft hier in Großmutter Weathly von Watzmann (Vater des Walzerkönig/Franke Sloothaak) auf eine wahre Schatztruhe der Leistungspferdezucht. Ganze dreizehn sporterfolgreiche Nachkommen stehen für Weathly zu Buche, darunter allein sechs mit vierstelligen Gewinnsummen.
Rockett (von Rock Forever I - Mighty Magic, Z: Burkhard Schwarz, B: Hinrich Romeike) steht aktuell mit 18,50 Punkten auf dem vierten Platz - aber dieses Ergebnis ist mit Vorsicht zu betrachten. Nach der drittbesten Dressur (8,40) weist die Ergebnisliste 10,10 Punkte für das Springen aus. Vor der 1,5-Multiplikation ergäbe das eine 6,73 für die Parcoursrunde. Auf dem Viereck war die Vorstellung eine Freude für die Augen der
Zuschauer. Eine tolle Trabmechanik, ein fleißiger Schritt, ein Galopp mit einer sehr hohen Versammlungsbereitschaft und eine ausdrucksvolle Selbsthaltung sorgten für die fast Top-Bewertung. Noch höher hätten die Richter gegriffen, wenn Rockett unter dem Sattel von Louise Romeike seinen Rücken noch mehr eingesetzt hätte und der Takt beim Viereck verkleinern / vergrößern erhalten geblieben wäre. Mit Rock Forever und Mighty Magic ist Rockett schon per sé im wahrsten Sinne vielseitig gezogen. Vater Rock Forever war Nürnberger Burgpokal-Finalist und ist als Dressurvererber bekannt, gleichwohl ist er ein Spross reinster Springgenetik. Rock Forevers Vater Rockwell war einer der ganz wenigen Hengste, die seinerzeit im Springen (Gerd Könemann) und in der Dressur (Hella Kunz) für das Bundeschampionat qualifiziert waren, manch einer wird sich noch daran erinnern. Der Grund, weshalb es eigentlich immer "funzt", wenn Rock Forever auch mal auf springbetonte Stuten trifft. Mighty Magic (von Mytens xx - Heraldik xx) war unter Andreas Dibowski 2008 Vize-Bundeschampion, 2009 Vize-Weltmeister in Le Lion d'Angers, ein Jahr später Titelträger dort und anschließend bis CIC3* unterwegs - züchterisch konnte er sich nicht wirklich durchsetzen. In der Mighty Magic-Tochter Dery A Mona trifft Rock Forever auf reichlich weitere 61 Prozent springbetonten Blutanteil. Die Großmutter Garmona von Calypso III hat zahlreiche Sportpferde bis 1,45 hervorgebracht und ist nah verwandt mit den Holsteiner Hengsten Lavall I-III.
Duplexx (von Diarado - Heraldik xx, Z: Hans-Peter Petersen, B: Michael Christiansen) hatte in der Rangierung am Donnerstag vier Paare vor sich, nach der Dressur war es nur noch ein einziges und mit der Tageshöchstnote (8,80) im Parcours setzte er sich an die Tête (21,60 Punkte) der 21 Teilnehmer des Finales. Mit extrem viel Selbsthaltung, fast schon wie ein Angeber, betrat der Hengst mit der glänzend-schwarzen
Jacke das Dressurviereck. Im Schritt mit einem guten Raumgriff und Fleiß ausgestattet, im Galopp schön bergauf. In den Trabverstärkungen deutete er an, was im Verlauf der weiteren Ausbildung möglich sein wird. Die tolle Bewertung im Springen verdankt Duplexx neben seiner eigenen überdurchschnittlichen Leistung auch der sehr professionellen Unterstützung von Jan Matthias.
Lillet (von Livello - Calido, Z: Morena Petersen, B: BG Irenenhof) und Andreas Dibowski haben nur knapp ihre Spitzenposition abgeben und sind nun mit 20,10 Punkten Runner up. In der mit 7,50 Punkten bewerteten Dressur zeigte Lillet, dass sie in allen Grundgangarten ausreichende Möglichkeiten hat und schon heute gut unter den Schwerpunkt tritt. Eine von nur fünf 8er Runden gab den notwendigen Schub für den aktuellen Rang.
Dia Divina K (von Diacontinus - Ryon d'Anzex AA, Z & B: Dr. Susanna Kleindienst) hat mit Nadine Marzahl eine wahre Aufholjagd hingelegt: Nach einer Dressurvorstellung -bei der der Schritt sicher im Takt war, man sich im Trab mehr Schwung gewünscht hätte und die Stute im Galopp doch temporär auf die Hand kam- mit lediglich 6,80 Punkten und Platz 16 folgte eine souveräne Vorstellung über die bunten Stangen, die die
Richter mit 8,60 Punkten belohnten. Den Vater Diacontinus haben wir vorgestern schon bei Dinathia (Sara Algotsson-Ostholt) beschrieben. Die französische Mutter Peppermint de Buissy AA verfügt bereits über vier weitere sporterfolgreiche Nachkommen und bringt 88 Prozent reinen Blutanteil aus ihrer angloarabischen Springabstammung mit. Schon der 1,62m kleine Muttervater Ryon d'Anzex war im Parcours über Höchstabmessungen seiner eigenen Körpergröße von 1,60 unterwegs, mit Arlequin und Matador geht es für das deutsche Ohr mit geläufigen Namen französischer Parcourslegenden weiter. So wird Arlequin auch dem nicht-zuchtaffinen Beobachter als Vater des Zeus ein Begriff sein, der einst von Georg Vorwerk nach Oldenburg geholt wurde und dort segenreich wirkte. Muttervater eben dieses Zeus war Matador, der auch bei Dia Divina als dritter Vater auftaucht. Das Springen ist dieser Stute ganz sicher mit in die Wiege gelegt worden, ihren hohen Blutanteil von weit über 60 Prozent und mit ihm flinke Reaktionen am Sprung dürften in der Verantwortung der flotten Franzosen liegen.
Artus S (von Amber - Caletto, Z: Rudi Stage, B: Angela Semmelhaack) absolvierte mit Lotte Palmgren die Dressur in der oberen Hälfte der Rangierung (7,40 Punkte) und verursachte eine gewisse Vorfreude auf das Bundeschampionat im nächsten Jahr. Aus den sicheren und geregelten Grundgangarten wird in der weiteren Ausbildung sicher noch zusätzlicher Schub kommen, der Galopp später mehr Durchsprung haben
und die Nase beständiger vor der Senkrechten bleiben. Die feine Springrunde sorgte für den Sprung auf den vierten Rang (bei der Benotung gilt die Einschränkung, die auch schon bei Rockett vermerkt ist).
Die aktuell platzierten Ponys:
1. mit 20,90 Punkten: Remy Mateng - Z: Katrin Kämpf, B: Katrin Suttorp, R: Lisa Kleinbuntemeyer
2. mit 19,20 Punkten: Cookie dough - Z: Andreas Hahn, B: Jochen Deparade, R: Antje Deparade-Müller
3. mit 18,70 Punkten: I Candy Splash EA WE - Z & B: Elisabeth Ahn, R: Annika Lorenzen
4. mit 18,40 Punkten: Golden Girl's Nelly - Z & B: Cornelia Brügger, R: Sina Brügger - und zu schnell für den Fotografen
13.08.2021-SB
Der etwas andere Ponybericht aus dem Busch
Gemeinsam bestritten die 18 5- und 6-jährigen Ponys heute die Einlaufprüfung als Geländeponyprüfung der Klasse A** und boten einen gelungenen Überblick über das, was die aktuelle Buschponyszene so hergibt. Genetisch, wohlgemerkt. Sportlich sowieso. Wenn man zuvor die 5- und 6-jährigen Springponys nebenan in ihren Einlaufprüfungen gesehen hatte, bekam man eine Ahnung, wo die Reise hingeht. Über den Stangen ist 'Pony' heute selten geworden. Im Parcours beherrschen 'kleine Pferde' die Szene, geschaffen aus der Anpaarung von durchgezogenem Warmblutspringpferd x Pony. Im Busch sieht das noch anders aus. "They run in all shapes!" und hier dominiert Ponygenetik. Großpferdeeinfluss fand man heute wenig.
Geradezu "Amazing!" lief es für Isabell Grom vom RV HLG Neustadt Dosse. Zwar vertritt der Schimmel Holsteiner Farben, doch die deutsche Einheit ist nirgendwo so konsequent angekommen wie hier im Busch. Das wurde bereits gestern bei den Geländepferden deutlich. In keiner anderen Disziplin in Warendorf und auch sonst irgendwo findet man eine so ausgewogene Mischung aller deutschen Pferdezuchtverbände wie auf dem grünen Geländerasen. Bei Amazing war der Name dann heute Programm.
Der ungemein moderne und linienbetont sportliche Schimmel von Aldan x Hondsrug Don Gregory ist schon auf den ersten Blick ein echter Hingucker. Da mag das Welsh B-Blut von Mutters Seite das Seine dazu getan haben. Bewegung und Ablauf suggerieren in der Silhouette ein gelungenes, modernes Großpferd. Wenn die Reiterin sich dann mit einem erleichterten "Super!" strahlend bei ihrem Pony bedankt, kaum dass der letzte Sprung überwunden ist, dann hört man ihr die Steine vom Herz fallen und freut sich gerne mit. Sportsgeist. So soll das sein. Mit 8,6 gewann das Paar die Prüfung.
Platz zwei ging mit 8,4 an den ebenso sportlich aufgemachten Speedy Gonzales von Simply the Best TCF und Tom Meier aus Luhmühlen. Und auch der braune Speedy Gonzales suggeriert in Silhouette und Grundgangarten ein modernes kleines Großpferd. Die gewichtigen Welsh Cob-Gene seine Muttervaters Machno Carwyn, neben Dexter Leam Pondi vermutlich der bedeutendste Ponyhengst der aktuellen Springponyzucht, sieht man ihm jedenfalls nicht an.
Brandenburg Anhalt vertreten durch Cookie dough und Antje Deparade-Müller rangierte mit 8,1 auf Rang drei. Cookie dough mag mit dem Diamant De Semilly-Sohn Diarado einen echten Springpferde-Mulitvererber zum Muttervater haben, genetisch schlägt jedoch das Connemara-Erbe des Del Piero und seines Vaters Dexter Leam Pondy durch. Ganz viel Substanz und Fundament, das Gegenteil von "trocken textiert", dazu mit einem geschmeidigen Schmelz im Bewegungsablauf durch den Körper ausgestattet und in jedem Moment sicher
vor der Reiterin. Jedes Foto ein Treffer - das hat man selten und es sagt viel aus über Rittigkeit und Anlehnung. Unterstützt wird der Eindruck durch erfreulich wenig Leder und Metall am Kopf, ein Olivenkopfgebiss reicht, um die sympathische rotschimmelige "Masse" feinzusteuern.
Ein glattes "gut" gab es für Sina Brügger und Golden Girl's Nelly auf Rang vier. Der ponyhafte dunkle Falbe kommt auf solidem Fundament und ähnlich substanziell daher wie Cookie dough, wenn auch deutlich kompakter in der Aufmachung. Eine ganz typische Tochter ihres Vaters Golden West, natürlich geschlossen im Hinterbein und mit gefälligem Bewegungsablauf ausgestattet.
Platz fünf mit 7,8 wurde doppelt vergeben an die elastisch trabende Falbstute Best Design (links)von D-Day AT und Nina Schultes aus Unterfranken, sowie Hennesy (rechts) von Halifax, der heute von Friedrich Quast pilotiert wurde.
12.08.2021-SB & KK Auf nach Warendorf
Eine Spur von Normalität tut sich in Westfalens Pferdemetropole auf: Die Bundeschampionate der verschiedenen Disziplinen finden wieder an einem Wochenende statt, bis zu 4.000 Zuschauer dürfen täglich auf das weite Gelände des DOKR, zahlreiche Verkaufsstände laden abseits der sportlichen Wettkämpfe zum flanieren und verweilen ein. Auf dem perfekt hergerichteten -und wieder mit einer Tribüne ausgestatteten- Geländeplatz suchen 84 Warmblüter die beiden Nachfolger für Dark Gambler (*2015 von Diacontinus - Stalypso / Züchter: Andreas Middelkampf - Besitzer: Prof. Dr. Volker Steinkraus) und Camisa Negra (*2014 von Cascadello II - Contender / Z: Reimer Detlef Hennings - B: Gestüt Fohlenhof), die sich dann ab Sonntag ganz offiziell "Bundeschampion der deutschen Vielseitigkeitspferde" nennen dürfen.
Zunächst war es an den 51 (2020 = 50 / 2019 = 42) Nachwuchssportlern des Jahrgangs 2016, die bis zu 18 Finalteilnehmer zu ermitteln. Karl-Heinz Nothofer hatte 12 Hindernisse auf die 1.500 Meter lange Strecke der Geländepferdeprüfung der Klasse A** verteilt. Bei einem 450er Tempo hatte jedes Paar exakt 3:20 Minuten, um in der Bestzeit ins Ziel zu kommen und unter den Augen der Richter Edith Schless-Störtenbecker, Jürgen Möckemeyer und Holger Sontheim mit einer guten Leistung zu überzeugen. Grundsätzlich konnten alle Teilnehmer die Anforderungen mehr oder weniger gut erfüllen und kamen ins Ziel.
Am besten gefiel den Richtern Lillet (Wertnote 9,20) aus der Zucht von Morena Peteren. Die dunkelbraune holsteinische Stute ist im Besitz der BG Irenenhof und wurde von Andreas Dibowski vorgestellt und gefiel besonders durch ihren effizienten Galopp und das schon sehr ausgereifte Verhalten an den Sprüngen. Im Notizbuch steht noch: Ein Pferd mit viel Perspektive.
Lillet ist eine Tochter des international erfolgreichen Holsteiner Verbandshengstes Livello, der auf den Championatsplätzen dieser Welt gleich mit drei verschiedenen Reitern im Einsatz war: EM Windsor 2009 / Cameron Hanley/IRE, WM Kentucky 2010 / Cagry Basel/TUR, Olympische Spiele Rio 2012 / Angelica Augustsson/SWE. Ihren Blutanteil von knapp 45% (nach HorseTelex) verdankt die Tochter des Livello x Calido u.a. dem Vollblüter Zarewitsch xx, der als dritter Muttervater in diesem Holsteiner Papier auftaucht. Aus der Mutter Princess stammt auch White Thing von ChinChamp, die 2019 mit Stefanie Böhe im Finale der Sechsjährigen glänzte, sowie Cora Lyngriis von Qurado (erfolgreich bis M-Springen). Bereits die Großmutter Gudine von Zarewitsch xx verzeichnet neben zahlreichen Sportpferden auch einen gekörten Sohn mit internationalen Sporterfolgen bis 1,60: Cantando Lyngriis von Cassini (Franke Sloothaak). Gudine ist u.a. Halbschwester zu dem gekörten Hengst Campagne von Campione und Usambara von Fleming (St.Georg-Dressur). Eine weitere Halbschwester Comtess JMen von Capitol zeichnet verantwortlich für die gekörten Hengste Laeken JMen und Larenco (beide von Lancer III), ihr ebenso gekörter Enkel Cassilano JMen von Calisco JMen ist sportlich international bis 1,60 unterwegs.
Die Goldschleife in der zweiten Abteilung bekam der westfälische Schimmel Quasi Quax (WN 9,00 -Züchterin: Sandra Hobitz, Besitzer: Mirko Handrick und der Reiter) unter dem Sattel von Frank Ostholt an die Trense gesteckt. Quasi Quax kam mit der Empfehlung von zwei Siegen in der direkten Vorbereitung auf den Geländeplatz und zeigte sich mit einer großzügigen Galoppade und einem sicheren Sprung, wobei er mit jeder Distanz gut umgehen konnte.
Im oberen Teil des Pedigrees steht feinstes französisches Springblut mit der direkten Vaterlinie Quidam de Revel, Jalisco B und Alme. Die Mutter Carthagos Lady (von Carthago aus der Mikida xx), die in jungen Jahren einige Platzierungen bis M-Springen errang, brachte mit dem Lord-Enkel Lordanos (der Vater von Sandra Auffarths erfolgreichstem Springpferd Nupafeed's La Vista ist) Luke Skywalker, einen erfolgreichen Schleifensammler bis M-Springen und S-Dressur und mit verschiedenen Hengsten der beiden Holsteiner C-Linien drei Nachkommen, die in ländlichen Springen bis zur Klasse M erfolgreich waren bzw. sind.
Auf die beiden zweiten Plätze setzte die Jury Chuppy Pepper (WN 8,80 - Z: Heiko Marckmann, B: Florian Ruff, Reiterin: Daniela Czech-Ruff) und Ashanti's Rose (WN 8,70 - Z: Helmut Bergendahl, B und R: Arne Bergendahl).
Chuppy Pepper konnte vor allem durch die Geschicklichkeit am Sprung Punkte sammeln und hat mit Casaltino einen Vater, der mit Rolf Göran Bengtsson für den Holsteiner Verband bis 1,45 im Parcours erfolgreich war. Daniela Czech-Ruff hat bereits die Mutter unter ihrem Sportnamen Chuppamince zu zahlreichen Erfolge im Gelände bis hin zu Zwei Sterne-Prüfungen geritten. Aus diesem Holsteiner Stamm 242 geht auch der Westfälische Körungsreservesieger 2018 Credo Grande von Cavtat PKZ hervor.
Ashanti's Rose kommt als reinste Familiensache aus dem Hause Bergendahl und kann ihren Vater Asagao xx nicht verleugnen. Die handlich patente Fuchsstute verkörpert ihren sympathischen Vollblutvater nicht nur in Typ und Aufmachung, sondern auch sichtbar im Bewegungsablauf und am Sprung. Ihre Halbschwester Diar Rose von Diar Noir stellte Arne Bergendahl heute Nachmittag bei den Sechsjährigen vor.
Beider Mutter City Rose von Cordino war 2005 unter Lutz Bergendahl selber Finalistin bei den Fünfjährigen in Warendorf und kann bereits auf international erfolgreiche Nachzucht verweisen. Ihre jüngere Tochter Cinnamon Red von Cascadello ist das 2-Sterne Nachwuchspferd von Josefine Schnaufer, ihre ältere Tochter Little Rose von La Calido ist erfolgreich mit Antonia Baumgart international im Busch unterwegs.
"Da hat sich mal jemand Gedanken bei der Anpaarung gemacht" war auf dem Geländeplatz zu vernehmen, als der am Ende drittplatzierte der ersten Abteilung seine Runde drehte. Der hochnoble Duplexx (WN 8,60 - Z: Hans-Peter Petersen, B: Michael Christiansen, R: Jan Matthias) verbindet den blutbetonten Einfluss des Großvaters Heraldik xx mit dem Schmelz seines Vaters Diarado. In dem Holsteiner Pedigree folgen Alacatraz und der Stempelhengst Lord.
Die Mutter Malve ist Vollschwetser zu dem in Holstein gekörten Hunter von Heraldik xx. Malve verfügt über vier weitere sporterfolgreiche Nachkommen, darunter die Corrado-Söhne Contigo (S-Springen) und Corino mit einer gemeinschaftlichen Lebensgewinnsumme von über 8.000 Euro, sowie den beim AES gekörten Sohn Calihall (Spr 1,40) von Casall. Der derzeit bekannteste Vertreter dieses Stammes ist Christian Ahlmanns Championatshengst Dominator Z. Den Richtern dürfte heute besonders das überdurchschnittliche Vermögen und die Kultur am Sprung gefallen haben.
Ebenfalls 8,60 Punkte wurden für Artus S (Z: Rudi Stage, B: Angela Semmelhaack, R: Lotte Palmgren) vergeben, weil er die Prüfung mit relativ wenig Krafteinsatz absolvierte, die ganze Zeit über sehr aufmerksam war und dank eines schnellen Vorderbeins mit jedweder Distanz umzugehen wusste. Der braune Holsteiner Wallach hat in diesem Jahr schon Siege in Dressurpferde- und Geländepferdeprüfungen der Klasse A errungen und war in Geländepferde-L platziert.
Der Vater Amber hat Springsporterfolge bis zur Klasse M in seiner Erfolgsstatistik stehen, dessen Erzeuger Ampere glänzt mit bisher 51 gekörten bzw. anerkannten Söhnen und 24 Staatsprämien- und Prämienstuten.Auf der Mutterseite vereinen sich die Blutlinien von Cor de la Bryere, Cottage Son xx, Ladykiller xx und Marlon xx. Die FN-Datenbank verzeichnet für die Mutter Hannica neun weitere im Sport erfolgreiche Nachkommen, die Schleifen bis S-Springen und M-Dressuren gesammelt haben.
Casalido S (WN 8,50 - Z & B: Theodor Sporkmann, R: Anna-Lena Schaaf) war der einzige Vertreter des OS-Verbandes in der Ehrenrunde. Mit einem kraftvollen Sprung, viel Ruhe und Ausgeglichenheit konnte der Casalido-Sohn heute überzeugen. Der Vater ist ein weiterer Sohn des großen Casall, der im Oldenburgischen bei Gerd Sosath beheimatet ist und S-Springen unter Sohnemann Hendrik Sosath bestreitet. Die Mutter Ile de Cartina verzeichnet drei weitere sporterfolgreiche Nachkommen, darunter Cadorus, den Johannes Ehning in Springpferdprüfungen unter dem Sattel hatte.
Sehr rittig, eine sehr aktive Hinterhand, gut am Sprung - diese Zeilen stehen zur Leistung von Dinathia (WN 8,40 - Z: Werner Kaiser, B: Chevau AB, R: Sara Algotsson-Ostholt) im Notizbuch. Der Celler Landbeschäler Diacontinus (=Vater) gehört zu den populärsten Hannoveraner Springhengsten mit über 1400 registrierten Nachkommen Stand 2020.
Rittigkeit und Grundgangarten gehören zu der vorteilhaften Vererbung des stattlichen Schimmels, entsprechend bestückt er auch die Warendorfer Starterlisten stets zahlreich, idealerweise mit Nachkommen aus blutbetonten Anpaarungen. Dinathia ist dafür ein Paradebeispiel: Die 46 Prozent Blutanteil verdankt sie ihrer Mutter Natschy, einer Tochter des Vollblüters Natiello xx, der ebenfalls in Celler Diensten stand. Natschy ist Halbschwester zu dem gekörten Hengst Levistan von Levisto Z, hat selber Springpferdeprüfungen gewonnen und verfügt über acht sporterfolgreiche Nachkommen. Prominenteste Vertreter dieses hannoverschen Stutenstammes sind die gekörten Hengste Wolkentanz I und II.
Der Richter Liebling war heute eindeutig Chintonic (WN 9,60 - Z: Wolfgang Lutz, B: BG Chin Tonic, R: Julia Krajewski), der diese Qualifikationsprüfung schon in 2020 gewinnen konnte. Fast schon spielerisch, dabei aber immer hochkonzentriert, überwand er die 14 Hindernisse der Geländepferdeprüfung der Klasse L für die 2015 geborenen Nachwuchscracks. Nach 3:15 Minuten hatte er noch fünf Sekunden Platz zur Bestzeit.
Der in Hannover eingetragene Wallach wusste über die gesamten 1.580 Meter zu überzeugen, ließ sich immer gut regulieren und konnte zu den Hindernissen mit jeder Distanz umgehen. Allerdings muss auch anerkannt werden, dass er perfekt präsentiert wurde. Die Sache mit der Abstammung und der Verwandtschaft ist schnell erzählt: Der Contendro I x Heraldik xx-Sohn ist der Vollbruder von fischerChipmunk FRH, mit dem Julia 2013 das Bundeschampionat und 2018 die 3*-Prüfung beim Aachener CHIO gewann und mit dem Michael Jung Ende Juli 8. bei den Olympischen Spielen in Tokio und 2019 Vize-Europameister werden konnte.
Coby R (WN 9,00 - Z: Dr. Frank Robiné, B: ZG Sabine und Dr. Frank Robiné, R: Jérôme Robine) ist einer der 16 (von 33) Starter (2020 = 16 / 2019 = 27), die schon in letztem Jahr ihre Visitenkarte in Warendorf abgegeben haben. Der hochaufgeschossene -in Oldenburg eingetragene- Wallach machte mit jedem einzelnen Galoppsprung viele Meter und setzte sein Springvermögen an den Hindernissen sehr kraftschonend ein.
Wie Chintonic stammt auch Coby R von Contendro I ab; seine Mutter Hermine R (von Hotline - Akzent II) war Dressurpferd im Hause Robiné, turniermäßig bis in Dressurpferde L unterwegs und wurde nach einer frühen Verletzung in der Geländepferdezucht eingesetzt.
Ein weiterer Aspirant auf die 14 Finalplätze war der Schimmel Clearsky (3. mit 8,80 Punkten - Z: Cristina Trauffer, B: Susanne Romeike, R: Louise Romeike), der durch seine Ausgeglichenheit und den guten Sprung voll überzeugen konnte. Der Vater Clearway steht ebenfalls im Pedigree von Christoph Wahlers 5*-Pferd Carjatan S; in den Tiefen seiner Verwandtschaft finden sich mit Retina (7-jährig Springderby-Siegerin
mit Fritz Thiedemann) und Albrant (Einzel-Vize- und Team-Europameister, Silber sowie Bronze mit den Teams bei zwei WMen und Olympia-Silber mit dem Team unter dem Sattel von Herbert Blöcker) zwei Holsteiner Sportgrößen. Entfernt verwandt ist Clearway auch mit dem vielleicht besten Pferd von Herbert Blöcker, Feine Dame von Diplomat xx x Anblick xx (Einzel-Silber und Team-Bronze 1992 in Barcelona, Bronze mit dem Team bei den ersten Weltreiterspielen 1990 in Stockholm, 4. Platz bei der EM 1991 in Punchestown und 2 x Deutsche Vizemeister). Der relativ hohe Blutanteil von über 56 Prozent zeichnet Clearsky aus, seine Mutter O-Corrada I ist eine Enkelin des Vollblüters Grundyman xx und Halbschwester zu dem gekörten Hengst Corrado 123 (Springen 1,60/Joachim Heyer) von Corrado I. Mit Casaltina von Casall hat Clearsky bereits eine international erfolgreiche Halbschwester im Parcours.
Ergebnistechnisch um über einen Punkt hat sich Das Fräulein Inge (WN 8,70 - Z: Peter Broers, B: Hans-Günther Gröttrup, R: Amke Gröttrup) gegenüber 2020 verbessert, die fleißig über den Warendorfer Platz galoppierte und alle Aufgaben löste, ohne dabei groß aufzufallen. Ihr Vater, der Celler Landbeschäler Don Index war Leistungsprüfungssieger zu Zeiten,
als die HLP-Ergebnisse noch mittels Index ermittelt wurden, daher der Name. Dressurbetont geht es mit dem Rubinsteinsohn Rotspon weiter, in dritter Generation folgt Matcho AA, ebenfalls ein Celler Landbeschäler. Der angloarabische Bluteinfluss des Matcho AA erklärt die sportliche Affinität zur Vielseitigkeit, denn Fräulein Inges Mutter Rila ist auch Mutter zu Fräulein Frieda von Fürst Nymphenburg, die Brandon Schäfer-Gehrau 2019 in Kreuth zur Deutschen Meisterschaft der Jungen Reiter in der Vielseitigkeit verhalf. Mittlerweile verzeichnet das Paar internationale 3* Erfolge, u.a. den Gewinn der Einzel- und Team-Bronze-Medaille bei der Europameisterschaft der Junioren 2018 in Fontainebleau.
Ein Viertel der 84 Starter ist bei den Hannoveranern eingetragen, 18 kommen aus Holstein, 15 sind für das DSP unterwegs, mit 10 Pferden ist das Westfälische Pferdestammbuch ebenfalls zweistellig vertreten.
Zur Schonung der Pferde wurde das Reglement geändert und das ehemalige Kleine Finale ist nun eine Trostrunde ohne die Möglichkeit, sich noch über diesen Weg für den Samstag und den Sonntag zu qualifizieren. Daher erscheint unser nächster Bericht nachdem die Dressur- und Springpferdeprüfungen der Eventer beendet sind.
Die besten deutschen Vielseitigkeits-Nachwuchspferde der Jahrgänge 2014 und 2015 beim Bundeschampionat in Warendorf 2020: